Margarete Lauter (* 9. September1925 in Büchenbronn; † 2. Oktober2004 in Mannheim) war eine deutsche Kunsthändlerin und Galeristin.[1] Sie eröffnete im Jahr 1963 die erste Galerie für internationale Gegenwartskunst in Mannheim nach dem Zweiten Weltkrieg und präsentierte vor allem Werke von deutschen, französischen, spanischen, italienischen, japanischen, koreanischen und US-amerikanischen Künstlern.[2][3]
Margarete Vetter wuchs als Tochter einer Bauernfamilie mit vier Geschwistern auf. Ihre Mutter förderte sie sehr früh mit kulturellen Aktivitäten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs lernte sie den jungen Architekten Harro Lauter (17. Oktober 1919 – 5. Oktober 1996) kennen, den sie 1948 heiratete. Nachdem die Familie drei Jahre im Elternhaus ihres Stiefvaters in Hoffenheim/Sinsheim gewohnt hatte, wurde ihr Ehemann 1952 zum Architekten und später Leiter des Hochbauamtes in Mannheim ernannt und sie zogen in diesem Jahr nach Mannheim um. 1963 eröffnete Margarete Lauter in Zusammenarbeit mit dem in Mannheim und Paris ansässigen Künstler Rudi Baerwind und der Galerie Paul Facchetti Paris die erste internationale Galerie für zeitgenössische Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg[4] in Mannheim.[5]
Das Ehepaar bekam drei Kinder. Der jüngste Sohn, Rolf Lauter, wuchs bereits in den 1960er Jahren in die Galeriearbeit seiner Mutter hinein und wurde später Museumsdirektor.[6]
Galerie Lauter
Kultureller Aufbruch der Frauen in den 1960er Jahren
Margarete Lauter empfand die soziale Situation der Frau in den 50er Jahren in Deutschland extrem unbefriedigend[7] und suchte ab 1960 nach einer Beschäftigung in der Kultur.[8] In ihrem Mann hatte sie einen verständnisvollen und kompetenten Berater und beide fassten 1962 im Dialog mit dem in Mannheim und Paris arbeitenden Künstler Rudi Baerwind, dem Galeristen Paul Facchetti aus Paris, dem Baden-Badener Museumsdirektor Dietrich Mahlow, dem Direktor der Mannheimer Kunsthalle Heinz Fuchs und dem damaligen Mannheimer Oberbürgermeister Hans Reschke den Entschluss, unter dem Namen Margarete Lauter eine Galerie für junge zeitgenössische Kunst zu eröffnen. Nachdem ihre engagierte Pionierarbeit in den ersten Jahren keinen einzigen Verkauf mit sich gebracht hatte, änderte sie ihren Namen 1967 in Galerie Lauter, zog in größere Räume um und entschied sich für eine Beteiligung an einer der gerade beginnenden Kunstmessen.[9] Die Galerie Lauter gehörte zu den Galerien, die die Art Basel 1970 mit gegründet und begleitet haben.[10] Außerdem war Margarete Lauter neben Denise René und Annely Juda eine der wenigen Galeristinnen, die – gegenüber einer überwältigen Zahl von männlichen Vertretern – auf den ersten beiden Kunstmessen Art Basel teilnahm.[11][12]
Galerie Margarete Lauter
Die ersten Räume der Galerie befanden sich von 1963 bis 1967 in der Bismarckstrasse und dem Quadrat L 15, 7–9 in der Nähe des Hauptbahnhofs.[13] In diesen Jahren war ihr offizieller Name Galerie Margarete Lauter.[14] Sie eröffnete am 21. November 1963 ihre erste Ausstellung mit den Künstlern Ger Lataster, Ung-No Lee, Georges Noël, Rudi Baerwind, Zoltan Kemeny sowie Objekten traditioneller afrikanischer Kunst.[15] Dieses erste wie auch viele folgende Projekte fanden in enger Zusammenarbeit mit der Galerie Paul Facchetti, Paris statt.[16][17]
Ab 1996 zog sie sich – nach dem Tod ihres Mannes – für vier Jahre in private Räume zurück und konzentrierte sich auf kleinere Ausstellungen und Kunstberatung. Schließlich eröffnete sie im Jahr 2000 einen Galerieraum am Friedrichsplatz 15, um Werke von Künstlern der letzten 30 Jahre ihrer Galerietätigkeit zu zeigen. Nach 40 Jahren erfolgreicher Arbeit beendete Lauter im Frühjahr 2003 ihre Galerie, in der sie zahlreiche Werke an Museen vermitteln und einige neue Privatsammlungen aufbauen konnte.
↑Author Galerie Lauter Mannheim 1963-2003: The Lauter Legacy. In: galerielauter. 17. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
↑Vor Margarete Lauter war Rudolf Probst ein bedeutender Kunsthändler in Mannheim, der sich vor und während der NS-Zeit mit Werken der klassischen Moderne in Deutschland befasste. Kurz nach Kriegsende eröffnete er seine erste Galerie für moderne klassische Kunst in Mannheim, nachdem er als Kunsthändler in Dresden im Kunstgeschäft Emil Richter (1918–1923) tätig war und die Galerie „Neue Kunst Fides“ von 1923 bis 1933 leitete. Die Galerie, in der er Werke von Emil Nolde, Lyonel Feininger, Paul Klee, Wassily Kandinsky, László Moholy-Nagy, Otto Dix, Max Beckmann und Oskar Kokoschka ausgestellt hatte, wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen. Probst erwarb kurz darauf in Mannheim das Kunsthaus Tannenbaum von Herbert Tannenbaum (1892–1958), geriet aber auch hier mit den Nationalsozialisten in Konflikt. Nach einer Ausstellung der Werke von Emil Nolde im Sommer 1937 musste Probst die Präsentation und den öffentlichen Verkauf der von den Nazis mit „entarteter Kunst“ bezeichneten Werken aufgeben. Das Kunsthaus wurde 1943 durch Luftangriffe auf Mannheim zerstört. Von 1946 bis 1958 betrieb Probst seine Galerie zunächst in der Otto-Beck-Straße und ab 1949 im Mannheimer Schloss. Probst zeigte nach dem Krieg viele Künstler der klassischen Moderne und es gelang ihm, wichtige Werke an deutsche Museen zu vermitteln. Karl Ludwig Hofmann, Christmut Präger: Rudolf Probst 1890–1968, Galerist. Nimbus, Wädenswil 2021, ISBN 978-3-907142-88-2
↑ Paul Facchetti blieb jahrelang ein enger Kooperationspartner, ebenso wie später Rodolphe Stadler, Galerie Stadler Paris, Daniel Gervis, Paris, Juana Mordo, Madrid und Roberto Peccolo, Livorno
↑ Das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in Deutschland trat erst am 1. Juli 1958 in Kraft. (Gleichberechtigungsgesetz)
↑ 1967 Art Cologne fand der erste Kunstmarkt Deutschlands in Köln statt, 1970 öffnete die Art Basel, die von den Deutschen Galerien als Gegenmesse attackiert wurde, zum ersten Mal ihre Tore
↑ Der Grundriss der Innenstadt Mannheims ist nach römischem Vorbild in einem Raster innerhalb der Form eines Hufeisens angeordnet, das sich auf das Barockschloss Mannheims bezieht. Die Quadrate beginnen mit A 1 und enden mit U 16. Kurfürst Friedrich IV legte diese Ordnung im Jahr 1606 fest und sie hat sich bis heute erhalten. Die Ordnung ist in ihrer Art nur mit der etwas späteren Gründung Manhattans vergleichbar.
↑Die vielfachen kleineren und größeren Präsentationen mit afrikanischen Kunst- und Kult-Gegenständen in der Galerie seit 1963 fanden in enger Kooperation mit Hans Himmelheber statt, der auch die Leihgaben zur Verfügung gestellt hat. https://galerie-lauter3.webnode.com/exhibitions/