Mykolaj Tscharnezkyj war das älteste von neun Kindern. Seine Eltern waren Bauern und lebten in bescheidenen Verhältnissen. Die Bauernfamilie war fromm und gestaltete ihr Leben nach christlichen Vorgaben. Der Schüler Mykolaj besuchte die Dorfschule von Towmatsch und wechselte dann auf das St. Nikolaus Gymnasium nach Stanislau, dem heutigen Iwano-Frankiwsk. Bereits in frühen Jahren äußerte der begabte Schüler die Absicht, Priester zu werden. 1904 sandte ihn BischofHryhorij Chomyschyn von Stanislau nach Rom und spendete ihm auch am 2. Oktober 1909, während eines Kurzbesuchs in der Ukraine, die Priesterweihe.
Mit der erneuten Machtübernahme in der Ukraine durch sowjetischen Truppen, im Jahre 1944, begann das Leiden für Bischof Mykolaj Tscharnezkyj. Am 11. April 1945 wurde er inhaftiert und in einem Gefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKWD gefoltert und verhört. 1946 wurde er in ein Gefängnis nach Kiew verbracht und vor ein Militärtribunal gestellt. Man verurteilte ihn als „Agent des Vatikans“ zu einer zehnjährigen Haftstrafe. In der sibirischen Stadt Mariinsk kam er gemeinsam mit dem späteren KardinalJossyf Slipyj, den er 1939 als Mitkonsekrator zum Bischof geweiht hatte, in ein Gefängnis. Bis zu seiner Entlassung 1957 war er in mehr als 30 Gefängnissen inhaftiert. In den letzten Jahren seiner Gefangenschaft musste er sich öfters im Gefängniskrankenhaus aufhalten. Um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, Bischof Tscharnezkyj in Gefangenschaft in den Tod getrieben zu haben, entließen ihn die sowjetischen Behörden nach Lemberg. Mit einem Redemptoristenbruder zog er in Lemberg in eine Wohnung ein und konnte sich wider Erwarten erholen. Er führte ein geistliches Leben und verbrachte viel Zeit mit Beten und Lesen. In dieser Zeit weihte er mehrere Priesteramtskandidaten zu Priestern. Aber schon nach kurzer Zeit starb er am 2. April 1959.
Seligsprechungsprozess
Am 4. April wurde Bischof Mykolaj Tscharnezkyj beigesetzt und bald darauf kam der Wunsch auf, diesen Bischof heiligzusprechen. Viele Gläubige pilgerten zu seiner Grabstätte auf den Lytschakiwski-Friedhof. Als bedeutendstes Wunder wird berichtet, dass eine Frau durch die Grabeserde geheilt worden sei. Somit begann der Glaube, dass die Erde um sein Grab herum Wunderkräfte besitzen würde. 1960 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet und fand am 2. März 2001 in der Erzeparchie Iwano-Frankiwsk seinen Abschluss. Am 24. April 2001 wurde das Seligsprechungsdekret durch Papst Johannes Paul II. unterschrieben und Bischof Mykolaj Tscharnezkyj zum „Märtyrer für den christlichen Glauben“ erhoben. Sein kirchlicher Gedenktag wurde auf den 2. April festgelegt.