Der Majakowskiring ist ein oval-geschlossener Straßenzug und namensgebend für die dortige Ortslage im OrtsteilNiederschönhausen des Berliner Verwaltungsbezirks Pankow. Nach 1945 erklärte die sowjetische Besatzungsmacht das gesamte Areal zum Sperrgebiet, das auf dem Passierschein als Militärstädtchen bezeichnet wurde. Das Wohnviertel wurde nach der Gründung der DDR von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) übernommen und ab 1949 in ein abgesperrtes Wohngebiet für die Machtelite der DDR-Führung umgewandelt. Die Immobilien wurden beschlagnahmt und teilweise enteignet.[1]
Der Majakowskiring verläuft von der westlich gelegenen Grabbeallee, die hier ein Teil der Bundesstraße 96a ist, bis zu der östlich am Park des Schlosses Schönhausen befindlichen Ossietzkystraße. Der Ring aus Kronprinzen- (der nördliche Streckenverlauf) und Viktoriastraße (der südliche Teil des Straßenzuges) erhielt am 4. Mai 1950 den Namen des russischen Dichters Wladimir Wladimirowitsch Majakowski. Zunächst hatte der Ring für kurze Zeit Majakowskistraße geheißen.[2][3][4]
Die anliegenden Häuser, die überwiegend Villen-Charakter haben, bewohnten überwiegend bis zu ihrer Flucht und Enteignung nach dem Krieg in erster Linie Industrielle. Vereinzelt erhielten die Alteigentümer für eine Übergangszeit aber auch Mietzahlungen, so im Fall des Hauses Nr. 29. Als die Eigentümer 1950 Ost-Berlin verließen, wurden auch sie enteignet.[4][1]
Nachdem Architekten wie Hans Scharoun die Häuser im Sinne der neuen Bewohner umgebaut hatten, bewohnten sie bis zu ihrem Umzug in die Waldsiedlung Wandlitz Mitglieder der DDR-Regierung.
Der Majakowskiring im Ortsteil Niederschönhausen wurde auch als Totum pro parte „Pankow“ bezeichnet, da er in diesem Bezirk lag. 350 Meter nordöstlich befand sich der Amtssitz des Staatsoberhauptes der DDR, zunächst von 1949 bis 1960 des PräsidentenWilhelm Pieck und nach dessen Tod bis 1964 des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht im Schloss Schönhausen. Pankow galt fortan auch als Metonymie für die DDR-Regierung. So sprach Konrad Adenauer von den „Herren in Pankoff“.[5][3]
Die Häuser im Quartier waren schon 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden. Die Militärs hatten das Gebiet eingezäunt und es „Gorodok“ (russischГородо́к =„Städtchen“) genannt. Die im Viertel am Majakowskiring wohnenden Regierungsvertreter schirmte später eine Mauer von der Außenwelt ab. Diese blieb auch nach dem Umzug der Politiker nach Wandlitz im Jahre 1960 erhalten. Erst als Lotte Ulbricht 1973 nach dem Tod ihres Mannes wieder in den Majakowskiring zurückkehren wollte, wurden die Sperren und Kontrollen aufgehoben. Jedoch untersagte man ihr, an ihren ursprünglichen Wohnsitz zurückzukehren, man wies ihr nunmehr das Haus Nummer 12 zu, in dem sie bis zu ihrem Tode 2002 lebte.[2][6]
Häuser und ihre Bewohner (Auswahl)
Majakowskiring 2: Gästehaus der DDR-Regierung, frühere „Kasbaumsche Villa“ des Fotografen Richard Kasbaum.
Majakowskiring 5, später 21, 55a: Horst Sindermann, Volkskammer-Präsident
Majakowskiring 12: Lotte Ulbricht(nach dem Tode ihres Mannes 1973)
Majakowskiring 46/48: Otto Grotewohl, „1989 von bürgerbewegten Künstlern besetzt“,[8] „bis 1990 Clubhaus des Schriftstellerverbands der DDR“,[9] von 1991 bis 2001 Literaturwerkstatt,[10][11][12] seit 2006 Wohnhaus von Jasmin Tabatabai[13]
1955–1963: Fred Oelßner, (Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied im ZK der SED)
1963–1989: Dienstgebäude der Hauptabteilung Personenschutz des MfS
1990–1995: Berliner Werkgemeinschaft gGmbH für Behinderte
ab 1995: „KULTI“ Kinder- und Jugendfreizeithaus des Bezirksamts Pankow[14]
Majakowskiring 59: Hilde Benjamin, Vizepräsidentin des Obersten Gerichts und spätere Justizministerin (das Haus wurde 1960 wegen Baufälligkeit abgerissen und sie zog in den Majakowskiweg, jetzt Rudolf-Ditzen-Weg 18 – 20; Vormieter war dort Markus Wolf)
Majakowskiring 64: Willi Stoph, war Vorsitzender des Ministerrates und zeitweise Staatsoberhaupt
Ausstellung
Im Juni 2009 eröffnete das Zentrum für Zeithistorische Forschung und dem Amt für Kultur und Bildung/Museumsverbund Pankow in den Torhäusern des Schlosses Schönhausen52.57634513.406283 eine Dauerausstellung. Sie trägt den Titel „Die Pankower Machthaber. Der Majakowskiring und das Schloss Schönhausen nach 1945“ und dokumentiert die Geschichte des Pankower „Städtchens“ als Wohnviertel der DDR-Machtelite.[15]
Majakowskiweg
Der Majakowskiring wurde zweimal vom zur gleichen Zeit benannten Majakowskiweg gekreuzt. Dies führte oft zu Verwechslungen, bis der Majakowskiweg 1994 in Rudolf-Ditzen-Weg umbenannt wurde, nach dem hier 1947 zuletzt wohnenden Hans Fallada.