Obermarsberg
Obermarsberg ist einer von 17 Stadtteilen der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen. Der Ort befindet sich an der Stelle der frühgeschichtlichen Eresburg. Insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert war der Ort als Stadtberge bekannt; diese Bezeichnung ist noch im Plattdeutschen gebräuchlich. Karl der Große gründete dort ein Kloster, das als Propstei von Corvey bis 1803 bestand. Daneben entwickelte sich im 13. Jahrhundert eine Stadt. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges zerstört, wurde sie wieder aufgebaut, erreichte aber nicht mehr die frühere Bedeutung. Seit 1975 ist sie Teil der neuen Stadt Marsberg. Geographische LageObermarsberg liegt auf einem maximal etwa 398 m ü. NN hohen Bergplateau, das an drei Seiten steil abfällt. Nur im Süden erlaubt ein Sattel einen relativ problemlosen Zugang. Das Plateau ist etwa 1 km lang und 0,5 km breit. Westlich vorbei am Berg fließt die Diemel, in die nördlich des Berges in Niedermarsberg die östlich verlaufende Glinde mündet. GeschichteVor- und FrühgeschichteErste Besiedlungsspuren in Form von Feuersteinwerkzeugen fanden sich in der sogenannten Weißen Kuhle. Sie stammen etwa aus der Zeit um 14.000 v. Chr. In der Nähe der Stiftskirche fand man Überreste der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur. Wahrscheinlich hat es in der vorrömischen Eisenzeit eine Wallburg mit einer Holz-Erde-Befestigung gegeben. In der sächsischen Zeit befand sich auf dem Plateau die Eresburg. Neuere Forschungen stellen allerdings in Frage, ob es sich bei der in frühmittelalterlichen Quellen erwähnten Eresburg tatsächlich um diese Befestigung handelt.[2] Dort soll sich auch das bedeutende Stammesheiligtum Irminsul befunden haben. MittelalterKarolingische ZeitErstmals tritt das Gebiet von Obermarsberg im Jahr 772 in Erscheinung, als Karl der Große während des Krieges gegen die Sachsen die auf dem Berg gelegene Eresburg eroberte. Er zerstörte das sächsische Heiligtum, die Irminsul, und ließ durch Missionare um Sturmius eine erste Kirche errichteten. 774 eroberten die Sachsen die Eresburg zurück; doch schon ein Jahr später konnte Karl die Eresburg erneut einnehmen und neu aufbauen. Danach blieb trotz mehrfacher anschließender Aufstände der Sachsen die fränkische Herrschaft über die Eresburg erhalten. 780 soll das Kloster Obermarsberg von Karl gegründet worden sein. 785 ließ er an der Stelle der Irminsul eine steinerne Basilika erbauen, die angeblich 799 von Papst Leo III. bei einem Treffen mit Karl dem Großen auf der Eresburg geweiht wurde. 826 schenkte Ludwig der Fromme die Eresburg mit dem Kloster und der Kirche dem Kloster Corvey. König Ludwig das Kind verlieh im Jahr 900 der unterhalb der Eresburg im Tal gelegenen Villa Horhusen (dem späteren Niedermarsberg) einen öffentlichen Markt sowie Münz- und Zollrechte. 1115 wurde die Burg durch Friedrich von Arnsberg und 1145 Volkwin von Schwalenberg zerstört. Zwischen 1205 und 1208 wurde die Burg vom Abt von Corvey wieder aufgebaut. StadtentstehungZwischen 1200 und 1220 zogen Einwohner der unterhalb des Berges gelegenen Siedlung Horhusen (heute Niedermarsberg) auf die Anhöhe und gründeten dort dicht unter der ehemaligen Eresburg eine Stadt, die Mons Martis oder auch Heresberg genannt wurde. Im Zuge der Übersiedlung wurde die frühgotische Nikolaikirche erbaut. Gegenüber der verkehrsgünstig im Tal gelegenen Siedlung, die erst im 19. Jahrhundert sich zur Stadt entwickeln konnte, überwog bei Obermarsberg der Befestigungscharakter. Die Stadt wurde mit Mauern und Türmen befestigt. 1222 wurde erstmals das Stadtgericht erwähnt. 1228 widerrief König Heinrich (VII.) die von ihm zwei Jahre zuvor vorgenommene Übertragung der Besitzrechte der Eresburg an den Kölner Erzbischof und gab sie wieder an den Abt von Corvey. 1229 wird in einer Urkunde die Zugehörigkeit der neuen Stadt zum Bistum Paderborn betont. Dabei ist erstmals von 12 „consules“ (Ratsherren) und von der Gemeinde die Rede. Im Jahr 1230 wurden die Stadt und die Propstei Obermarsberg durch Feuer weitgehend vernichtet. Um den Wiederaufbau zu finanzieren, verkaufte Corvey die Hälfte von Marsberg an den Erzbischof von Köln, während Corvey das Kloster in Marsberg behielt. Die Burgmannen wurden nunmehr von beiden gemeinsam bestimmt. Das Erzbistum errichtete innerhalb der Stadtmauern auch seine eigene Burg, denn 1322 wird in einem Vertrag zwischen ihm und der Abtei Corvey ein „castrum Marsbergh“ als neu erbaut erwähnt.[3] Die Stadt war ein bedeutender Handelsort und war im Spätmittelalter Mitglied der Hanse. NeuzeitIm 16. Jahrhundert hatte sich die Stadt der Reformation angeschlossen. Dabei spielten Konflikte mit dem Kloster Corvey ebenso eine Rolle wie das Vorbild des benachbarten Waldeck. Den Bürgern gelang es immer wieder, die Einsetzung katholischer Pfarrer zu verhindern. Nach dem Ende des Kölner Erzbischofs Gebhard I. von Waldburg, der versucht hatte in seinem Machtbereich den Protestantismus offiziell einzuführen, änderte sein Nachfolger Ernst von Bayern zunächst nichts an der Konfession. Unter Ferdinand von Bayern begann auch in dem zum Herzogtum Westfalen gehörenden Marsberg die Gegenreformation. Er befahl, bis zum Jahr 1628 die katholische Konfession anzunehmen oder auszuwandern. Gleichwohl dauerte es Jahrzehnte, bis alle Bürger katholisch waren. Nach 1630 gab es kaum noch evangelische Einwohner in der Stadt. Die Gegenreformation hatte für die Stadt negative Folgen. Viele Bürger wanderten ab und zahlreiche Häuser verfielen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie ab 1632 mehrfach von Hessen und Schweden belagert und 1646 fast vollständig zerstört. Fast 200 Häuser gingen in Flammen auf. Auch das Stift und das Rathaus wurden zerstört. Dabei ging auch das städtische Archiv verloren. Die Sieger brachen Mauern und Tore ab, so dass die Bewohner in der Folgezeit zu großen Teilen wieder ins Tal zogen. Gleichwohl konnte Obermarsberg seine politische Vormacht gegenüber der Unterstadt Niedermarsberg bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches behaupten. Im Jahr 1808 erhielt Niedermarsberg seine Unabhängigkeit. Das Justizamt wurde 1827 in die Unterstadt verlegt. Eine industrielle Entwicklung wie in der Unterstadt fand in Obermarsberg nicht statt. Während des Zweiten Weltkrieges war es von Ende November 1939 bis Januar 1940 zur Einquartierung von Wehrmachtssoldaten gekommen.[4] Von Ende Oktober bis November 1944 waren dann Soldaten der Waffen-SS einquartiert. Ab März 1945 kam es zu Tieffliegerangriffen. Am Nachmittag des 29. März erreichte Fahrzeugkolonnen mit Panzern der US-Army von Giershagen aus Obermarsberg. In der Nacht waren fortlaufend Explosionen zu hören und ein Feuerschein im Westen zu sehen. Unterhalb des Hagens war ein deutscher Munitionszug in Brand geraten. In einige Häuser quartierten sich für acht bis 14 Tage US-Soldaten ein. Im Zweiten Weltkrieg fielen 94 Männer der Stadt Obermarsberg als Soldaten, davon die meisten an der Ostfront, oder starben in Gefangenschaft.[5] Am 1. Januar 1975 wurde Obermarsberg in die neue Stadt Marsberg eingegliedert.[6] PolitikWappenBlasonierung: „In Rot der goldene (gelbe) Großbuchstabe A mit schwarzer Damaszierung; im Oberwappen eine silberne (weiße) dreitürmige Mauerkrone mit Tor.“ Das Wappen wurde am 20. Dezember 1909 vom König von Preußen genehmigt. Der Buchstabe A kommt bereits im 13. Jahrhundert auf Münzen von Obermarsberg vor. Es soll sich auch einen Wappenstein mit dem A an der Obermarsberger Kirche befunden haben. Die Bedeutung des Buchstaben ist bis heute ungeklärt. Das Wappen wurde heute in moderner Form ohne Mauerkrone und Damaszierung von der Stadt Marsberg weitergeführt. SehenswürdigkeitenIn der Liste der Baudenkmäler in Marsberg sind für Obermarsberg 34 Baudenkmale aufgeführt.
Einzelnachweise
Literatur
WeblinksCommons: Obermarsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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