Im 19. Jahrhundert wurden in den Städten, als die Bestattungen in den Kirchen und auf den Kirchhöfen verboten worden waren, neue Begräbnisplätze angelegt, die sowohl anhand ihrer Gestaltung als auch mit ihrem einmaligen architektonischen Erbe von unschätzbarer Bedeutung sind. Kein anderes Bundesland als Mecklenburg besitzt und besaß auf den städtischen Friedhöfen so viele Grabkapellen und Mausoleen, die generell Zeugnis eines im 19. Jahrhundert erstarkten Bürgertums ablegen.[1] Ursprünglich beinhaltete der Friedhof vor dem Rühner Thor vier Grabkapellen in der Kapellenreihe. Namentlich bekannt sind davon die Bülow’sche Kapelle, die Schwartz’sche Kapelle und die Bolte’sche Kapelle. Der Name der vierten Kapelle ist nicht überliefert. Auf dem Friedhof befinden sich heute noch zwei Familienmausoleen. Die Gruften wurden im neogotischen und klassizistischenStil erbaut und stehen unter Denkmalschutz.[2]
Die Familie von Weltzien ist ein Geschlecht des mecklenburgischen Uradels. Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich mit Johannes de Weltzyn im Jahre 1247 bzw. mit Deneke de Welczin am 12. Februar 1270, mit dem auch die ununterbrochene Stammreihe beginnt. Es hatte seine Stammsitze in Welzin, heute Ortsteil von Passow, von dem die Familie ihren Namen entlehnt.
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber eine schräglinks liegende geflügelte rote Pferdebremse. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken das Schildbild.
Bülow
Die Familie von Bülow zählt zu den ältesten und namhaftesten Geschlechtern des mecklenburgischen Uradels. Erstmals urkundlich erwähnt wird 1229 der RitterGodofridus de Bulowe. Der Name der Familie geht aus dem gleichnamigen Stammhaus, dem Ort Bülow, hervor.
Wappen
Das Wappen zeigt 14 goldene Kugeln auf blauem Grund, darüber auf dem Helm ein Pirol mit goldenem Ring im Schnabel.
Das als Erbbegräbnis 1841 errichtete Mausoleum (53° 50′ 49″ N, 11° 57′ 54,9″ O53.84694311.965253), westlich der nahegelegenen Friedhofskirche, wurde im klassizistischen Stil erbaut. Es umfasst eine Größe von sechs mal sieben Meter. Die Tempelfassade besteht aus zwei freistehenden Säulen aus Sandstein und Putz und einem zweiflügeligen Eingangsportal. Ein regelmäßiger Konsolfries und ein Kranzgesims schließen die Fassade nach oben hin ab. An den Seitenwänden befinden sich jeweils rechts und links ein Pilaster und mittig unter der Traufe jeweils ein Rundbogenfenster aus Gusseisen. Das Dach besteht aus einer Flachkuppel mit Kreuz. Historisches Inventar ist nicht mehr vorhanden.
Bestattete
In der Schwartz’sche Kapelle waren in chronologischer Reihenfolge ihres Todes beigesetzt:
Sophie Elisabeth Magdalene Schwartz, geb. Hillmann (1790–1841)
Carl Johann Peter Schwartz (1794–1872), Gutsbesitzer zu Steinhagen
Bolte’sche Kapelle
Das als Erbbegräbnis errichtete Mausoleum war die Begräbnisstätte des Direktorsa.D. des Großherzoglichen Criminal-Collegium zu Bützow[3] Carl August Friedrich Bolte (1792–1866) und dessen Frau Carolina Wilhelmina Bolte, geb. Pauly. Über die Bolte’sche Kapelle ist wenig bekannt. Auf dem Plan des Friedhofs von 1860 ist die Kapelle aufgeführt. 1892 sollte die Kapelle für den Bau der Friedhofskapelle umfunktioniert werden. Dies wurde nicht durchgeführt. Um 1960 wurde die Bolte’sche Kapelle abgebrochen.[2]
↑Anja Kretschmer: Die Mausoleen und Grabkapellen in Mecklenburg. Wismar 2011.
↑ abEvangelischen Kirchengemeinde Bützow: Friedhof vor dem Rühner Thore zu Bützow. In: Historisches Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Bützow. Band103-106, 1808.