Als Häftling wurde ihm die Position des persönlichen Schreibers eines KZ-Lagerkommandanten zugewiesen, was einen einzigartigen Sonderfall im gesamten KZ-Lagersystem darstellte. Er konnte durch seine Tätigkeit in Göths Büro bei Abwesenheit von Göth und der deutschen Sekretärin Einblicke in geheime Unterlagen der SS erhalten, so dass er Oskar Schindler wichtige Informationen zukommen lassen konnte und später ein bedeutender Zeitzeuge wurde.
Der jüdische Deutsch-Pole Mietek Pemper wurde mit seiner Familie im Jahr 1941 im „jüdischen Wohnbezirk“ in Podgórze eingesperrt, der in der Nachkriegszeit Krakauer Ghetto genannt wurde. Im März 1943 wurde er als Häftling in das Konzentrationslager Plaszow (deutsch: Plaschau) weiter deportiert, wo er bis September 1944 gefangen blieb.
Fast während seiner gesamten Zeit im KZ war er aufgrund seiner mehrsprachigen Kurzschrift-Kenntnisse als persönlicher Stenograph des Lagerkommandanten Amon Göth tätig. Wie sich später beim Prozess gegen Gerhard Maurer herausstellte, war dies eine einzigartige Sonderstellung: In keinem anderen KZ war es vorgekommen, dass ein Häftling Schreiber des Lagerkommandanten sein durfte.[1]
Diese einzigartige Situation ermöglichte die besondere Zusammenarbeit mit Oskar Schindler. Um Bestrafungen für Rechtschreibfehler bei Namen zu entgehen, nahm Pemper regelmäßig Einblick in Kohlepapierblätter der deutschen Sekretärin Göths für geheime Unterlagen. Darunter befand sich Schriftverkehr der SS und des Regimes. Er entdeckte den Befehl zur „Auflösung“ aller Lager mit so genannter „nicht kriegswichtiger“ Produktion, der einige Monate, nachdem Generalfeldmarschall Friedrich Paulus in Stalingrad kapituliert hatte, gegeben wurde. Pemper konnte die Information an den Fabrikbesitzer Oskar Schindler und dessen jüdischen Buchhalter Itzhak Stern weiterleiten. Unter anderem ermöglichte er Schindler dadurch die rechtzeitige Umstellung der Produktion von Küchengeschirr aus Blech in die Produktion von Granatenhülsen. Als Rüstungsbetrieb erhielt er von der SS die Genehmigung, die Firma mit den Häftlingen nach Mähren zu verlegen. In das dort neu errichtete KZ-Außenlager Brünnlitz durfte Schindler 1200 jüdische Häftlinge mitnehmen, um die „kriegswichtige Produktion“ weiterzuführen.
Als Göth im September 1944 wegen Unterschlagung von Wertsachen verhaftet wurde, konnte Schindler auch Pemper als Zwangsarbeiter in seine Fabrik übernehmen und ihn damit vor der Ermordung retten.
Nach der Zerschlagung des Nazi-Regimes nahm Pemper in Polen ein Studium der Soziologie auf und erreichte den Magister-Grad in Ökonomie. Er pflegte außerdem seine kranke Mutter und arbeitete als Dolmetscher bei den Kriegsverbrecher-Prozessen in Polen, so beim Krakauer Auschwitzprozess. Bei einigen dieser Gerichtsverhandlungen sagte er auch als Zeuge aus, insbesondere war er Hauptzeuge im Prozess gegen Amon Göth.
1958 siedelte Pemper aus Polen nach Süddeutschland über und war in Augsburg als Unternehmensberater tätig. Der Augsburger Ehrenbürger starb am 7. Juni 2011 im Klinikum Augsburg.[2]
Auf dem Gelände der ehemaligen Sheridan-Kaserne im Augsburger Stadtteil Pfersee ist seit März 2012 der Mietek-Pemper-Weg nach ihm benannt.[3]
Zeitzeuge
Pempers Berichte dienten unter anderem dem Regisseur Steven Spielberg als Grundlage seines 1993 veröffentlichten Films Schindlers Liste, durch den weltweit über 100 Millionen Menschen von der Rettungsaktion erfuhren. Die Tätigkeiten Pempers und Sterns hat Spielberg aus dramaturgischen Gründen in der Figur des Schindler-Buchhalters zusammengefasst, so dass Pempers Anteil weniger bekannt wurde.
Erst durch die Aufarbeitung seiner Lebensgeschichte für Spielberg konnte sich Pemper in späteren Jahren dazu überwinden, auch in Schulklassen und bei Vorträgen sein Schicksal zu erzählen. Zusammen mit Viktoria Hertling und Marie Elisabeth Müller veröffentlichte er 2005 seine Erinnerungen in dem Buch Der rettende Weg. Schindlers Liste – Die wahre Geschichte.
Die Stadt Augsburg benannte einen Weg nach Mietek Pemper.[3]
Die Stiftung der Universität Augsburg vergibt seit 2003 den mit 2500 Euro dotierten Mietek-Pemper-Forschungspreis für herausragende Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Dieser Preis ist vorrangig gedacht zur Würdigung von „Beiträgen jüngerer Forscher zum Verständnis der Katastrophen des 20. Jahrhunderts und ihrer Wurzeln“.[4][5]