Operation Plumbbob war die 14. Serie von US-amerikanischenKernwaffentests, die zwischen dem 24. April und 7. Oktober 1957 auf der Nevada Test Site durchgeführt wurde.[1] Sie war die größte und längste Serie von Atombombentests innerhalb der Vereinigten Staaten. Insgesamt wurden 30 Bomben getestet, wobei sechs Bomben Sicherheitstests waren und es bei zweien zu keiner Kernspaltung kam.
Das Hauptziel von Plumbbob war, Sprengköpfe für Interkontinental- und Mittelstreckenraketen zu testen. Auch wurden Sprengköpfe mit geringer Sprengkraft getestet, die gegen U-Boote und Flugzeuge einsetzbar waren. Hierbei wurde auch der erste und bisher einzige Test einer nuklearen Luft-Luft-Rakete durchgeführt. Getestet wurde eine AIR-2 Genie, die von einer Northrop F-89J Scorpion in 5.640 Metern Höhe gestartet wurde.
Während weiterer 43 Tests wurden die Auswirkungen eines Kernwaffenangriffs auf zivile und militärische Ziele untersucht. Bestandteil dieser Versuche waren Studien über Strahlung und deren Einfluss auf Lebewesen. So wurden während der gesamten Operation insgesamt 1.200 Schweine beobachtet. Bei der Explosion des Priscilla-Testes wurden 719 Schweine in verschiedenen Experimenten verwendet, zum Beispiel um geeignete Schutzwesten gegen eine thermonukleare Explosion zu entwickeln.
Etwa 18.000 Soldaten der Air Force, Army, Navy und des Marine Corps nahmen an Gefechtsübungen während Plumbbob teil. Das Militär wollte untersuchen, wie Soldaten mit einem Atomkrieg umgehen würden. Während der Übungen wurden die Soldaten einer viel zu hohen Strahlendosis ausgesetzt. Im Jahre 1980 wurden bei einer Umfrage bei den Soldaten, die beim Smoky-Test teilnahmen, deutlich erhöhte Leukämieraten entdeckt. Auch wurden Experimente durchgeführt, um die Sicherungsmaßnahmen von Kernwaffen zu überprüfen. Aufgrund dieser Tests wurden bessere Sicherungssysteme entwickelt, die Kernwaffen vor versehentlichem Auslösen, zum Beispiel durch einen Flugzeugabsturz, schützen sollen.
Die einzelnen Tests der Plumbbob-Serie
Die Tests wurden entweder nach verstorbenen Wissenschaftlern oder nordamerikanischen Bergen benannt.
Fehlzündung, erreichte nur 7 % der vorherberechneten Sprengkraft
Lassen
5. Juni 1957 11:45 Uhr
Area 9a
152 Meter 500 Fuß
Ballon
0,5 T (600 T)
Wilson
18. Juni 1957 11:45 Uhr
Area 9a
152 Meter 500 Fuß
Ballon
10 kT (8 kT bzw. 2–12 kT)
Priscilla
24. Juni 1957 13:30 Uhr
Area 5
213 Meter 700 Fuß
Ballon
37 kT (40 kT)
Die Wirksamkeit einer Mark-39 gegenüber Schutzbunkern wurde getestet
Coulomb-A
1. Juli 1957 17:30 Uhr
Area 3h
0 Meter 0 Fuß
Boden
0 T (1–2 lb)
Sicherheitstest
Hood
5. Juli 1957 11:40 Uhr
Area 9a
457 Meter 1500 Fuß
Ballon
74 kT (60–80 kT)
größter oberirdischer Test auf dem amerikanischen Kontinent; erster Test einer zweistufigen Fusionsbombe auf der Nevada Test Site; 2500 Marineinfanteristen nahmen an der Militärübung Desert Rock VII teil[2]
Bei diesem Test wurde der Schacht mit einer ca. 900 kg schweren Stahlplatte verschlossen.
Die bei dem Test weggeschleuderte Platte wurde nie gefunden und ist bis heute Teil umfangreicher Spekulationen, welche ein Verlassen der Erdatmosphäre für möglich halten.[3]
Sie beziehen sich dabei auf theoretische Berechnungen und die Auswertung weniger Bilder einer Hochgeschwindigkeitskamera, die eine Beschleunigung der Platte bis auf die 5 bis 6-fache Fluchtgeschwindigkeit der Erde ergeben.[4]
Somit könnte die Platte das erste künstliche Objekt sein, das einen Erdorbit erreicht oder sogar das Schwerefeld der Erde verlassen hat.
Kritiker vermuten jedoch, dass die Platte vollständig in der Erdatmosphäre verglühte.[5]
Franklin Prime
30. Aug. 1957 12:40 Uhr
Area 7b
230 Meter 750 Fuß
Ballon
4,7 kT (2 kT)
Wiederholung des Franklin-Testes
Smoky
31. Aug. 1957 12:30 Uhr
Area 8
210 Meter 700 Fuß
Turm
44 kT (45–50 kT)
Test der ersten und zweiten Stufe für die Entwicklung der strategischen Bombe B41; zweiter Test einer Wasserstoffbombe auf dem amerikanischen Kontinent; nach der Zündung rückten Kampftruppen bis zu 100 Meter an das Zentrum der Explosion heran[6] Erster Test zur Erforschung der Effekte der Druckwelle auf zerklüfftetes bzw. bergiges Terrain im Vergleich zu flachem Gelände.
Galileo
2. Sep. 1957 12:40 Uhr
Area 1
152 Meter 500 Fuß
Turm
11 kT
Wheeler
6. Sep. 1957 12:45 Uhr
Area 9a
152 Meter 500 Fuß
Ballon
197 T (200 T)
wahrscheinlich Prototyp des Sprengkopfes W54 für die Davy Crockett[6]
Coulomb-B
6. Sep. 1957 20:50 Uhr
Area 3g
0 Meter 0 Fuß
Boden
0,3 kT (1–2 lb; max. 20 T)
Sicherheitstest
Laplace
8. Sep. 1957 13:00 Uhr
Area 7b
230 Meter 750 Fuß
Ballon
1 kT (1,5–2 kT)
Fizeau
14. Sep. 1957 16:45 Uhr
Area 3b
152 Meter 500 Fuß
Turm
11 kT (8–10 kT)
Newton
16. Sep. 1957 12:50 Uhr
Area 7b
457 Meter 1500 Fuß
Ballon
12 kT (50–70 kT)
Rainier
19. Sep. 1957 16:59 Uhr
Area 12
−274 Meter −899 Fuß
Tunnel
1,7 kT
Erste unterirdische Explosion, bei der keine Spaltprodukte an die Oberfläche gelangten
Whitney
23. Sep. 1957 12:30 Uhr
Area 2
152 Meter 500 Fuß
Turm
19 kT (15 kT)
Charleston
28. Sep. 1957 13:00 Uhr
Area 9
450 Meter 1500 Fuß
Ballon
12 kT (weniger als 50–100 kT)
fehlgeschlagener Test einer Fusionsbombe
Morgan
7. Okt. 1957 13:00 Uhr
Area 9
152 Meter 500 Fuß
Ballon
8 kT (2–10 kT)
Galerie
Test der Wasserstoffbombe Hood, die radioaktive Wolke stieg bis in eine Höhe von 13,3 km
Plumbbob Smoky
Plumbbob John – Einziger Test einer nuklearen Luft-Luft-Rakete. Abgefeuert wurde eine AIR-2 Genie von einer Northrop F-89J Scorpion in 5.640 Metern Höhe.
Das Heck eines unbemannten Luftschiffes, das durch die Druckwelle bei der Stokes Explosion abstürzte. Das Luftschiff wurde verwendet, um die Auswirkungen der Explosion und der Druckwelle festzustellen. Dafür befand es sich fünf Meilen (8 km) vom Ground Zero entfernt.
↑Nuclear Test Personnel Review (NTPR) Program, Shot Hood, A Test of the Plumbbob Series – DNA 6002F (Memento vom 28. September 2012 im Internet Archive) (PDF; 3,1 MB)