Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Die Lysergsäure ist eine tetracyclische (Struktur mit vier Ringen) β-Aminosäure. Die D-(+)-Lysergsäure ist die Vorstufe für eine Vielzahl von Mutterkornalkaloiden, die von dem MutterkornpilzClaviceps purpurea, weiteren Schlauchpilzen und wenigen höheren Pflanzen aus der Gruppe der Windengewächse (Convolvulaceae) produziert werden.[1] Der Name leitet sich ab von Ergot, dem französischen Wort für ‚Mutterkorn‘ und lysis (griechisch für ‚Auflösung‘).
Der erste korrekte Strukturvorschlag stammt von W. A. Jacobs[5] und wurde durch Synthese von Dehydrolysergsäure von Arthur Stoll, Albert Hofmann und Franz Troxler bestätigt.[6][7] Das Molekül besitzt zwei Stereozentren, dementsprechend gibt es vier Stereoisomere: D-Lysergsäure, L-Lysergsäure, D-Isolysergsäure und L-Isolysergsäure. Die relative Konfiguration der beiden Stereozentren wurde 1954 von Stoll et al. abgeleitet.[8] Die absolute Konfiguration der natürlichen Lysergsäure wurde 1962 von Stadler und Hofmann durch chemischen Abbau und Verknüpfung mit D-(−)-N-Methylasparaginsäure bestätigt.[9]
Übersicht über die vier Stereoisomere der Lysergsäure
Epimere
(+)-Enantiomer
(−)-Enantiomer
Lysergsäure
(5R,8R)
(5S,8S)
Isolysergsäure
(5R,8S)
(5S,8R)
Synthese
Die erste Totalsynthese racemischer Lysergsäure gelang im Jahr 1954 Ed Kornfeld und Robert Woodward als Mitarbeiter von Eli Lilly.[10] Die effiziente Wipf-Methode aus dem Jahr 2022 eignet sich zur Erzielung von Gramm-Ausbeuten und bedient sich der Mizoroki-Heck-Kreuzkupplung zum Schließen des Rings C.[11][12]
Die Biosynthese der Lysergsäure geht – wie bei allen Mutterkornalkaloiden – vom Tryptophan aus.[1]
Vorkommen
Mutterkorn (Claviceps purpurea), Trichterwinden (z. B. Ipomoea tricolor oder Turbina corymbosa) (Produzent bei den Winden sind durch die Samen übertragene epibiotische Pilze der Clavicipitaceae-Familie[13]).
Verwendung
Lysergsäure und ihre Amide – die Lysergsäureamide – haben eine erhebliche therapeutische Breite. Lysergsäure in ihrer Grundform wurde in der frühen Neuzeit erstmals zum Auslösen von Wehen eingesetzt.
Lysergsäure fällt unter die Kategorie 1 des Grundstoffüberwachungsgesetzes als direkter Vorläufer von Betäubungsmittel. Damit ist der Handel, Herstellung, die Ein- und Ausfuhr genehmigungs- und meldepflichtig.[14]
Einzelnachweise
↑ abcdefEintrag zu Lysergsäure. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 22. April 2020.
↑L. C. Craig, T. Shedlovsky, R. G. Gould, W. A. Jacobs in: J. Biol. Chem. Vol. 125, 1938, S. 289.
↑A. Stoll, A. Hofmann, F. Troxler: Über die Isomerie von Lysergsäure und Isolysergsäure. 14. Mitteilung über Mutterkornalkaloide. In: Helvetica Chimica Acta. 32, 1949, S. 506–521, doi:10.1002/hlca.19490320219.
↑M. Volkan Kisakürek, Edgar Heilbronner: Highlights of chemistry. Wiley-VCH-Verlag, Weinheim 1994, S. 164 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑A. Stoll, T. Petrzilka, L. Rutschmann, A. Hofmann, H. H. Günthard: Über die Stereochemie der Lysergsäuren und der Dihydro-lysergsäuren. 37. Mitteilung über Mutterkornalkaloide. In: Helvetica Chimica Acta, 1954, Band 37, Nr. 7, S. 2039–2057, doi:10.1002/hlca.19540370716.
↑P. A. Stadler, A. Hofmann in: Helvetica Chimica Acta. Bd. 45, 1962, S. 2005–2011.
↑E. C. Kornfeld, E. J. Fornefeld, G. B. Kline, M. J. Mann, D. E. Morrison, R. G. Jones, R. B. Woodward in: J. Am. Chem. Soc. Vol. 78, 1956, S. 3087.
↑Tasker NR, Wipf P, 2022: A Short Synthesis of Ergot Alkaloids and Evaluation of the 5-HT1/2 Receptor Selectivity of Lysergols and Isolysergols, Org. Lett., S. 7255–7259
↑U Steiner, MA Ahimsa-Müller, A Markert, S Kucht, J Gross, N Kauf, M Kuzma, M Zych, M Lamshöft, Miroslawa Furmanowa, Volker Knoop, Christel Drewke, Eckhard Leistner: Molecular characterization of a seed transmitted clavicipitaceous fungus occurring on dicotyledoneous plants (Convolvulaceae). In: Planta. 224. Jahrgang, Nr.3, 2006, S.533–544, doi:10.1007/s00425-006-0241-0, PMID 16525783 (englisch).