Muş (armenischՄուշMusch; kurdischMûş) ist eine türkische Stadt und Hauptort des gleichnamigen Landkreises (İlçe) im Osten von Anatolien. Die Stadt liegt etwa 750 km östlich von Ankara und etwa 80 km westlich des Vansees. Sie hat über 100.000 Einwohner und ist Hauptstadt der gleichnamigen ProvinzMuş. Die Bevölkerung besteht mehrheitlich aus Kurden. Bis zum Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915 lebten 25.000 Armenier in Muş.[2] Die Stadt war armenischer Bischofssitz.
Die Stadt liegt am Murat, der sich im Keban-Stausee in Elazığ mit dem Karasu zum Euphrat vereinigt. Das Tal des wasserreichen Stromes – der nach rund 900 km Strecke in der Türkei auch halb Syrien und den ganzen Irak durchfließt – liegt hier noch auf mehr als 1000 Metern Meereshöhe. Es verläuft zwischen den Ost-West-Gebirgsketten der Bingöl Dağları (2800 m) und des Akçakara Dağı (2950 m) im Süd-Ost-Taurus (Güney Doğu Toroslar).
Stadtbild
Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die Burg, die etwa auf das 14. Jahrhundert zurückgehende große MoscheeUlu Cami, die Moscheen von Hacı Seref (etwa 17. Jahrhundert) und Alaeddin Bey (erste Hälfte 18. Jahrhundert), die Karawanserei von Aslanlı (etwa 14. Jahrhundert) und die Ruine der St.-Marineh-Kirche.
Muş erhielt 1929 den Status einer Gemeinde (Belediye).
Landkreis
Der zentrale Landkreis liegt im (süd-)westlichen Teil der Provinz. Er ist der flächenmäßig größte (31,8 %) und bevölkerungsstärkste (48,1 %) der Provinz. Mit einer Bevölkerungsdichte von 71,8 übersteigt er den Provinzwert (von 47,5 Einw. je km²). Im Norden grenzt er an den Kreis Varto, im Osten an die Kreise Bulanık, Korkut sowie Hasköy. Des Weiteren bilden die Provinzen Bitlis und Batman im Süden sowie Diyarbakır und Bingöl im Westen die Provinzgrenze.
Die Fernstraße D300 (İzmir–Van) durchquert den Kreis in Ost-West-Richtung, die Fernstraße D955 trifft von Norden kommen in Muş auf die D300. Diese verlässt den Kreis wieder Richtung Osten (Van), während die D955 unterbrochen wird und erst wieder bei Hasro/Silvan (Provinz Diyarbakır) auftritt. Muş liegt auch an einer Eisenbahnstrecke, die aus dem Westen von Elazig kommend bis nach Tatvan am Vansee reicht.
Der zentrale Landkreis Merkez besteht neben der Provinz- und Kreisstadt Muş noch aus acht weiteren Belediye (Gemeinden):
Sungu (5767)
Yaygın (3937)
Konukbekler (3083)
Kızılağaç (2884)
Serinova (2263)
Karaağaçlı (2109)
Kırköy (1887)
Yeşilova (1740 Einw.)
Des Weiteren existieren im Kreis 95 Dörfer (Köy) mit durchschnittlich 628 Bewohnern (das ist der höchste Durchschnitt in der Provinz). Die größten dieser Dörfer sind:
Kepenek (2321)
Çöğürlü (1971)
Tandoğan (1823)
Soğucak (1736)
Taşoluk (1699)
Bostankent (1597)
Kıyık (1492)
Yarpuzlu (1409)
Suvaran (1377)
Yücetepe (1265)
Karakuyu (1223)
Ortakent (1216)
Harman (1173)
Arpayazı (1114)
Bahçeköy (1102)
Ağartı (1088)
Keçidere (1012)
Bozbulut (1003 Einw.)
Drei ehemalige Dörfer (Bağlar 2530, Güzeltepe 3925 und Sütlüce 4785 Einw. Ende 2017) wurden 2018 zu Stadtvierteln (Mahalle) von Muş.
Klimatabelle
Muş hat durch die Höhenlage ein mediterran beeinflusstes Kontinentalklima mit sehr großen Unterschieden zwischen Sommer und Winter (Dsa).
Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Muş sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[3]
Jahr
Provinz
Landkreis
Stadt
absolut
anteilig (%)
absolut
anteilig (%)
absolut
2020
411.117
48,05
197.555
57,82
114.231
2019
408.809
47,78
195.323
57,30
111.927
2018
407.992
47,40
193.394
55,57
107.470
2017
404.544
47,17
190.814
50,16
95.717
2016
406.501
46,64
189.606
49,08
93.052
2015
408.728
46,13
188.550
48,33
91.126
2014
411.216
45,26
186.097
47,51
88.409
2013
412.553
44,33
182.883
46,00
84.121
2012
413.260
43,44
179.534
45,54
81.764
2011
414.706
43,59
180.767
45,32
81.918
2010
406.886
42,71
173.771
43,10
74.902
2009
404.484
42,66
172.535
42,18
72.774
2008
404.309
41,75
168.817
41,17
69.507
2007
405.509
41,42
167.978
41,98
70.509
Volkszählungsergebnisse
Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[4] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[5].
Region
1945
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1997
2000
Stadt (Şehir)
5.040
7.050
10.888
11.965
15.687
23.058
27.761
40.977
42.159
44.019
65.801
45.951
zentraler Kreis (Merkez)00
33.825
45.354
58.308
72.319
85.991
103.641
122.610
146.527
165.895
140.953
167.443
171.023
Provinz (İl)
82.699
107.286
135.401
167.638
198.716
234.250
267.203
302.406
339.492
376.543
422.247
453.654
Türkei
18.790.174
20.947.188
24.064.763
27.754.820
31.391.421
35.605.176
40.347.719
44.736.957
50.664.458
56.473.035
62.865.574
67.803.927
Ursprung des Namens Muş
Es ist nicht bekannt, wann und durch wen Muş gegründet worden ist. Es gibt mehrere Legenden und Erzählungen:
Nach einer Überlieferung wurde die Stadt durch Hebräer gegründet. Diese flohen vor den Assyrern nach Anatolien. In einem Salname (Jahrbuch) des Vilâyets Bitlis von 1914 wurde der Name Muş als Ablautung aus dem hebräischen Wort Muşa, was etwa „wasserreicher, fruchtbarer Ort und Weideplatz“ bedeutet, angegeben. Tatsächlich liegt Muş in einem fruchtbaren und wasserreichen Tal.
Eine andere Überlieferung nennt das Volk der Muški als Gründer. Diese seien im 12. Jh. v. Chr. von der Ägäis nach Ostanatolien eingewandert. Von Muş aus hätten die Muški dann weiter Richtung Assyrien expandiert. Dort werden sie in den assyrischen Quellen aus dem 12. bis 8. Jh. v. Chr. oft erwähnt.
Eine religiöse Überlieferung besagt, dass Muş von einem Enkel Japhets namens Muş gegründet worden sei.
In der Antike war die Region um Muş als Taronitit bekannt. Muş trug damals den Namen Taron.
Geschichte
Die norwegische Krankenschwester Bodil Biørn betrieb von 1907 bis zum Ausbruch des Völkermordes 1915 ein Krankenhaus und ein Kinderheim für die armenische Bevölkerung der Stadt.[6]
Söhne und Töchter der Stadt
Mesrob Naroyan (1875–1944), Erzbischof und Patriarch von Konstantinopel