Pro Helvetia
Pro Helvetia ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, welche zeitgenössische Schweizer Kunst und Kultur unterstützt und verbreitet. Als Förderinstitution der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist sie für die Promotion und Verbreitung von Schweizer Kultur im Ausland sowie für Schweizer Länderauftritte an internationalen, kulturellen Grossanlässen zuständig. Zudem fördert sie den kulturellen Dialog zwischen den Landesteilen sowie weltweit und unterstützt die Künste im überregionalen Kontext. Geschichte und gesetzliche GrundlageGegründet wurde Pro Helvetia durch den Bundesratsbeschluss vom 20. Oktober 1939[1] als Organisation zur Förderung der Geistigen Landesverteidigung.[2] 1949 wurde sie in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umgewandelt.[3] Das Pro Helvetia-Gesetz vom 17. Dezember 1965 erteilte der Stiftung folgenden Auftrag:
Das Pro Helvetia-Gesetz wurde 1970 und 1980 teilrevidiert und per 1. Januar 2012 durch das Kulturförderungsgesetz abgelöst, welches den Auftrag der Pro Helvetia wie folgt definiert: «Die Stiftung fördert die Vielfalt des künstlerischen Schaffens, macht das Schweizer Kunst- und Kulturschaffen bekannt, fördert die Volkskultur und pflegt den kulturellen Austausch.»[4] Dieser Auftrag wird durch die Kulturbotschaft konkretisiert, welche die Schwerpunkte der Kulturförderung auf Bundesebene für jeweils vier Jahre festlegt.[5] Die Bundesbeiträge an die Stiftung waren zunächst im Pro Helvetia-Gesetz geregelt und betrugen ab 1966 3,0, ab 1971 5,0 Mio. Franken jährlich. Seit der Teilrevision des Gesetzes von 1980 finanziert die Eidgenossenschaft Pro Helvetia durch Kreditbeschlüsse, die sich jeweils über vier Jahre erstrecken und denen ein vom Stiftungsrat verabschiedetes Programm zu Grunde liegt.[6]
TätigkeitDie Aufgaben der Pro Helvetia umfassen gemäss Kulturbotschaft 2025–2028[7] die folgenden Punkte:
Mit Ausnahmen des Films ist Pro Helvetia in allen künstlerischen Disziplinen tätig: Darstellende Künste, Design, Literatur, Musik und Visuelle Künste. Mittels eines Mandats an die IG Volkskultur unterstützt sie innovative Volkskulturprojekte. Die Promotion des Schweizer Filmschaffens hat Pro Helvetia per 1. Januar 2004[8] an die Stiftung Swiss Films übergeben.[9] 2023 hat Pro Helvetia 6'359 Gesuche Dritter erhalten, geprüft und 38,9 Prozent davon positiv beantwortet. Unterstützt wurden die Sparten Darstellende Künste, Design inkl. Game Design, Literatur, Musik und Visuelle Künste. 86,8 Prozent der 45,4 Millionen Franken, die Pro Helvetia im Jahr 2023 eingesetzt hat, flossen direkt in Kulturaktivitäten. Der Anteil der Administrationskosten betrug 13,2 Prozent.[10] OrganisationDie Strategie von Pro Helvetia wird durch den Stiftungsrat vorgegeben. Er besteht aus neun Personen, welche vom Bundesrat gewählt werden. Stiftungsratspräsident ist Michael Brändle. Für ihre operative Tätigkeit betreibt Pro Helvetia eine Geschäftsstelle in Zürich. Diese wird durch den Direktor Philippe Bischof geleitet. Inhaltlich wird die Geschäftsstelle durch eine Fachkommission mit maximal 13 Mitgliedern sowie unabhängige Experten unterstützt, welche durch den Stiftungsrat gewählt werden.[11] Präsidenten
Direktoren
Präsenz im AuslandPro Helvetia finanziert das Centre Culturel Suisse in Paris[13] und beteiligt sich an den Kulturprogrammen von zwei Schweizer Institutionen im Ausland (Istituto Svizzero in Rom, Mailand und Palermo[14]; Swiss Institute in New York[15]). Zudem betreibt Pro Helvetia Verbindungsbüros in Kairo (seit 1988), Johannesburg (seit 1998), New Delhi (seit 2007), Shanghai (seit 2010) und ein dezentrales Verbindungsbüro in Südamerika (seit 2021).[16] Das 2017 eröffnete Verbindungsbüro in Moskau wird per Ende 2024 geschlossen.[17] KritikIm Jahr 2004 wurde im Centre Culturel Suisse in Paris die Ausstellung «Swiss-Swiss Democracy» von Thomas Hirschhorn gezeigt. Diese wurde insbesondere deshalb heftig kritisiert, weil ein Schauspieler andeutungsweise wie ein Hund über ein Bild des damaligen Bundesrats Christoph Blocher urinierte. Die Kritik richtete sich auch gegen Pro Helvetia, welche die Ausstellung mit insgesamt 180'000 Franken finanziert hatte.[18] Pro Helvetia distanzierte sich in der Folge von «allfälligen persönlichen Angriffen auf Christoph Blocher», hielt aber zugleich fest: «Die Stiftung sieht es als eine der grossen Errungenschaften der demokratisch verfassten Gesellschaft, dass sie auch Künstler unterstützt, die eben diese Gesellschaft kritisieren. Die Kunstfreiheit ist überdies in der Verfassung verankert.»[19] Als direkte Konsequenz aus dem sogenannten «Hirschhorn-Skandal» entschied das Eidgenössische Parlament am 16. Dezember 2004, das Budget 2005 der Pro Helvetia um 1 Mio. Franken zu kürzen. Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
Information related to Pro Helvetia |