Polkern (Osterburg)
Polkern gehört zur Ortschaft Krevese und ist ein Ortsteil der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]
Geographie
Polkern, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt 2,5 Kilometer nordöstlich von Krevese und etwa 5 Kilometer nordwestlich von Osterburg in der Gemarkung Dequede am östlichen, steil abfallenden Rand des Landschaftsschutzgebietes „Ostrand der Arendseer Hochfläche“ in der Altmark.[4]
Der Radfernweg Altmarkrundkurs führt in Nord-Süd-Richtung durch das Dorf. Die höchste Erhebung ist der 73,3 Meter hohe Fromms-Berg im Krumker Holz, einen Kilometer südlich des Dorfes. Der Berg gehört zu den Rossower Bergen, die sich nach Norden bis Barsberge erstrecken.[4]
Nachbarorte sind Dequede und Röthenberg im Westen, Drüsedau und Lindhof im Norden, Behrend im Nordosten, Kalandshofen und Osterburg im Südosten, Krumke im Süden und Krevese im Südwesten.[4]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Die erste Erwähnung des Dorfes Polkern stammt aus dem Jahre 1235 als in villa Polcre, als die Markgrafen Johann und Otto mit dem Kloster Arendsee einen Gütertausch durchführten.[5] Weitere Nennungen sind 1551 Polckern, 1687 Polckern[1] und 1804 Polkern.[6]
Landwirtschaft
Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 17 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 393 Hektar, zwei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 13 Hektar, eine Gemeindebesitzung hatte 1 Hektar. Enteignet und aufgeteilt wurde ein Bauernhof mit 100,9 Hektar. 1948 hatten aus der Bodenreform vier Vollsiedler jeder über 5 Hektar und 53 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar erworben.[1]
Im Februar 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Karl Marx“. Die fünf verbliebenen Einzelbauern schlossen sich 1960 unter erheblichem politischem Druck zur LPG „Auf dem Berge“ zusammen. In der Folge kam es zu weiteren Zusammenschlüssen. Polkern wurde einer der Standorte der Zwischengenossenschaftlichen Einrichtung „ZGE Schweineproduktion Ballerstedt.“[7]
Vorgeschichte und Archäologie
Die Großsteingräber bei Polkern wurden im 19. Jahrhundert zerstört. Eine Grabhügelgruppe bei Polkern wurde auf die römische Kaiserzeit datiert.[8] Geborgene Grabbeigraben, wie eine weitmundige keramische Schale und ein engmundiger Topf, sind im Kreismuseum Osterburg inventarisiert.[9]
Im Jahre 1897 wurde in Polkern ein Silberschatz gefunden. Dazu gehörten 152 niederelbische Agrippiner und Hacksilber. Die Münzen waren um 1120 vergraben worden.[10]
Die Fundumstände sind nicht überliefert. Paul Kupka beschrieb im Jahre 1906 silberne Schmuckgeräte aus Korallen und Topassteinen, die seinerzeit im Museum in Stendal aufbewahrt wurden. Die Münzen waren an ein Museum in Berlin eingesendet worden.[11]
Herkunft des Ortsnamens
Ernst Haetge schrieb 1938, abgeleitet von „pol-criv“ könnte „pole“ für „das Feld“, „criv“ für „bucklich, hügelig“ stehen. Das „v“ könnte sich abgeschliffen haben.[12]
Eingemeindungen
Bis 1807 gehörte das Dorf zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es bis 1810 im Kanton Bretsch auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[1]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Polkern nach Dequede eingemeindet.[13] Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Dequede in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Februar 1974 wurde die Gemeinde Dequede in die Gemeinde Krevese eingemeindet.[14] Zu Krevese kamen damit die Ortsteile Polkern, Dequede und Röthenberg.
Am 1. Juli 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinde Krevese mit anderen Gemeinden zur neuen Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark).[15] Die Ortsteile Polkern, Dequede und Röthenberg kamen dadurch zur neuen Ortschaft Krevese und zur Hansestadt Osterburg (Altmark).
Einwohnerentwicklung
Jahr
|
Einwohner
|
1734 |
087
|
1775 |
103
|
1789 |
095
|
1798 |
111
|
1801 |
106
|
1818 |
092
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1840 |
161
|
1864 |
171
|
1871 |
177
|
1885 |
171
|
1892 |
[00]161[16]
|
1895 |
139
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1900 |
[00]133[16]
|
1905 |
143
|
1925 |
167
|
1910 |
[00]149[16]
|
1930 |
[0]171[7]
|
1939 |
140
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1946 |
286
|
1991 |
[0]112[7]
|
2005 |
[0]149[7]
|
2011 |
[00]134[17]
|
2012 |
[00]128[17]
|
2015 |
[0]127[7]
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
2018 |
[00]129[18]
|
2019 |
[00]128[18]
|
2020 |
[00]128[19]
|
2021 |
[00]126[20]
|
2022 |
[0]124[2]
|
2023 |
[0]132[2]
|
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Polkern, die früher zur Pfarrei Krevese gehörte,[21] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kossebau im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Polkern stammen aus dem Jahre 1801. Ältere Einträge finden sich in den Büchern von Krevese, die 1683 beginnen.[23]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[24]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche Polkern, eine ursprünglich romanischer Feldsteinbau aus dem 12. Jahrhundert, wurde 1777 umgebaut. Der heutige Fachwerkturm stammt von 1905.[25] Umgeben von tiefen Gräben hat der Platz eine wehrhaften Charakter. Gottfried Daume vermutet hier einen ehemaligen slawischen Opferplatz, auf dem später die Kirche errichtet wurde.[26]
- Seit dem Jahr 2000 gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus und Domizil für die Freiwillige Feuerwehr, entstanden aus einem landwirtschaftlichen Gebäude. Der Verein „Weitblick Polkern e. V.“ und die Freiwillige Feuerwehr organisieren jährlich ein Dorffest, zwei Brauchtumsfeuern und eine Weihnachtsfeier.[7]
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
- In der Dorfkirche gibt es als Besonderheit Gedenktafeln für die Gefallenen der Freiheitskriege von 1813–1815. Sie sind auf der Empore abgelegt.[27]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft ist landwirtschaftlich geprägt, neben der Agrargenossenschaft Krevese gibt es zwei Nebenerwerbslandwirte.[7]
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1681–1683, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 184 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 380, 110. Polkern (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1681–1683, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Nico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 13.
- ↑ Hansestadt Osterburg (Altmark): Hauptsatzung Hansestadt Osterburg (Altmark), § 15 Ortschaftsverfassung vom 3. Juli 2019. 5. Juli 2019, abgerufen am 10. April 2020.
- ↑ a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 5 (Digitalisat).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 319 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00341~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
- ↑ a b c d e f g Corrie Leitz: Der Ortsteil Polkern stellt sich vor. In: osterburg.de. 2017, abgerufen am 8. Mai 2021.
- ↑ Barbara Fritsch: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 508.
- ↑ Rosemarie: Die Altmark in spätrömischer Zeit (= Siegfried Fröhlich [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt. Band 50). Halle (Saale) 1997, S. 186–187, 89., 90..
- ↑ Horst Konietzko: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Ohne Moos nichts los. Münz- und Geldwesen in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 373.
- ↑ Paul Kupka: Der Silberfund von Polkern. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1906, S. 123–126 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013289~SZ%3D123~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
- ↑ Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 75–76.
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 345, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (landkreis-stendal.de [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 184 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 11. April 2020]).
- ↑ a b Nico Maß: Nur noch vierstellig. In: Osterburger Volksstimme. 21. Januar 2020, DNB 1047269554, S. 13.
- ↑ Nico Maß: Osterburg schrumpft. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 9. Januar 2021, DNB 1047269554, S. 17.
- ↑ Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 88 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Kossebau. In: ekmd.de. Abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 8. Mai 2021.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 367.
- ↑ nach Ernst Haetge: Gottfried Daume: Die Einführung des Christentums in den nordöstlichen Teil der Altmark. Voigt, Seehausen (Altmark) 1925, OCLC 833375431, S. 12.
- ↑ Polkern, Stadt Osterburg, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2012, abgerufen am 3. Oktober 2022.
Ballerstedt mit Klein Ballerstedt |
Düsedau mit Calberwisch |
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Flessau mit Natterheide, Rönnebeck, Storbeck und Wollenrade |
Gladigau mit Orpensdorf und Schmersau |
Königsmark mit Rengerslage, Wasmerslage und Wolterslage |
Krevese mit Dequede, Polkern und Röthenberg |
Meseberg |
Osterburg mit Billerbeck, Kalandshofen, Schilddorf, Stadtrandsiedlung, Tornowshof, sowie Dobbrun, Krumke und Zedau |
Rossau mit Schliecksdorf, Geldberg, Groß Rossau und Klein Rossau |
Walsleben mit Uchtenhagen
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