Martin Gropius wurde als eines von sechs Kindern des Berliner Seidenwarenfabrikanten Carl Gropius (1781–1854) und der Berta Wahnschaffe (1799–1873) geboren. Verheiratet war er in erster Ehe mit Elisabeth Altgelt (1828–1863), der Tochter des Düsseldorfer Schulrats Hermann Altgelt, in zweiter Ehe mit Julie de Greiff (1837–1889). Aus diesen beiden Ehen gingen sieben Töchter hervor. Seine Tochter Bertha Antonie (1856–1941) heiratete 1876 den Architekten Wilhelm Martens,[1] seine Tochter Käthe (1870–1911) heiratete 1892 den Maler Martin Körte und seine Tochter Frieda (1873–1963) 1896 dessen Bruder, den Klassischen Philologen Alfred Körte. Die Tochter Louise Friederike (1866–1945) heiratete 1889 den Architekten und Baurat Johannes Matz. Der Deichhauptmann Gustav von Rosenstiel[2] und der Maler Karl Wilhelm Gropius waren seine Vettern. Sein Großneffe war der Architekt und Bauhaus-Begründer Walter Gropius.
Leben
Gropius hatte sich bereits als Jugendlicher Karl Friedrich Schinkel zum Vorbild erkoren und wollte ebenfalls Baumeister werden. Seine Ausbildung erhielt er am Königlichen Gewerbeinstitut in Berlin, das 1821 von Christian Peter Wilhelm Beuth als Königliches technisches Institut gegründet worden war und später auch als Gewerbeakademie bezeichnet wurde.
Gropius legte 1847 das Feldmesser-Examen ab, besuchte anschließend die Berliner Bauakademie und war zunächst bei Heinrich Strack praktisch tätig, bevor er 1855 die Prüfung zum Baumeister absolvierte und unter Karl Bötticher als Hilfslehrer an der Bauakademie arbeitete. 1867 wurde ihm die Leitung der Unterrichtsanstalt des Berliner Gewerbemuseums übertragen, 1869 wurde er zum Direktor der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule und zum Leiter aller preußischen Kunstschulen ernannt. Damit war Gropius auch Senator der Akademie der Künste.[3]
Durch seinen Lehrer Karl Bötticher, den Verfasser des Werkes Tektonik der Hellenen, wurde Gropius mit der griechischen Formensprache vertraut, die er modifizierend auf seine Bauten übertrug. Er entwarf zunächst Wohnhäuser, Villen und Landsitze, die allesamt in der Tradition Schinkels und des Klassizismus standen. Auch seine repräsentativen Bauten sind dieser Idee verpflichtet. Sein letztes Werk, das Königliche Kunstgewerbemuseum Berlin (heute Martin-Gropius-Bau genannt), wurde im Stil der italienischenRenaissance errichtet.
Gropius starb am 13. Dezember 1880 in Berlin an einem Herzschlag.[5] Zeitgenossen würdigten ihn als einen „der feinsinnigsten Baukünstler unserer Zeit“ sowie als „hochbegabten Baumeister [aus] dem Kreise der aus der Schinkel'schen Schule herausgebildeten Architekten“.[5][6]
Die Grabstätte wurde nach denkmalgerechter Restaurierung am 29. August 2014 in einer Feierstunde der Öffentlichkeit wieder übergeben. Die Restaurierungsarbeiten wurden von der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe Berlin-Brandenburg und vom Evangelischen Friedhofsverband des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte (evfbs) begleitet. Die denkmalgerechte Sanierung wurde durch Zuwendungen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Müller-Klein-Rogge-Stiftung, des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg und des Landesdenkmalamtes Berlin ermöglicht. Anlässlich der Übergabe in Anwesenheit von Familienangehörigen sprach neben dem Berliner LandeskonservatorJörg Haspel auch der Architekt und Urenkel von Martin Gropius, Arnold Körte.
Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Martin Gropius seit 1978 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2021 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[7]
Werk
Bauten und Entwürfe
Neben repräsentativen Gebäuden, wie verschiedene Neubauten der Christian-Albrechts-Universität Kiel und das Konzerthaus in Leipzig, wurden sehr viele Kliniken und Krankenhäuser nach den Entwürfen von Martin Gropius vorwiegend in Berlin und Brandenburg gebaut. Gebäude wie das der Jenaer Psychiatrischen Klinik wurden im sogenannten Pavillonstil erbaut. Mit eigenen Gärten und weiträumiger grüner Umgebung sollte für die Patienten eine Atmosphäre der Ruhe und Erholung geschaffen werden.
1877–1880: Verwaltungsgebäude der Königlich Preußischen Bergwerksdirektion Saarbrücken, weitgehend original erhalten, wesentlicher Substanzverlust ist jedoch durch Umbau und Integration in das benachbarte Einkaufszentrum Europa-Galerie eingetreten[12][13]
Die Provinzial-Irren-Anstalt zu Neustadt-Eberswalde. In: Zeitschrift für Bauwesen Bd. 19, 1869, S. 148–190, auch separat Ernst & Korn, Berlin 1869.
als Herausgeber: Karl Friedrich Schinkel: Dekorationen innerer Räume. (acht Blätter) Ernst & Korn, Berlin 1874.
mit Heino Schmieden: Dekorationen innerer Räume. Drei Bände, Ernst & Korn, Berlin 1877.
Deutsches Gewerbe-Museum Berlin (Hrsg.), Martin Gropius (Red.): Archiv für ornamentale Kunst. (mit erläuterndem Text von L. Lohde) Winkelmann-Springer, Berlin 1870/1871.
Literatur
Peter Wallé: Martin Gropius (* 11. August 1824, † 13. Dezember 1880). In: Der Baumeister, Jg. 2 (1903/04) Heft 5, Februar 1904, S. 49–55 (Digitalisat).
Hans-Dieter Nägelke: Der Gropius-Bau der Kieler Universität. Architektur zwischen regionaler Identität und preußischer Politiker. Christian-Albrechts-Universität, Kiel 1991, ISBN 978-3-92879-400-8.
Arnold Körte: Martin Gropius. Leben und Werk eines Berliner Architekten 1824–1880. Lukas-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86732-080-1.
Klaus Gereon Beuckers/Nils Meyer (Hrsg.): Bibliotheksarchitektur um 1900. Die Kieler Universitätsbibliothek von Gropius und Schmieden im Kontext europäischer Bibliotheksbauten, Ludwig, Kiel 2020, ISBN 978-3-86935-379-1.
↑ abTodtenschau. In: Oesterreichische Kunst-Chronik / Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur / Allgemeine Kunst-Chronik. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Literatur, 23. Dezember 1880, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/okc
↑Gropius in Eberswalde. Gropius-Bau der Landesklinik Eberswalde. be-bra, Berlin 2002, ISBN 3-89809-036-1.
↑Viktor von Weltzien: Das Städtische Allgemeine Krankenhaus im Friedrichshain zu Berlin. Von Gropius und Schmieden, Architekten. Ernst & Korn, Berlin 1876.
↑Viktor von Weltzien (Hrsg.): Das zweite Garnison-Lazareth für Berlin bei Tempelhof. Nach dem vom Königlichen Kriegs-Ministerium aufgestellten Bauprogramm entworfen und ausgeführt von Gropius & Schmieden. Ernst & Korn, Berlin 1879.
↑Gropius Ensemble. In: Forum an der Museumsinsel. Abgerufen am 11. August 2024 (deutsch).