Dort erbaute das Unternehmen ab 1875 Siedlungshäuser, meist Doppelhäuser für Arbeiterfamilien, aber auch Mehrfamilienhäuser sowie Villen für leitende Angestellte seiner Betriebe. Ende der 1930er Jahre umfasste der Ort 168 Häuser für 435 Haushalte[2] und 1284 Einwohner[3].
Dazu trug die Ilseder Hütte, als Grundbesitzer, die gesamten Gemeindelasten der neuen Ortschaft. Sie errichtete und betrieb die öffentliche Infrastruktur mit Stromversorgung, Müllabfuhr, Schule, Badehaus und Einkaufsläden. Das Unternehmen finanzierte den Polizeidienst und ernannte Bürgermeister sowie Gemeindedirektor.[2] Erst in der Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg konnten erstmals ein Gemeinderat und ein Bürgermeister demokratisch gewählt werden.
Die Werkssiedlung behielt ihre kommunale Selbstverwaltung bis 1964. Die Gemeinde Neuölsburg wurde aufgelöst und mit dem Nachbarort Ölsburg zur Gemeinde Ölsburg vereinigt.[5] Deren Auflösung erfolgte am 1. Februar 1971 im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen, als sie mit fünf weiteren Orten zur neugegründeten Einheitsgemeinde Ilsede zusammengeschlossen wurde.[6] Heute wird der Ortsname Neuölsburg nicht mehr als offizieller Ortsteil der Gemeinde Ilsede geführt.
In den vergangenen Jahrzehnten wuchs die ehemalige Gemeinde Neuölsburg mit den Ilseder Ortsteilen Ölsburg, Groß Bülten und Groß Ilsede baulich zusammen, ohne erkennbare Ortsgrenzen. Das Ortsbild wird noch heute von Ein- und Zweifamilienhäusern bestimmt.
In den ursprünglich großzügig geschnittenen Gärten der Siedlungshäuser entstanden seit den 1960er Jahren individuelle Einfamilienhäuser. Der Straßenverlauf weist noch heute auf seine planmäßige Entstehung hin – im Gegensatz zu den historisch gewachsenen Dorfkernen der Nachbarorte.
Seit der Einstellung des Betriebes der Ilseder Hütte im Jahre 1983 gehen viele Bewohner des Ortes ihrer Erwerbstätigkeit in den nahe gelegenen Industrien des Raums Salzgitter/Peine oder im OberzentrumBraunschweig nach.
Wappen
Blasonierung: „In Gold mit blauem Schildhaupt, darin ein schreitender rotbewehrter und -gezungter goldener Löwe; fünf rote Häuser in zwei Reihen (3:2) in der Mitte überdeckt von einem silbernen Dreieckschild, darin ein schwarzes Bergmannsgezähe.“[11]
Wappenbegründung: Neuölsburg entstand 1870 durch die Schaffung von Wohnraum für die Familien von Hüttenarbeitern der Ilseder Hütte und wurde 1875 zur eigenen Gemeinde erhoben. Daher stehen die Häuschen im Wappen für die Entstehung des neuen Ortes und das Bergmannsgezähe für den Grund dieser Neugründung. Der Löwe im Schildhaupt repräsentiert, wie in Ölsburg die frühere herzoglich-braunschweigische Landesherrschaft.
Das Wappen wurde von Alfred Brecht gestaltet und am 18. Juli 1960 durch den hildesheimischen Regierungspräsidenten genehmigt.
Persönlichkeiten
Wilhelm Bergmann (* 20. April 1869 in Sankt Andreasberg; † 13. April 1949 in Neuölsburg), Bergingenieur und Unternehmer in der Montanindustrie
Friedrich Cordes (* 6. Januar 1881 in Neuölsburg; † 7. Dezember 1949 in Oldenburg (Oldb.)), Diplomingenieur und Hochschuldirektor
↑ abStatistisches Bundesamt (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Endgültige Ergebnisse nach der Volkszählung vom 13. September 1950 (= Statistik der Bundesrepublik Deutschland. Band33). W. Kohlhammer, Stuttgart/Köln 1952, S.60 (Digitalisat [PDF; 27,1MB]).
↑ abcdMichael Rademacher: Die Kreisleiter der NSDAP im Gau Weser-Ems. Tectum, Marburg 2005. ISBN 3-8288-8848-8.
↑Verordnung über Gebietsbereinigungen im Raume der Hermann-Göring-Werke Salzgitter. Vom 25. Juni 1941. Reichsgesetzblatt I, S. 357.
↑Gesetz über den Zusammenschluß der Gemeinden Ölsburg und Neuölsburg, Landkreis Peine. 1. Juli 1964, Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt 1964, Nr. 16, S. 133–134.
↑
Niedersächsisches Landesverwaltungsamt (Hrsg.): Gemeindeverzeichnis für Niedersachsen. Gemeinden und Gemeindefreie Gebiete. Eigenverlag, Hannover 1. Januar 1973, S.129 (Digitalisat [PDF; 21,3MB; abgerufen am 27. August 2019] Landkreis Braunschweig).
↑Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S.143.