Der Ort liegt in Hinterpommern, auf halbem Wege zwischen den Städten Gollnow (Goleniów) und Stargard. Massow erstreckt sich auf einem Hügel am Fluss Stepnitz (Stepnica).
In älteren Stadtwappen wurde die Lage der Stadt inmitten des Städte-Fünfecks Stargard – Gollnow – Naugard – Daber – Freienwalde mit Entfernungen von jeweils rund 16–18 km Luftlinie durch ein Fünfeck hervorgehoben.[4]
Geschichte
Im 10. und 12. Jahrhundert befand sich nördlich der Stepenitzquelle auf dem sogenannten Schlossberg ein wendischer Burgwall. Anfang des 13. Jahrhunderts war hier das Castrum Massow, das ein autochthoner Grundherr besaß; vermutlich war er ein Vorfahre der Familie von Massow, die sich nach dem Ort benannte.[5] Die älteste urkundliche Nachricht von der Ortschaft Massow stammt aus dem Jahr 1232, als ein Pfarrer Bertram aus Massow als Zeuge auftrat.[5][6]
1248 erbauten hier die Herren von Massow eine Stadt.[4] 1260 war die Marienkirche errichtet worden. Zu dieser Zeit übte das Bistum Cammin die Landesherrschaft in diesem Gebiet aus, und so verlieh auch der Camminer Bischof Hermann von Gleichen Massow 1278 das Magdeburger Stadtrecht, das 1286 in Lübisches Recht umgewandelt wurde. Im gleichen Jahr wurde die erste Stadtbefestigung errichtet, die zunächst eine Palisadenwehr war. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurden die Palisaden durch eine Steinmauer ersetzt.
Aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters gibt es wenig Nachrichten über Massow. Überliefert ist, dass das Bistum Cammin seine Eigentumsrechte an Massow im Jahre 1454 aufgab. Ab 1481 war das Land Massow im Pfandbesitz der Naugarder Grafen aus dem Geschlecht von Eberstein. Im Jahr 1523 belehnte Bogislaw X. den Grafen Georg I. mit dem Land und der Stadt Massow.[7] Ab 1679 der Graf Ludwig Friedrich zu Wied neuer Herr über Massow, nach dem schon seine Eltern, die Mutter war eine geborene Gräfin von Eberstein, Land und Stadt Massow als Hochzeitsgut besessen hatten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Teile der Stadtbefestigung abgetragen, lediglich die Stadtmauer und ein Rundturm wurden stehengelassen.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war Massow mit Hinterpommern unter brandenburgische Herrschaft gekommen und in den Naugard-Daber-Dewitzscher Kreis eingegliedert worden. Nach der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam Massow zum Kreis Naugard und befand sich dort nahe der südlichen Kreisgrenze, 20 Kilometer von der Kreisstadt entfernt.
Anfang des 20. Jahrhunderts lebten etwa 2800 Menschen in der Stadt. Erst 1903 wurde Massow über die Strecke Gollnow–Massow der Naugarder Bahnen an das Eisenbahnnetz angeschlossen, was zur Ansiedlung kleinerer Industriebetriebe wie zum Beispiel einem Kalksandsteinwerk und einer Ziegelei führte. Dadurch wiederum zogen neue Einwohner in die Stadt, die sich nach Nordwesten erweiterte.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten in Massow bis zu etwa 85 jüdische Bürger.[8] Die meisten wanderten danach ab und bei der Volkszählung im Jahr 1925 wurden nur noch 14 Juden in Massow gezählt.[9]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Stadt Massow eine Fläche von 35,4 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 395 bewohnte Wohnhäuser an zwölf verschiedenen Wohnstätten:[9]
Ackerhof
Alte Ziegelei
Eschenhof
Forsthaus Massow
Friedenshof
Hasenheide
Hospital Sankt Georg
Massow
Schönhof
Schützenhaus
Warsowermühle
Wiesenhof
Um 1935 hatte die Stadt Massow unter anderem zwei Hotels, fünf Gasthöfe, drei Geldhäuser, elf Kolonialwaren-Geschäfte, zwei Mühlen, eine Ziegelei, zwei Zementwarenfabriken und zwei Viehhandlungen.[10]
Bis 1938 wohnten zwei jüdische Familien in Massow, die hier Geschäfte hatten. Nach der Reichskristallnacht wanderten diese in die USA aus.[11]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Massow Anfang März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Stadt seitens der Siegermacht Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es begann nun die Zuwanderung polnischer Migranten, die zunächst vorwiegend aus von der Sowjetunion besetzten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Massow erhielt die polonisierte Ortsbezeichnung Maszewo. In der darauf folgenden Zeit wurde die einheimische Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Massow und dem Kreisgebiet vertrieben.
Die vor 1945 anwesende Stadtbevölkerung war mit weitaus überwiegender Mehrheit evangelisch. Das Kirchspiel der Stadtkirche hatte die beiden Filialen Freiheide und Resehl und gehörte zur Diözese Gollnow; 1. Pfarrer war seit 1897 Friedrich Brauser, Diakon und Pfarrer für Freiheide seit 1885 Richard Schmidt (* 16. Juni 1859). Das Pfarramt hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt 3700 Seelen zu betreuen.[16] Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1651 zurück.[17]
Die Katholiken gehörten zum katholischen Kirchspiel Louisenthal in der Landgemeinde Lübzin.[18]
Die seit 1945 zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.
Die im Zweiten Weltkrieg unzerstört gebliebene Altstadt ist von Bausubstanz aus dem 18. und 19. Jahrhundert geprägt, darunter das von 1821 bis 1827 errichtete und 1920 aufgestockte Rathaus der Stadt, das Postamtsgebäude sowie die gotische Stadtkirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau, eine dreischiffige Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert. Das Untergeschoss des Turms wurde aus geglätteten Granitquadern errichtet. Die bis 1945 evangelische Kirche ist seitdem katholisch.
Von der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert sind noch Reste sowie der Französische Turm erhalten.
Die südlich der Altstadt außerhalb der Stadtmauern gelegene ehemalige Hospitalkapelle wurde 1490 von der Familie Weiher aus Massow gestiftet. Sie wurde an der Stelle einer älteren, hölzernen Kapelle errichtet, die bereits 1303 in Urkunden erwähnt wurde und als Krankenhauskapelle fungierte, der mit einem Armenhaus verbunden war. 1735 wurde hier ein neuer Krankenhauskomplex errichtet. Das Krankenhaus wurde viele Male umgebaut und 1840 von Grund auf neu gebaut. Der gesamte Komplex war bis 1945 in Betrieb, als er abgerissen wurde. Die Kapelle wurde in den Jahren 1981–1983 umgebaut.
Das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Söhne Massows wurde 1926 auf Initiative des damaligen Stadtrats von Massow errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Denkmal. Es wurde 1993 unter deutscher Beteiligung saniert. Das im Stil des Backsteinexpressionismus errichtete Denkmal hat die Form eines dachlosen Gebäudes, dessen Wände von oben gesehen die Form des Buchstabens „U“ bilden. Der halbkreisförmige Abschluss des Gebäudes hat eine Öffnung in Form eines nach oben erhobenen Schwertes. Die Wände des Gebäudes bestehen aus dekorativen unverputzten Ziegeln. Die Oberseite der Wände ist mit Pseudo-Zinnenzinnen verziert. Während der Renovierung im Jahr 1993 wurden an den Wänden des Denkmals zwei Tafeln (eine auf Polnisch, die andere auf Deutsch) mit folgendem Inhalt angebracht: Für ein friedliches Zusammenleben (in Gedenken an die deutschen und polnischen Opfer der Weltkriege 1914-1918, 1939-1945) als Mahnung und Versöhnung / 1926 in Maszewo erbaut / 1993 in Maszewo in deutsch-polnischer Zusammenarbeit restauriert.
Gmina Maszewo
Geographie
Die Stadt- und Landgemeinde Maszewo hat eine Flächenausdehnung von 210,51 km². 74 % des Gemeindegebiets werden landwirtschaftlich genutzt, 17 % sind mit Wald bedeckt.[20] Im Westen grenzt sie an die Gollnower Heide (Puszcza Goleniowska).
Nachbargemeinden sind:
Seit 1903 war Massow über eine Strecke der Naugarder Bahnen mit der Stadt Gollnow (Goleniów) verbunden. Im Jahre 1992 wurde die Bahnstrecke stillgelegt.
Literatur
Massow, Kreis Naugard, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Massow (meyersgaz.org).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1, H. G. Essenbart, Stettin 1784, S. 207–211 (Google Books).
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. In Commssion bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1865, S. 261–266 (Google Books).
Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern. Teil II, Band 5, Abt. 2: Enthaltend vom Naugarder Kreise die zweite Hälfte, die allgemeine Übersicht des Stadtkreises Stettin und Ergänzungsblätter betreffend die West-Oder-Kreise des Regierungs-Bezirks Stettin. W. Dietze, Anklam 1874, S. 1025–1501 (Google Books).
Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preussischen Herzogthume Vor- und Hinter-Pommern. Stettin 1793, S. 504–507 (Google Books)
Peter Johanek, Franz-Joseph Post (Hrsg.); Thomas Tippach, Roland Lesniak (Bearb.): Städtebuch Hinterpommern. Deutsches Städtebuch, Band 3, 2. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, S. 153–156. ISBN 3-17-018152-1.
Weblinks
Commons: Maszewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ abHeinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern. Teil II, Band 5, Abt. 2: Enthaltend vom Naugarder Kreise die zweite Hälfte, die allgemeine Übersicht des Stadtkreises Stettin und Ergänzungsblätter betreffend die West-Oder-Kreise des Regierungs-Bezirks Stettin. W. Dietze, Anklam 1874, S. 1025–1501 (Google Books).
↑Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. In Commssion bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1865, S. 261–266 (Google Books).
↑Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern. S. 263–264.
↑ abcdefghGustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriss ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 264-265.
↑Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1070–1071 (Google Books).
↑Hans-Georg Grams: Unsere Heimat Hinterpommern – Eichenwalde – Die Menschen und ihr Schicksal: Von der Besiedelung bis zur Vertreibung. Max Schick, München 2003, ISBN 3-9803273-2-9, S. 212–213.
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 328–335, Ziffer 425.
↑ abcdMichael Rademacher: Naugard. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Meyers Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 13, Leipzig/Wien 1908, S. 415.