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Manfred Scheib

Manfred Scheib (* 1926 in Barmen, heute Wuppertal) ist ein deutscher Soziologe, Autor und politischer Bildungsarbeiter.

Biografie

Manfred Scheib wurde 1926 in Barmen, einem Stadtteil des heutigen Wuppertal, geboren. Er studierte Soziologie, Staatsrecht, Pädagogik und Evangelische Praktische Theologie an den Universitäten Köln und Heidelberg, wo er 1957 bei Alexander Rüstow zum Dr. phil. promovierte. Seine Dissertation trug den Titel „Gefangenschaft und Eingliederung von Heimkehrern aus der Sowjetunion als soziologisches Problem“ (1956).

Von 1959 bis 1961 war Scheib wissenschaftlicher Assistent an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing (Bayern).[1] Darüber hinaus arbeitete er als Redakteur der unabhängigen Wochenschrift Neue Politik und war Autor von Hörfunk- und Fernsehsendungen,[1] unter anderem drehte er 1967 einen Film im Auftrag des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr, einer Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, die zentrale Verwaltungsbehörde der Evangelischen Militärseelsorge.[2]

Scheib veröffentlichte mehrere Schriften zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Sein wohl bekanntestes Werk, sein opus magnum „Überleben, aber wie?“ (1976, mit einem Geleitwort von Hans-Joachim von Merkatz und einem Nachwort von Hermann Mathias Görgen[3][4]) setzte sich mit den Überlebensfragen in Zeiten des Wettrüstens zwischen Ost und West auseinander. Frühere Publikationen wie „Demokratische Verantwortung aus politischer Erinnerung“ (1964) und seine Dissertation thematisierten die politische Verantwortung und die Eingliederung von Kriegsheimkehrern.

Der US-amerikanischen Pädagogin Susanne Mueller Shafer (1924–1997) zufolge suchte Scheib während seiner Arbeit in Tutzing zu ergründen, welche Art von politischer Bildung die Schüler der Volksschule erhielten, um "den Verantwortlichen für die Ausbildung der Rekruten der Bundeswehr zu zeigen, welches Verständnis sie von diesen Jugendlichen erwarten konnten. Daraus ließen sich Pläne für eine zusätzliche politische Bildung ableiten, die notwendig sei, damit die neuen Soldaten die Ziele der Bundeswehr begreifen."[5]

Später lebte Scheib in Köln und war dort auch zu Gast im „Feez“ in Köln-Nippes, einem bekannten Treffpunkt der Friedensszene der 1980er Jahre.[6]

Der Autor Henric L. Wuermeling zitiert aus Scheibs Dissertation: Gefangenschaft und Eingliederung von Heimkehrern aus der Sowjetunion als soziologisches Problem (Heidelberg 1956) eine Passage zum Problem des Heimkehrers als gesamtgesellschaftliches Problem:[7]

„weil das Aufzeigen des Leidensweges Tausender deutscher Männer und Frauen zu einer inneren Bewältigung des vergangenen Katastrophenschicksals der Nationen auffordert, und weil es zur ernsten Auseinandersetzung mit den Fragen nach unserem gegenwärtigen geschichtlichen Standort sowie nach unserem zukünftigen geschichtlichen Handeln in der weltweiten Auseinandersetzung zwischen Ost und West zwingt.“

Schriften (Auswahl)

  • Überleben, aber wie?: Zur Entscheidung herausgefordert. Jestetten : Miriam-Verlag, 1976
  • Demokratische Verantwortung aus politischer Erinnerung. Bad Godesberg: Verband d. Heimkehrer, Kriegsgefangenen u. Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V., 1964, 2. Aufl.
  • Demokratische Verantwortung aus politischer Erinnerung. [Saarbrücken]: Landeskuratorium "Unteilbares Deutschland", [nach 1962]
  • (unveröffentlichtes Manuskript) "Politische Bildung in den Lehrplänen und in der Schulpraxis." Tutzing, Bayern, 1961[8]
  • Aufgabe und Wirken der Akademie für Politische Bildung in Tutzing (1960). Beitrag in: Heinrich Oberreuter (Hrsg.): Kristallisationskern politischer Bildung: zur Geschichte der Akademie 1957 bis 2007: 50 Jahre Akademie für Politische Bildung. Bearb. von Steffen H. Elsner. München 2009, S. 43 ff.
  • „Streiflichter zur Soziologie der Studentenschaft der Universität Heidelberg“. Ruperto-Carola, X. Jahrg. Band 24, Dez. 58, S. 165–188, Universität Heidelberg
  • Gefangenschaft und Eingliederung von Heimkehrern aus der Sowjetunion als soziologisches Problem. o. O., 1956 (Dissertation, Heidelberg)

Film

Literatur

  • Heinrich Oberreuter (Hrsg.): Kristallisationskern politischer Bildung: Zur Geschichte der Akademie 1957 bis 2007: 50 Jahre Akademie für Politische Bildung. Bearb. von Steffen H. Elsner. München 2009 (Inhaltsübersicht) – mit biographischen Angaben
  • Susanne Mueller Shafer: Persistence of postwar American proposals for the study of contemporary affairs in the West German Volksschule. University of Michigan, 1962
  • Susanne Mueller Shafer: Postwar American Influence on the West German Volksschule. University of Michigan School of Education, 1964
  • Henric L. Wuermeling: "Umschlagplatz für Millionen", in: Eva Berthold (Hrsg.): Kriegsgefangene im Osten: Bilder, Briefe, Berichte. Athenäum, Königstein/Ts. 1981, S. 11 ff. (Online)

Einzelnachweise

  1. a b Heinrich Oberreuter (Hg.), S. 314 (Kurzbiographie). - Manfred Scheib wirkte dort u. a. unter Akademiedirektor Felix Messerschmid als Tagungsleiter und referierte z. B. mit diesem zum „Wandel der politischen Ideen und Grundstimmungen von 1910-1948 (Erlebte Geschichte)“ (siehe apb-tutzing.de)
  2. Zum Film, vgl. auch Hans-Rüdiger Schwab (Hg.): Eigensinn und Bindung: Katholische Intellektuelle im 20. Jahrhundert. 2012, Online
  3. Zur Professur von Hermann Mathias Görgen, vgl. spiegel.de: Die brasilianische Professur.
  4. Inhaltsübersicht
  5. Susanne Mueller Shafer (1964:24) ("Manfred Scheib [...] attempted to find out what kind of political education the pupils in the Volksschule were receiving. His purpose was to show those responsible for the training of recruits in the Bundeswehr, the German army, what understandings they might expect of these youths. Plans might then be formulated for additional political education which would be necessary if these new soldiers were to comprehend the purposes of the Federal Republic's Bundeswehr."). - Vgl. Susanne Mueller Shafer (1962:18): "Scheib's population were the senior teachers in the Bavarian Volksschule who have the responsibility of training new teachers during their three-year probationary period. He interviewed a cross-section of these seminar leaders."
  6. Zur Örtlichkeit, vgl. Die strategische (Ohn-) Macht der Friedensbewegung: Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen in den achtziger Jahren. 2013, S. 317. – Vgl. auch den Merian-Band Köln (7/41. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1988, S. 78), wonach man sich im Feez „glatt um zehn Jahre zurückversetzt [fühlt], mitten unter Freaks mit Bart und selbstgestrickten Pullovern, die an Kachelöfen sitzen und Skat spielen und dröhnend lachen.“
  7. Henric L. Wuermeling: Umschlagplatz für Millionen, S. 11 ff., in: Berthold, Eva [Hrsg.]: Kriegsgefangene im Osten: Bilder, Briefe, Berichte. Athenäum, Königstein/Ts. 1981, hier S. 25 f.
  8. Susanne Mueller Shafer (1962:24)
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