Helene Mina Nast wurde in Karlsruhe geboren. Ihr Vater war Karl Nast, Geiger im Orchester des dortigen Großherzoglichen Hoftheaters, ihre Mutter die Chorsängerin Adelheid Nast, geb. Rupp.[1] Sie studierte am Karlsruher Konservatorium bei Hermann Rosenberg und bei Bianca Bianchi in Salzburg. 1897 debütierte sie am Stadttheater Aachen, 1898 wurde sie in das Ensemble der Dresdner Hofoper aufgenommen, dem sie bis zu ihrem Rückzug von der Bühne im Jahr 1919 angehörte.
1905 heiratete sie den späteren finnischen Konsul und Filialdirektor eines Bankhauses Karl Franz Robert von Frenckell (* 1880 Helsinki; † 1952 Frankfurt am Main) in der Dresdner Lukaskirche.[2] Die Opernchronisten Kutsch/Riemens beschreiben sie „als gefeiertes Mitglied“ der Hofoper und merken weiters an: „Hoch musikalischer, ausdrucksgewandter Koloratursopran. [...] Man bewunderte namentlich ihre Kunst des Mozart-Gesanges.“ Sie sang in einer Reihe von Ur- und Erstaufführungen, reüssierte sowohl in komischen Opern als auch in tragischen und ihr Repertoire reichte vom Cherubino in Figaros Hochzeit über den Sophie im Rosenkavalier bis zu den Puccini-Heroinen Mimi (in La Bohème) und Madame Butterfly. Sie war übrigens die erste Cio-Cio-San Dresdens. Allgemein gelobt wurde die „Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit ihrer Darstellungsweise, d[ie] ungemein frische, anmutige Stimme und de[r] Reiz ihrer jugendlichen, eleganten Erscheinung“, so das Dresdner Frauenstadtarchiv.[3] Neben ihrer Tätigkeit an der Sächsischen Hofoper konnte sie vielen Gastspieleinladungen nachkommen, sie sang beispielsweise ab 1902 bei den Wagner-Festspielen in Amsterdam, 1903 in Prag, 1905 in Kanada und in den Vereinigten Staaten, 1906 in Berlin und Wien, weiters in München, St. Petersburg und Helsinki. Nach einem Schiffsunglück im Jahr 1907, bei dem mehrere ihrer Kollegen ums Leben kamen, beschloss sie, keine Ozeanreisen mehr zu unternehmen. 1919 verabschiedete sie sich als Mimi vom Dresdner Publikum. Danach wirkte sie als Gesangspädagogin, verließ die Stadt jedoch nach der Bombardierung Dresdens in der Nacht vom 13. auf 14. Februar 1945, bei welcher auch ihr Haus zerstört wurde.
Die Künstlerin war – zusammen mit ihrem Ehemann – in der Esperanto-Bewegung aktiv[4] und nahm 1908 am 4. Esperanto-Weltkongress in Dresden teil.
Minnie Nast hinterließ Schallplatten für G&T (Dresden 1902, Berlin 1905 & 1907), Odeon (Berlin 1907 und 1910–11), Gramophone (Dresden 1908 und Berlin 1908–11, hier u. a. Micaela in vollständiger „Carmen“), Pathé (Berlin 1910) und Polyphon (Berlin 1910).
Rollen (Auswahl)
Uraufführungen
Alle hier gelisteten Uraufführungen fanden alle an der Dresdner Hofoper im Sempergebäude statt:
Bizet: Carmen, erste Gesamtaufnahme des Werkes, Oktober 1908 (in deutscher Sprache), aufgezeichnet von der Gramophone and Typewriter Company – als Micaëla
Strauss: Der Rosenkavalier, 1911, Szenen mit Margarethe Siems und Eva von der Osten (Besetzung der Dresdner Uraufführung), für Gramophone und Odeon – als Sophie
Insgesamt liegen folgende Aufzeichnungen vor: G&T (Dresden 1902, Berlin 1905–07), Odeon (Berlin 1907 und 1910–11), Gramophone (Dresden 1908, Berlin 1908–11) und Polyphon (Leipzig 1910).
Auszeichnungen
Königlich Sächsische Kammersängerin
Ehrenmitglied der Semperoper
Bürgerliche goldene Medaille Bene merentibus des Königlichen Hauses Sachsen
Silberne Medaille mit der Krone für Kunst und Wissenschaft (Sachsen-Altenburg)
Ehrenkreuz für freiwillige Wohlfahrtspflege im Kriege
Literatur
Rainer E. Lotz, Axel Weggen und Oliver Wurl: Discographie der deutschen Gesangsaufnahmen, Band 2. Birgit Lotz Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-9805808-0-6, S. 461–467
Enrico Stinchelli: Les stars de l'opéra: grands artistes lyriques de l'histoire, 2002
Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens, Hansjörg Rost: Großes Sängerlexikon. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-11598-9 (7 Bände). S. 3296 f