Ein Staatsstipendium führte den Maler 1937 nach Rom. Von 1939 bis 1942 war er Hilfslehrer in Telfs und Zams bei Landeck. Seinen Angaben zufolge wollte sich Max Weiler in der Zeit des Nationalsozialismus zunächst politisch heraushalten, als Künstler war er jedoch auf den von offizieller Seite streng reglementierten Kunstbetrieb unterworfen. Das hieß, dass er von der Reichskulturkammer zunächst keine Malmittel zugeteilt bekam.[2] Wohl deshalb beantragte er am 22. November 1940 die Aufnahme in die NSDAP, in die er am 1. Januar 1941 (Mitgliedsnummer 8.445.308) aufgenommen wurde.[3] Dadurch konnte an den Ausstellungen „Zeitgeborene Kunst“ und an der Innsbrucker Gau-Kunstausstellung Tirol-Vorarlberg von 1942 teilnehmen.[4] Jahre später bekannte er: „Es zeigte meine völlige politische Blindheit, dass ich mir so eine Entwicklung nie vorgestellt hatte. Ich saß in Tirol – wieder am Anfang, noch dazu deprimiert, aussichtslos. In Tirol war ich ganz unbekannt, Farben und Leinwand waren rationiert, und ich bekam nur das Minimum“.[5] Sein damals bekanntestes Gemälde „Die Bauernfamilie“ von 1941 entsprach zwar thematisch den von offizieller Seite erwünschten Inhalten, es besticht aber laut dem Kunsthistoriker Anselm Wagner durch die „eindringlichen und individuellen Charakterisierungen der 15 Familienmitglieder, die Weiler mit einer an Cézanne erinnernden Mal- und Kompositionsweise collageartig übereinander in die Fläche montiert“.[6] Von 1942 bis 1945 wurde Weiler von der deutschen Wehrmacht eingezogen und als Gefreiter in Oberitalien und Istrien eingesetzt. Im April 1945 gelang es Weiler, sich von seiner Truppe abzusetzen und zu Fuß in seine Tiroler Heimat zurückzukehren.[7]
1945 gewann Weiler den Wettbewerb um die Ausführung der Fresken in der Theresienkirche auf der Hungerburg in Innsbruck. Dieses Werk sorgte für heftige Diskussionen, da es bekannte Tiroler Persönlichkeiten noch dazu in Tracht bei der Kreuzigung Christi zeigte. Als Folge der Auseinandersetzungen wurden die Fresken jahrelang verhängt.[8]
Weiler gewann schon früh verschiedene Preise, doch seine Arbeiten stießen zunächst nicht immer auf Zustimmung in der Bevölkerung, wie es der Prozess (1948, Fresken der Theresienkirche) wegen „Herabwürdigung des Bauernstandes“[9] und die öffentlichen Auseinandersetzungen (1955) um die Wandmalereien im Innsbrucker Bahnhof zeigen.
Zu Weilers Arbeiten gehörten neben Ölgemälden, Zeichnungen und Fresken auch Mosaike, Keramiken und Betonglasfenster (Kapelle der Eucharistie-Schwestern in Salzburg-Herrnau) sowie Entwürfe für Wandteppiche. Im Jahr 1955 nahm Weiler an der III. Biennale von São Paulo teil. 1960 repräsentierte er Österreich auf der XXX. Biennale von Venedig. In diesem Jahr begann Weiler seine Selbstreflexionen in den Tag- und Nachtheften niederzulegen (20 Bände bis 1991).
1961 fand im Stadtsaal der Tiroler Handelskammer in Innsbruck die Ausstellung Als alle Dinge … statt. Im gleichen Jahr wurde Weiler der Große Österreichische Staatspreis verliehen. 1963 reiste er nach Florenz. Ein Jahr später übernahm er eine Meisterklasse für Malerei an der Akademie für bildende Künste in Wien. Es folgten weitere Studienreisen nach Apulien (1968), zahlreiche Ausstellungen und eine Reise nach Assisi (1972). 1978 fand eine Weiler-Ausstellung in der Graphischen Sammlung der Albertina in Wien (Katalog von Walter Koschatzky u. a.) statt. 1981 erfolgte die Emeritierung als Professor der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Max Weiler machte 1990 eine Reise durch das Hochland von Kenia und durch die wichtigsten Naturschutzgebiete. Im Anschluss daran folgte ein längerer Aufenthalt am Indischen Ozean. Zu seinem 80. Geburtstag unternahm er seine erste Reise in die USA. 1990 gab es unter dem Titel Kunst wie Natur, Bilder von 1973 bis 1990 eine Weiler-Ausstellung in der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava und die zweite Ausstellung in der Albertina Wien. 1990 reiste Weiler wiederum nach Kenia und an den Indischen Ozean. Das Bild Wie eine Symphonie wurde 1991 im Hörraum 4 der Mozart-Ausstellung des Landes Salzburg auf Schloss Kleßheim ausgestellt. Auch in der Nationalgalerie Prag gab es eine Ausstellung. 1993 erfolgte die Herausgabe einer von Max Weiler gestalteten Briefmarke der österreichischen Post. 1995 verbrachte Weiler die Sommerferien am Mondsee. Dort hatte er einen schweren Unfall. 1998 kam es zu einer Ausstellung im NAMOC, dem Chinesischen Nationalmuseum in Peking.
Am 29. Jänner 2001 starb Max Weiler in Wien. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33 G, Nummer 30). Im Jahr 2003 wurde in Wien Innere Stadt (1. Bezirk) der Max-Weiler-Platz nach ihm benannt.
Max Weiler heiratete 1941 seine Freundin Gertraud Frenner, die 1985 starb. Die 1950 geborene Tochter Gertraud kam 1957 bei einem Unfall ums Leben. 1991 heiratete Weiler Yvonne J. Fahlström (1941–2015),[10] die er als Kuratorin einer Ausstellung österreichischer Gegenwartskunst 1979 kennengelernt und mit der er ab 1986 zusammengearbeitet hatte. Die Ehe dauerte bis zu seinem Tod.
Max Weiler. Die späten 70er Jahre. In: W&K – Wienerroither & Kohlbacher, Wien, 2020[17]
Literatur
Wilfried Skreiner: Max Weiler, erste Monographie. Residenz Verlag, Salzburg 1975.
Wieland Schmied: Max Weiler von C.D. Friedrich her gesehen. Publikation anlässlich der Ausstellung „Wie die Natur“. Akademie der bildenden Künste Wien, 1978.
Walther Koschatzky u. a.: Max Weiler. Arbeiten auf Papier von 1931–1978. Katalog zur Ausstellung in der Graphischen Sammlung der Albertina Wien. Allerheiligenpresse, Innsbruck 1978.
Otto Breicha (Hrsg.): Max Weiler – Die Innere Figur. Monographie anlässlich der Retrospektive 1989. Verlag der Galerie Welz, Salzburg.
Aus der Natur gemacht, Bilder von 1927–1997. Monographie. Tyrolia Verlag, Innsbruck/Wien.
Wieland Schmied: Max Weiler – ein anderes Bild der Natur – der Weg zum Spätwerk. Katalog zur Ausstellung 1998 im Nationalmuseum Peking.
Gottfried Boehm: Max Weiler. Im Jahrhundert der Moderne. 1999.
Peter Assmann (Katalogred.): Max Weiler. Zeichnung und Malerei auf Papier, 1927–2000. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2000, ISBN 978-3-85252-223-4 (= Kataloge des OÖ. Landesmuseums, N.F., 157).
Gottfried Boehm: Der Maler Max Weiler. Das Geistige in der Kunst. Springer-Verlag, Wien 2001. (Das Geistige in der Natur. zweite, verbesserte Auflage. Springer-Verlag, Wien/New York 2010, ISBN 978-3-211-38473-2.)
Manfried Rauchensteiner: Krisenjahre. Max Weiler und der Krieg, in: Viribus Unitis. Jahresbericht 2004 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2005, S. 31–36.
Matthias Boeckl u. a.: Max Weiler. Die großen Werke. Haymon Verlag, Innsbruck 2010, ISBN 978-3-85218-648-1. Ausstellung 2011 im Albertina Museum, Wien.
Klaus Albrecht Schröder: Max Weiler. Der Zeichner. Hatje Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-2997-0.
Dokumentarfilme
Harald Zusanek: Max Weiler. Regler Film, Wien 1973.
Kristina Hauser: Filmporträt Max Weilers. Im Auftrag des ORF, 2000.
↑Anselm Wagner: "Ein Tiroler Passionsspiel" Voraussetzungen und Ikonologie von Max Weilers Herz-Jesu-Zyklus. Hrsg.: Silvia Eiblmayr/Galerie im Taxispalais. Innsbruck 2001, ISBN 3-85218-369-3, S.117.
↑Carl Kraus, Hannes Obermair (Hrsg.): Mythen der Diktaturen. Kunst in Faschismus und Nationalsozialismus – Miti delle dittature. Arte nel fascismo e nazionalsocialismo. Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, Dorf Tirol 2019, ISBN 978-88-95523-16-3, S.165, 176–177.
↑Wieland Schmied: Doppelter Neubeginn. Gedanken über die Kunst Max Weilers. In: Silvia Eiblmayr/Galerie im Taxispalais (Hrsg.): Die Fresken der Theresienkirche in Innsbruck 1945-47. Innsbruck 2001, ISBN 3-85218-369-3, S.18.
↑Anselm Wagner: "Ein Tiroler Passionsspiel". Voraussetzungen und Ikonologie von Max Weilsers Herz-Jesu-Zyklus. In: Silvia Eiblmayr/Galerie im Taxispalais (Hrsg.): Die Fresken der Theresienkirche in Innsbruck 1945-47. Innsbruck 2001, ISBN 3-85218-369-3, S.118.
↑Wieland Schmid: Doppelter Neubeginn. Gedanken über die Kunst Max Weilers. In: Silvia Eiblmayr/Galerie im Taxispalais (Hrsg.): Die Fresken der Theresienkirche in Innsbruck 1945-47. Innsbruck 2001, ISBN 3-85218-369-3, S.20.
↑Günther Dankl: "Golgotha in Tirol". Ein Kapitel Tiroler Kunst- und Kulturgeschichte der Nachkriegszeit. In: Silvia Eiblmayr/Galerie im Taxispalais (Hrsg.): Die Fresken der Theresienkirche in Innsbruck 1945-47. Innsbruck 2001, ISBN 3-85218-369-3, S.152.
↑Biographie. In: Gottfried Boehm: Max Weiler. Das Geistige in der Kunst. Springer Verlag, Wien 2010, S. 435.
↑Manfried Rauchensteiner: Krisenjahre. Max Weiler und der Krieg, in: Viribus Unitis. Jahresbericht 2004 des Heeresgeschichtlichen Museums, Wien 2005, S. 31–36.