Bereits als Kind stand er vor der Kamera, so vor allem in der von seiner Mutter und Rainer Boldt geschriebenen Kinderserie Neues aus Uhlenbusch mit Hans Peter Korff, der zu dieser Zeit mit Monica Bleibtreu verheiratet war. Es folgte eine weitere Rolle in Boldts Ich hatte einen Traum, wiederum mit Korff. Seine dritte Rolle hatte er 1986 an der Seite seiner Mutter im Fernseh-Dreiteiler Mit meinen heißen Tränen.
Bleibtreu besuchte die Jahnschule (heute Ida-Ehre-Schule) in Hamburg-Harvestehude,[4] damals eine Gesamtschule. Diese Schule verließ er mit dem Realschulabschluss in der elften Klasse – wegen Nichterscheinens erhielt er keine Bewertung mehr. Er ging anschließend nach Paris, wo er eineinhalb Jahre als Au-Pair arbeitete und Französisch lernte. Nach einem weiteren Jahr in Italien ging er nach New York, wo er an kleineren Schauspielschulen Unterricht nahm. Ein Vorsprechen am Actors Studio blieb erfolglos, er fand dort jedoch eine Beschäftigung als Faktotum, wodurch er die Schauspieler bei den Proben beobachten konnte.
Schauspielkarriere
Nach vierjährigem Auslandsaufenthalt setzte Bleibtreu seine Karriere mit 21 Jahren am Thalia Theater und am Schauspielhaus in Hamburg fort. Es folgten Rollen in kleineren Fernsehproduktionen. 1993 spielte er in Schulz & Schulz eine Nebenrolle, die schon seine große Wandelbarkeit zeigte.[5]
In den 1990er-Jahren spielte er einige große Fernsehrollen. 1994 spielte er in Rainer Kaufmanns ZDF-Fernsehkrimi Unschuldsengel an der Seite von Christian Näthe und Jürgen Vogel den schwulen Kneipenwirt Thorsten aus der Hamburger Stricherszene, der einem 16-jährigen Jungen hilft, die Unschuld seines Vaters zu beweisen, der einen jungen Mann aus dem Hamburger Rotlichtviertel getötet haben soll. Kaufmann besetzte ihn auch auf der Kinoleinwand in seiner Liebeskomödie Stadtgespräch als homosexueller, naiver Tischler Karl in einer ähnlich gelagerten Rolle.
1997 war er neben Til Schweiger und Jan Josef Liefers Hauptdarsteller in Knockin’ on Heaven’s Door, dem mit über 3 Millionen Zuschauer erfolgreichsten deutschen Film des Jahres. Auch im nächsten Jahr war er im meistgesehenen heimischen Kinofilm vertreten: In Tom Tykwers auch international erfolgreichem Lola rennt übernahm er die zweite Hauptrolle des Manni.
1998 entschied er für sich, „keine Fernsehfilme mehr zu machen, weil Kino eine aktive Form des Zuschauens ist, Fernsehen hingegen eine passive“.[6][7]
Gelegentlich wirkt der Schauspieler in größeren Nebenrollen internationaler Koproduktionen mit, wie in Vijay und ich – Meine Frau geht fremd mit mir von Sam Garbarski. Auch in Kinder- und Jugendfilmen war Moritz Bleibtreu zu sehen, unter anderem 2004 als spanischer „Fakir“ Lombardo in dem dänischen Abenteuerfilm Der Fakir oder 2016 als Holländer-Michel in der Wilhelm-Hauff-VerfilmungDas kalte Herz von Johannes Naber.
Im Februar 2015 war er nach 17 Jahren wieder in einer Fernsehproduktion zu sehen. In der ZDF-Krimireihe SCHULD nach Ferdinand von Schirach übernahm er bis 2019 in drei Staffeln die Hauptrolle des Strafverteidigers Friedrich Kronberg.
Im September 2020 stellte Bleibtreu beim Filmfest Hamburg sein Regiedebüt Cortex, das im Oktober 2020 seine Kinopremiere hatte, vor. 2021 war er in der sechsteiligen RTL+-Dramaserie Faking Hitler als Kunstfälscher Konrad Kujau an der Seite von Lars Eidinger zu sehen.
Bleibtreu betätigt sich neben seiner Arbeit vor der Kamera auch als Synchronsprecher, u. a. lieh er in den Jahren 2004 und 2006 Jason Raize seine Stimme für den in den Walt Disney Studios entstandenen US-amerikanischen 44. abendfüllenden Zeichentrickfilm Bärenbrüder sowie in dessen Fortsetzung Bärenbrüder 2.
Im Juni 2013 erregte Bleibtreu Aufmerksamkeit, als er mit Alexandra Maria Lara, Joko Winterscheidt, Christian Ulmen, Elyas M’Barek, Cro, Jürgen Vogel und anderen in einem Werbespot einer Fast-Food-Kette auftrat. Bleibtreu rechtfertigte sich damit, dass er sich mit dem Spot den Luxus ermögliche, klein-budgetierte Filme zu drehen, und er außerdem das beworbene Produkt (Cheeseburger) gelegentlich selbst konsumiere.
Bleibtreu beteiligte sich im April 2021 an der Aktion #allesdichtmachen, bei der rund 50 prominente Schauspieler in Einzelvideos diverse Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kommentierten. Nach Intervention eines Werbepartners hat er auf die Veröffentlichung eines eigenen Video-Beitrages jedoch verzichtet.[9]
Privates
Bleibtreu, der in Reinbek bei Hamburg lebt,[10][11] war ab 2006 bis mindestens 2014 mit seiner Freundin Annika liiert. Im November 2008 wurden sie Eltern eines Jungen.[12][13]
Am 21. Juli 2022 heiratete er seine Partnerin, die Personalmanagerin Saskia de Tschaschell, in der Maria-Magdalenen-Kirche in Reinbek.[14]
2015: Just Cause 3 (Videospiel) als Rico Rodriguez
Dokumentarfilm
Als Schauspieler geboren – Moritz Bleibtreu. Dokumentarfilm, Deutschland, 2011, 43 Min., Buch und Regie: Ulrike Bremer, Produktion: arte, Erstsendung: 26. August 2012 bei arte, Inhaltsangabe von ARD mit Fotos.
Auszeichnungen
1997: Deutscher Filmpreis – Bester Nebendarsteller für Knockin on Heaven’s Door
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 423.
Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 51 ff.
↑Tobias Rüster: Back to School - Gottschalks Klassentreffen, news.de, 12. Juni 2015. (Besprechung der 8. Folge der Sendung Back to School – Gottschalks großes Klassentreffen, Staffel 3, Sendung 1, Erstausstrahlung vom 12. Juni 2015)