Oskar entstammte der sächsischen und bürgerlichen Familie Reyher. Er war ein Sohn des Kommissionsrats Eduard Reyher (1800–1893) und dessen Ehefrau Wilhelmine, geborene Rabenstein (1802–1840).
Militärkarriere
Reyher besuchte die Gymnasien in Freiberg und Zwickau und plante ursprünglich Medizin zu studieren. Aufgrund des Dresdner Maiaufstandes im Jahre 1849 und der darauf folgenden Neuorganisation und Erweiterung der Sächsischen Armee trat er im Juli desselben Jahres als Volontär in das 4. Bataillon des 1. Linien-Infanterie-Regiment „Prinz Albert“ ein, welches im selben Jahre noch in eine Infanterie-Brigade gleichen Namens umgewandelt wurde. Reyher war mit seinem Bataillon dabei in Bautzen stationiert. 1850 absolvierte er einen Kursus an der Militärbildungsanstalt in Dresden und wurde anschließend am 1. November 1850 zum Portepeejunker beim 12. Infanterie-Bataillon in Wurzen ernannt. Er wurde am 1. April 1852 zum Leutnant im 5. Infanterie-Bataillon in Chemnitz befördert und zwei Jahre später in das ebenfalls in Chemnitz stationierte 7. Infanterie-Bataillon versetzt. Er diente nach der Verlegung des Bataillons nach Marienberg weiterhin in dieser Einheit und wurde anlässlich der folgenlosen Mobilmachung gegen Frankreich am 1. März 1859 zum Oberleutnant befördert. Die nächsten Jahre war er als Bataillonsadjutant in seinem Truppenteil tätig und wurde in dieser Eigenschaft von seinen Unteroffizieren sehr geschätzt.
Am 1. Februar 1864 wurde Reyher als Adjutant zur 2. Infanterie-Brigade vacant „Prinz Max“ kommandiert und rückte in dieser Eigenschaft nach Ausbruch des Krieges gegen Preußen ins Feld. Er konnte sich dabei während der Schlacht von Königgrätz auszeichnen; die österreichische Brigade unter dem k.k. Generalmajor Karl Schulz wurde bei Ober-Priem nahezu zerstört und nahm den Rückzug an, weshalb die Oberleutnant Reyher angehörige 2. Infanterie-Brigade in eine äußerst kritische Lage geriet. Er konnte so aber mit seinem verwundeten Pferd den Abteilungen einer Halb-Brigade den Befehl zum Aufmarsch geben um den Rückzug auf Nieder-Prschim zu erleichtern und wurde dafür mit dem Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens beliehen. Direkt nach der Schlacht wurde er zum Hauptmann befördert und zum Adjutanten der 1. Infanterie-Division unter Generalleutnant Bernhard von Schimpff ernannt.
Nach Kriegsende und Reorganisation der Sächsischen Armee wurde Reyher am 1. April 1867 als Kompaniechef der in Leisnig stationierten 3. Kompanie des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 zugeteilt. 1869 wurde er in den Generalstab nach Dresden versetzt und im Mai 1870 in den preußischen Großen Generalstab nach Berlin unter der Leitung von Helmut von Moltke kommandiert und dabei dienstleistend beim Generalstabe der 19. Division verwendet. Er kehrte zwecks Ausbruch des Krieges gegen Frankreich nach Sachsen zurück und wurde mit dem Hauptmann Eugen von Kirchbach als Generalstabsoffizier zur Kavallerie-Division Nr. 12 unter Generalmajor Franz zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld versetzt. Dabei wurde er am 22. August 1870 zum Generalkommando abkommandiert, wo er vom 15. September bis zum 26. November 1870 den vor Paris an Typhus erkrankten Chef des Stabes des XII. Armee-Korps, Oberst Oswald von Carlowitz, vertrat. Er nahm während des Krieges an den Schlachten bei Gravelotte, Verdun, Nouart, Beaumont, bei Sedan, Villiers, der Besetzung von Mont Avron und der Belagerung von Paris teil. Für sein Wirken erhielt Reyher das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens mit Kriegsdekoration, beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie den württembergischen Militärverdienstorden. Noch während des Krieges wurde er am 1. Mai 1871 zum Major befördert und kehrte schließlich nach Sachsen zurück, wo er vom 15. September desselben Jahres bis zum 1. Oktober 1875 als Generalstabsoffizier bei der Kavallerie-Division Nr. 12 diente. Zugleich wirkte er auch bei der Militär-Examinations-Kommission und wurde am 1. Oktober 1875 zum Oberstleutnant befördert.
Reyher hatte sich am 12. Oktober 1858 in Chemnitz mit Natalie Richter (1838–1908) verheiratet. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor, von denen zwei im Kindesalter verstarben. Heinrich von Reyher (1859–1911) wurde Oberstleutnant und Kurt von Reyher (1862–1925) Generalleutnant in der Sächsischen Armee.
Literatur
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefsadeligen Häuser. 1915. Neunter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1914, S. 794.
Sechzigjähriges Dienstjubiläum des Königlich Sächsischen Generals der Infanterie v. Reyher. In: Militär-Wochenblatt. Nr. 93 vom 24. Juli 1909, S. 2107–2108.
Eduard Oskar von Reyher. In: Sachsens Generale der Gegenwart. Eugen Schurig, Dresden 1894, S. 21–26. (Digitalisat)