Die Meitetsu Nishio-Linie (jap.名鉄西尾線, Meitetsu Nishio-sen) ist eine Eisenbahnstrecke auf der japanischen Insel Honshū, die von der Bahngesellschaft Meitetsu (Nagoya Tetsudō) betrieben wird. Im Osten der Präfektur Aichi verbindet sie Anjō mit Nishio, zwei Städte in der Küstenebene nördlich der Mikawa-Bucht. Bis 1962 gehörte eine Zweigstrecke dazu, die Okazaki mit Nishio verband.
Die 24,7 km lange Strecke ist in Kapspur (1067 mm) verlegt und mit 1500 V Gleichspannung elektrifiziert. Zweigleisig ausgebaut sind die Abschnitte zwischen Sakurai und Minami-Sakurai (1,6 km) sowie zwischen Nishioguchi und Nishio (0,8 km), der Rest verfügt über ein Gleis. Insgesamt werden 14 Bahnhöfe bedient, die Höchstgeschwingkeit beträgt 100 km/h.[1]
Nördlicher Ausgangspunkt ist der Bahnhof Shin-Anjō, wo die Strecke von der Meitetsu Nagoya-Hauptlinie abzweigt. Kurz nach Verlassen des Bahnhofs biegt sie nach Süden ab, um die Mikawa-Küstenebene zu durchqueren. Die Strecke verläuft überwiegend ebenerdig und besitzt folglich zahlreiche höhengleiche Bahnübergänge. Längere Abschnitte bei Minami-Anjō, Sakurai und im Zentrum von Nishio wurden auf Viadukte verlegt. Östlich des Bahnhofs Anjō unterquert die Strecke die Tōkaidō-Hauptlinie, südlich von Hekikai-Furui die Tōkaidō-Shinkansen. Schließlich endet die Nishio-Linie im Bahnhof Kira Yoshida, wo die Meitetsu Gamagōri-Linie daran anschließt; bis 2004 konnte dort auch auf die Meitetsu Mikawa-Linie umgestiegen werden.
Zugangebot
Der Fahrplan der Meitetsu Nishio-Linie ist zum Teil in jenen der Meitetsu Nagoya-Hauptlinie integriert, was zumindest im überregionalen Verkehr Direktverbindungen mit dem Stadtzentrum von Nagoya ermöglicht. Dabei wird der größere Teil der Strecke nördlich von Nishio in der Regel viermal je Stunde und Richtung bedient, südlich davon zweimal. Im Halbstundentakt fahren Eilzüge der Zuggattung Express. Sie halten zwischen Kira Yoshida und Nishio zunächst an allen Bahnhöfen, lassen dann auf dem Weg nach Shin-Anjō mehrere kleine Bahnhöfe aus und verkehren anschließend über Chiryū, Meitetsu Nagoya nach Saya. Zusätzliche Lokalzüge bedienen im Halbstundentakt den Abschnitt zwischen Nishio und Shin-Anjō, wobei sie an allen Bahnhöfen halten.[2] Mit der
Bilder
Triebzug der Baureihe 5000 in Minami-Sakurai
Bahnhof Nishio
Zweigleisiger Abschnitt Nishio–Nishioguchi
Bahnhof Kira-Yoshida
Geschichte
Die heutige Meitetsu Nishio-Linie entstand aus Strecken zweier verschiedener Unternehmen heraus, die sich später unter dem Dach der Meitetsu zusammenschlossen. Zum einen handelt es sich um die nicht mehr existierende „alte Nishio-Linie“ der Bahngesellschaft Nishio Tetsudō zwischen Okazaki und Nishio, zum anderen um die jüngere Strecke der früheren Hekikai Denki Ttetsudō, die heute noch Shin-Anjō mit Kira Yoshida verbindet. Hinzu kommen die Anjō-Zweiglinie (1939–1961) und die Heisaka-Zweiglinie (1914–1960).
Alte Nishio-Linie
Eine damals unter dem Namen Nishisan Kidō operierende Gesellschaft eröffnete am 30. Oktober 1911 die Strecke zwischen dem Bahnhof Okazaki und Nishio. Es handelte sich dabei um eine mit Dampflokomotiven betriebene Kleinbahn von 13,3 km Länge mit einer Spurweite von 762 mm. Vom 25. Januar 1912 an firmierte die Gesellschaft unter dem Namen Nishio Tetsudō. Im Jahr 1915 verlängerte sie die Strecke 1915 dreimal: am 13. Februar 1915 Nishio nach Iroguchi, am 14. März zur temporären Haltestelle Yokosukaguchi und am 5. August nach Kira Yoshida.[3] Hinzu kam am 12. Februar 1916 eine kurze, nur für den Güterverkehr genutzte Verlängerung von Kira Yoshida zum Schiffsanleger bei Yoshida-kō.[4]
Am 1. Dezember 1926 erfolgte die Übernahme der Nishio Tetsudō durch die Aichi Denki Tetsudō (Aiden). Unmittelbar darauf begann die neue Besitzerin mit den Planungen für eine umfassende Modernisierung der Strecke. Der Abschnitt Nishio–Kira Yoshida wurde am 1. Oktober 1928 auf 1067 mm umgespurt und gleichzeitig mit 600 V Gleichspannung elektrifiziert. Damit verbunden waren am selben Tag die Verlegung des Bahnhofs Nishio an den heutigen Standort, die Verknüpfung mit der Strecke der Hekikai Denki Ttetsudō (siehe nächstes Unterkapitel), die Inbetriebnahme der neuen Trasse zwischen Nishioguchi und Fukuchi sowie die Stilllegung des kurzen Streckenabschnitts nach Yoshida-kō. Ein halbes Jahr später, am 1. April 1929, spurte die Aiden den Abschnitt Okazaki–Nishioguchi um und elektrifizierte ihn ebenfalls.[3]
1935 fusionierte die Aiden mit der Meigi Tetsudō zur Meitetsu. Diese verlegte den Bahnhof Kira Yoshida am 1. Februar 1943 nach Süden, so dass die Nishio-Linie dort mit der Meitetsu Gamagōri-Linie und der Meitetsu Mikawa-Linie verknüpft werden konnte. Während des Pazifikkriegs erklärte die Regierung den Abschnitt Okazaki–Nishioguchi als „nicht dringlich“ und verfügte am 16. Dezember 1943 die Betriebseinstellung.[3] Am 1. Dezember 1951 reaktivierte die Meitetsu das 2,5 km lange Teilstück zwischen Okazaki und Fukuokachō und ließ darauf die Straßenbahn Okazaki verkehren.[5] Drei Jahre nachdem der Abschnitt Fukuokachō–Nishioguchi endgültig stillgelegt worden war, endete der Straßenbahnbetrieb nach Fukuokachō am 17. Juni 1962.
Neue Nishio-Linie
1922 war absehbar, dass die Aiden ihre Hauptlinie bald bis nach Toyohashi verlängern würde. Einflussreiche Personen aus Anjō und Umgebung forderten daraufhin den Bau einer kapspurigen Anschlussstrecke mit elektrischer Traktion in der Mikawa-Küstenebene, nicht zuletzt weil sie die bestehende Dampfkleinbahn von Okazaki nach Kira Yoshida als völlig unzureichend empfanden.[6] Nach Verhandlungen mit der Aiden erklärte sich diese bereit, 50 Prozent des benötigten Kapitals zur Verfügung zu stellen. Daraufhin wurde am 15. Mai 1923 die Hekikai Denki Tetsudō als Tochtergesellschaft der Aiden gegründet, wobei die Aiden das Management stellte. Der Grund für ein separates Unternehmen lag darin, dass man auf diese Weise staatliche Subventionen erhalten konnte.[7]
Die Muttergesellschaft führte die Bauarbeiten an der kapspurigen Strecke aus, am 1. Juli 1926 erfolgte die Eröffnung des ersten Abschnitts zwischen Imamura (seit 1970 Shin-Anjō) und Yonezu.[8] Der Lückenschluss zwischen Yonezu und Nishio (und damit die Verknüpfung mit der von Okazaki her kommenden Strecke) folgte am 1. Oktober 1928. Gleichzeitig senkte man die Oberleitungsspannung von 1500 auf 600 V, damit sie jener der zwischenzeitlich ebenfalls elektrifizierten Nishio Tetsudō kompatibel war.[3] 1935 fusionierte die Muttergesellschaft mit der Meigi Tetsudō zur heutigen Meitetsu und am 1. März 1944 wurde die Tochtergesellschaft Hekikai Denki Tetsudō aufgelöst.[9]
Am 27. März 1960 erhöhte die Meitetsu die Oberleitungsspannung auf der gesamten Strecke zwischen Imamura und Kira Yoshida von 600 auf 1500 V, wodurch die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 55 auf 80 km/h angehoben werden konnte.[10] Ab 1965 betrug sie 90 km/h[11] und seit 1971 beträgt sie nach dem Einbau schwererer Schienen 100 km/h.[12] In den Folge verlegte die Meitetsu mehrere Abschnitte auf Viadukte, um dadurch höhengleiche Bahnübergänge aufheben zu können. Am 14. Juni 2008 nahm sie zwischen Nishioguchi und Nishio ein zweites Gleis in Betrieb, sieben Tage später auch zwischen Sakurai und Minami-Sakurai.[13]