Seinen Namen hat Michelbach (ahd. Michel für groß) vom gleichnamigen Michelbach (heute Weibersbach), der durch den Ort der Kahl zufließt. Im 9. Jahrhundert schrieb man den Ort noch „Mihilbaha“.[3] Im Kahlgründer Dialekt wird der Ort „Mechelbach“ oder „Mischelbach“[4] genannt.
Von 1601 bis 1605 fand im Freigericht Alzenau eine große Hexenverfolgung statt. In deren Folge wurden auch 17 Frauen aus Michelbach auf dem Scheiterhaufen als Hexen lebendig verbrannt.[5]
Als Graf Johann Reinhard III. 1736 als letzter männlicher Vertreter des Hauses Hanau starb, war dessen Erbe hinsichtlich der Grafschaft Hanau-Münzenberg aufgrund eines Erbvertrages der Landgraf von Hessen-Kassel. Ob das Erbe sich auch auf den Hanauer Anteil an dem Kondominat erstreckte, war in den folgenden Jahren zwischen Kurmainz und Hessen-Kassel heftig umstritten. Der Streit endete in einem Kompromiss, dem Partifikationsrezess von 1740, der eine Realteilung des Kondominats vorsah. Es dauerte allerdings bis 1748, bis der Vertrag umgesetzt war. Michelbach fiel dabei an Kurmainz.
Am 1. Juli 1975 gab Michelbach im Zuge der Gebietsreform in Bayern seine Selbständigkeit auf und wurde der Stadt Alzenau angegliedert.[6]
Sehenswürdigkeiten
Das Michelbacher Schlösschen ist ein zweigeschossiges barockes Schloss, das aus einem Wasserschloss des 16. Jahrhunderts hervorging. Es befindet sich nahe den Kreuzungen der Staatsstraßen 2305 und 2444; von der alten Anlage ist lediglich ein Mauerkern erhalten. Der erste Schlossbesitzer war Rupertus de Willemin, ihm folgte Freiherr Ferdinand Kaspar Joseph von Wrede, welcher um 1700 das Wasserschloss in die heutige Form umbaute. Diesem folgte Marquis du Chastler, der das Schlösschen von seinem Vorgänger erwarb. Nach einem weiteren Besitzerwechsel kaufte es der Frankfurter Ratsherr David Domer im Jahre 1862. Von der Familie Domer/Hendschel erwarb es die Gemeinde Michelbach im Jahr 1930. Ab 1949 stand es der Kirchengemeinde zur Nutzung zur Verfügung. Es diente zwischenzeitlich bis 1980 auch als Altersheim. Seit September 2006 wurde es durch Generalsanierung und Umbau als Museum der Stadt Alzenau einer neuen Bestimmung zugeführt und dient außerdem als Veranstaltungsort.
Die Pfarrkirche St. Laurentius wurde in den Jahren 1776/1777 zum Teil auf den Mauerresten einer im Jahr 1588 errichteten Kapelle erbaut. Im Inneren befinden sich mehrere Epitaphe des Ortsadels. 2006/2007 wurde der Innenraum der Pfarrkirche renoviert, Renovierungsarbeiten wurden vor allem am neu gestalteten Altarraum vorgenommen. Am 1. April 2007 konnte die erste Messe in der renovierten Kirche gefeiert werden.
Das Schloss Maisenhausen, gebaut in Albstädter Randlage zum Ortsteil Michelbach, ist ein als Villa umgebauter Gutshof (1753), welcher sich in Privatbesitz befindet und nicht öffentlich zugänglich ist.
Kulturweg Am Sülzert[7] – Vom Ringwall zum Landsitz
Früher befand sich die Kihn-Mühle in Michelbach. Sie war einst die leistungsfähigste Mühle Unterfrankens und versorgte das Dorf mit elektrischem Strom. Heute ist nichts mehr von der Mühle zu sehen. Das Gebäude wurde 2011 abgerissen. Ursprünglich wurde 1731 die „Brückenmühle“ von Johann Adam Kihn erworben und 1848 von Valentin Kihn zur Großmühle ausgebaut.
Weinbau
Michelbach besitzt neben dem denkmalgeschützten Weinberg Apostelgarten weitere Weinberge, in denen seit Jahrhunderten an der Westseite des Hahnenkamms Weißweine angebaut werden.
Vereine und Verbände
Michelbach weist ein aktives Vereinsleben auf mit mehreren Gesangs- und Musikvereinen, einem Kleintierzuchtverein, einem Turnverein, einem Schützenverein, dem Fußball-Sportverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Das Spielleuteorchester des TV 1901 Michelbach e. V. wurde 1906 offiziell gegründet, ist somit der älteste Spielmannszug Bayerns und Besitzer der Pro-Musica-Plakette. Er war Bayerischer Meister 1999, 2009, 2017 und 2019 des LSW Bayern, Deutscher Meister 2004, 2006, 2010 und 2019 des DBV sowie zweimaliger Rheinland-Pfalz-Meister 2005 des LSW Rheinland-Pfalz.
Persönlichkeiten
Karl Kihn (* 28. Mai 1854 in Michelbach; †9. Januar 1934 in Aschaffenburg), deutscher Arzt und Geschichts- und Heimatforscher
Valentin Kihn (* 9. Januar 1822 in Michelbach; †13. April 1901 in Michelbach), Bayerischer Landtagsabgeordneter für die Patriotenpartei
Rudolf Ritter von Horstig, genannt d’Aubigny von Engelbrunner (1858–1936), Architekt in München und Würzburg, Vorstand der königlichen Universitätsbauinspektion in Würzburg
Friedrich Huth (* 19. November 1892 in Michelbach; †20. April 1980 in Alzenau-Michelbach), Reichs- und Landtagsabgeordneter; Mitglied der verfassungsgebenden Landesversammlung; Landrat
↑Unser Kahlgrund 1980. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN0933-1328.
↑Artikel in der PrimaSonntag: Die Ortsnamen des bayerisch-hessischen Grenzgebiets – so wie man sie im Ort ausspricht
↑Peter Gbiorczyk: Zauberglaube und Hexenprozesse in der Grafschaft Hanau-Münzenberg im 16. und 17. Jahrhundert. Shaker. Düren 2021, ISBN 978-3-8440-7902-9, S. 163.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.736.
Stadt Alzenau (Hrsg.); Alzenauer Stadtbuch. Beiträge zur Geschichte der Stadt Alzenau und ihrer Stadtteile. Alzenau 2001, ISBN 3-00-008608-0.
Stadt Alzenau (Hrsg.): Alzenauer Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 3, Museum der Stadt Alzenau im Schlösschen Michelbach. Alzenau 2006. ISSN1610-4897.
Manfred Frühwacht/Joachim Schulmerich: Wege zum Wein – auf Frankens Urgestein. Cocon-Verlag, Hanau 2011, ISBN 978-3-86314-208-7.