Paul Mikat war das uneheliche Kind einer Ärztin und Kunsthistorikerin und eines römischen Priesters. Er wurde von Leo Mikat, einem protestantischen leitenden Angestellten bei Krupp und seiner Frau, einer katholischen Lehrerin, adoptiert und aufgezogen.[1]
1957 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Deutsches Recht, Bürgerliches Recht, Handelsrecht und Kirchenrecht an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an. Dort war er bis 1965 auch Direktor des Instituts für Deutsches Recht und des Instituts für kirchliche Rechtsgeschichte. 1965 nahm er einen Ruf der Ruhr-Universität Bochum an und war dort bis zu seiner Emeritierung 1990 ordentlicher Professor für Bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht. 1962 wurde Mikat zum Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen ernannt; dieses Amt hatte er bis zum Wechsel zu einer sozial-liberalen Koalition 1966 inne. In diese Zeit fielen Maßnahmen, dem Lehrermangel abzuhelfen, indem neue Lehrer mit Kurzausbildung in den Staatsdienst kamen, die nicht den klassischen Werdegang über Studium, erstes und zweites Staatsexamen hinter sich hatten. Diese Lehrer wurden umgangssprachlich „Mikätzchen“ bzw. „Mikater“ genannt.
Durch die Vielzahl der Erlasse und Verfügungen benannte man nach ihm scherzhaft eine Zeiteinheit, die den mittleren Abstand zwischen zwei Erlassen umfasst.
Von 1966 bis 1969 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtags.[3] Von 1969 bis 1987 war er Mitglied des Deutschen Bundestages.
Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass Mikat am 11. Juni 1943 die Aufnahme in die NSDAP beantragt hatte und rückwirkend zum 20. April desselben Jahres aufgenommen worden war (Mitgliedsnummer 9.596.776).[6] Dies führte zu einer öffentlichen Kontroverse, in deren Verlauf sich Mikat nicht äußerte.[7]
Ferner war er Ehrensenator der Universität Düsseldorf und erhielt vor 1998 drei weitere Ehrendoktorwürden.
Stiftungen
1992: Paul-Mikat-Stiftung mit dem Zweck, Forschung und Lehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, speziell durch die Unterstützung der Juristischen Fakultät, zu fördern. Das Stiftungsvermögen am 31. Dezember 2007 betrug 82.000,- €.[14]
(zusammen mit Leonhard Küppers): Der Essener Münsterschatz. Fredebeul & Koenen, Essen 1966.
(zusammen mit Helmut Schelsky): Grundzüge einer neuen Universität. Zur Planung einer Hochschulgründung in Ostwestfalen. Bertelsmann, Gütersloh 1967.
Scheidungsrechtsreform in einer pluralistischen Gesellschaft. Gieseking, Bielefeld 1970.
Zur rechtlichen Bedeutung religiöser Interessen. Rheinisch-Bergische Druckerei- u. Verl.-Ges., Düsseldorf 1973.
Religionsrechtliche Schriften. 2 Bände (= Staatskirchenrechtliche Abhandlungen, Bd. 5). Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-03262-4.
Dotierte Ehe – rechte Ehe. Zur Entwicklung des Eheschließungsrechts in fränkischer Zeit. Westdeutscher Verlag, Opladen 1978, ISBN 3-531-07227-7.
(als Herausgeber): Kirche und Staat in der neueren Entwicklung (= Wege der Forschung, Bd. 566). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-08166-8.
Rechtsprobleme der Schlüsselgewalt. Westdeutscher Verlag, Opladen 1981, ISBN 3-531-07255-2.
Ethische Strukturen der Ehe in unserer Zeit. Zur Normierungsfrage im Kontext des abendländischen Eheverständnisses. Schöningh, Paderborn 1987, ISBN 3-506-75601-X.
Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien (511–626/27) (= Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, N.F., Bd. 74). Schöningh, Paderborn 1994, ISBN 3-506-73375-3.
Spektrum. Aufsätze und Reden. Schöningh, Paderborn 1995, ISBN 3-506-75602-8.
Konflikt und Loyalität. Bedingungen für die Begegnung von früher Kirche und römischem Imperium. Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-76430-0.
Quellen
Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 1966 bis 1970 (Sechste Wahlperiode) (= Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen. Bd. 8). Herausgegeben von Christoph Nonn, Wilfried Reininghaus und Wolf-Rüdiger Schleidgen, eingeleitet und bearbeitet von Andreas Pilger, Siegburg 2006, ISBN 3-87710-361-8.
Rudolf Morsey: Zur Vita Paul Mikats (1924–2011) bis zu seiner Berufung an die Universität Würzburg (1957). In: Historisch-Politische Mitteilungen 22 (2015), S. 275–300.
Dieter Schwab (Hrsg.): Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft. Festschrift zum 65. Geburtstag. Duncker & Humblot, Berlin 1989, ISBN 3-428-06759-2.
Rolf Willhardt (Hrsg.): Der Gründervater: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Mikat zum 75. Geburtstag. Düsseldorf 2000.
↑Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen: Gesamtverzeichnis des CV 2001 – Die Verbindungen des CV mit ihren Ehrenmitgliedern, Alten Herren und Studierenden, München 2001, S. 77.
↑Eckart Klaus Roloff: Pfadfinder der Forschung. Paul Mikat, der Präsident der Görres-Gesellschaft, seit 40 Jahren im Amt, gibt immer wieder wichtige Impulse. In: Rheinischer Merkur (Bonn), Nr. 39 vom 28. September 2006, S. 22.