Williams wurde als Tochter des Dichters und Literaturprofessors Miller Williams geboren. Er arbeitete unter anderem als Gastprofessor in Mexiko und Chile und in verschiedenen Orten im Süden der USA, bevor er eine Professur an der University of Arkansas erhielt. Die Erfahrungen des Reisens prägten Persönlichkeit und Musik von Lucinda Williams sehr stark. Früh schon zeigte sie Interesse an Musik und begann mit 12 Jahren Gitarre zu spielen.
Die frühen Jahre
Mit Anfang 20 begann Williams öffentlich aufzutreten. Sie spielte in Austin und Houston eine Mischung aus Folk, Rock und Country. 1978 zog sie nach Jackson, Mississippi, wo sie ihr Debütalbum Ramblin' für das traditionsreiche Folk-Label Smithsonian/Folkways aufnahm. Es war eine Zusammenstellung verschiedener Country- und Bluescover. 1980 folgte das Album Happy Woman Blues, das ausschließlich aus eigenen Songs bestand. Keines der beiden Alben fand große Beachtung.
In den 1980er Jahren zog Lucinda Williams nach Los Angeles, wo sie beim Independent-Label Rough Trade Records unterschrieb. 1988 erschien hier ihr selbstbetiteltes Album Lucinda Williams. Der Song Like A Rose erschien zudem auf dem Sampler Music For The 90′s, Vol. 1, was ihr in Europa nicht unbedingt bei ihrer eigentlichen Zielgruppe etwas Bekanntheit verschaffte: Auf diesem zu Werbezwecken günstig verkauften Labelüberblick waren sonst hauptsächlich Rockbands wie New Order, Happy Mondays oder die Pixies vertreten.[2] In den USA wurde immerhin die Single „Changed the Locks“ über eine zerbrochene Beziehung im Radio gespielt, wodurch sie unter Musikliebhabern und Musikern Fans gewann, unter anderem Tom Petty und die Silos, die beide den Song später coverten. Songs von diesem Album wurden relativ zeitnah auch von The Schramms und von Johnny Rodriguez nachgespielt.
1992 erschien das Album Sweet Old World auf dem Label Chameleon, eine sehr melancholische Platte, die sich zum Teil autobiografisch mit dem Selbstmord und Tod von Freunden beschäftigt. Williams war in den frühen 1990er Jahren vor allem als Songwriterin erfolgreich: Mary Chapin Carpenter nahm 1992 ein Cover ihres Songs „Passionate Kisses“ auf, das zu einem Country-Hit wurde und Williams 1994 einen Grammy Award für den besten Country Song einbrachte.
Williams war seitdem vor allem bei Kritikern und Musikinsidern beliebt, aber ihr kommerzieller Erfolg blieb bescheiden. Emmylou Harris, die mit Crescent City und Sweet Old World ebenfalls Kompositionen von Williams coverte, sagte über sie: „Sie ist ein Beispiel für das Beste, was Countrymusik zumindest behauptet zu sein. Aber aus irgendeinem Grund wird sie nicht wahrgenommen. Ich habe das starke Gefühl, dass der Countrymusik dadurch etwas entgeht.“
Lucinda Williams brachte sich auch in den Ruf, perfektionistisch und langsam zu sein, wenn sie im Studio arbeitet. Es brauchte sechs Jahre bis zum nächsten Album, wobei sie jedoch als Gast auf den Alben anderer Künstler auftrat und Songs für mehrere Compilations beisteuerte. Unter anderem wurde sie von Steve Earle eingeladen, auf dessen 1996er-Album I Feel Alright ein Duett zu singen.[3] 1998 war sie auf dem Album Women in Prison von Evie Sands (produziert von Chip Taylor) zu hören.
Der kommerzielle Durchbruch
1998 gelang ihr dann mit Car Wheels on a Gravel Road der kommerzielle Durchbruch. Das Album enthielt unter anderem die Single Still I Long for Your Kiss, die auch in Robert Redfords Film Der Pferdeflüsterer zu hören war, wodurch das Album viel beachtet und besprochen wurde. Es erhielt den Grammy Award als bestes zeitgenössisches Folk-Album. Für das Musikgenre „Americana“ gilt es als stilprägend, grundlegend und wegweisend.[4] Williams tourte mit Bob Dylan, der ihre musikalische Entwicklung stark geprägt hatte. Gerade dieses Album hat ihr auch unter Musikerinnen wie Waxahatchee viel Anklang und Bedeutung als Vorbild eingebracht.[5]
Williams’ nächstes Album Essence (2001) setzte den Erfolg fort. Hier sind sparsamer produzierte, einfachere Songs zu hören, mit denen die Künstlerin sich weiter von der Mainstream-Countrymusik entfernte und die ihr neue Fans in der alternativen Musikszene einbrachte. 2002 gewann sie den Grammy Award als beste weibliche Rockinterpretin für die Single „Get Right With God“, einen untypisch schnellen Gospel-Rock aus dem ansonsten verhalteneren Album.
Ihr siebtes Album World Without Tears erschien 2003. Auf dem musikalisch vielfältigen und textlich eher düsteren Album blieb sie ihrem Stil aus melancholischen Country-Balladen und Midtempo-Rocknummern treu, experimentierte aber auch unter anderem mit Rap und elektrischen Blues, den sie bei Live-Konzerten vor allem in den Zugaben als Wurzel ihrer Musik feiert.
Danach folgte das Album West am 13. Februar 2007. Bereits eineinhalb Jahre später, am 10. Oktober 2008, erschien Little Honey mit 13 neuen Songs. Am 1. März 2011 wurde das Album Blessed veröffentlicht. Im September 2014 folgte das Doppelalbum Down Where the Spirit Meets the Bone auf dem von Williams selbst gegründeten Plattenlabel Highway 20. Im Januar 2016 veröffentlichte Williams das Album The Ghosts of Highway 20, dessen Lieder sich auf den Highway Nr. 20 beziehen, der die US-amerikanischen Nordstaaten durchquert. Im Mai 2020 veröffentlichte sie das Album Good Souls Better Angels, das der Rolling Stone zum Album des Monats machte. 2024 sang sie ein Duett mit Mike Campbell („Hell or high water“).
Am 17. November 2020 erlitt Lucinda Williams in ihrem Haus in Nashville einen Schlaganfall und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte entdeckten dort ein Blutgerinnsel. Fünf Wochen später wurde sie wieder entlassen.[7] Williams musste das Laufen neu erlernen und mittlerweile geht sie wieder auf Tournee. Zu Beginn der Konzerte führt Tom Overby, ihr Ehemann, sie immer ans Mikrofon. Sie singt auch, aber Gitarre spielen kann sie nicht mehr.[8]
1993: Various Artists – „Pancakes“ auf Born to Choose
1993: Various Artists – „Main Road“ auf Sweet Relief: A Benefit for Victoria Williams
1993: Jimmie Dale Gilmore – „Reunion“ auf Spinning Around the Sun
1993: Michael Fracasso – „Door #1“ auf Love & Trust
1994: Various Artists – „You Don’t Have Very Far to Go“ auf Tulare Dust: A Songwriter’s Tribute to Merle Haggard
1994: Various Artists – „Positively 4th Street“ auf In Their Own Words, Vol. 1 – Live Performances from the Bottom Line, New York City
1994: Julian Dawson – „How Can I Sleep Without You“ auf How Human Hearts Behave
1994: Lisa Mednick – „A Different Sky“ auf Artifacts Of Love
1995: Terry Allen – „Room to Room“ und „Black to Black“ from Human Remains
1995: Kieran Kane – „This Dirty Little Town“ auf Dead Rekoning
1995: Chris Gaffney – „Cowboys to Girls“ auf Loser’s Paradise
1996: Various Artists – „The Night’s Too Long“ auf Lone Star: Original Soundtrack from the Film
1996: Steve Earle – „You’re Still Standing There“ auf I Feel Alright
1997: RB Morris – „Glory Dreams“ auf Take That Ride
1997: Ray Wylie Hubbard – „The Ballad of the Crimson Kings“ auf Dangerous Spirits
1997: Donnie Fritts – „Breakfast in Bed“ auf Everybody’s Got a Song
1997: Bo Ramsey – „Desert Flower“ auf In the Weeds
1998: Hayseed – „Precious Memories“ und „Credo“ auf Melic
1998: Robbie Fulks – „Pretty Little Poison“ auf Let’s Kill Saturday Night
1998: Various Artists – „Here in California“ auf Treasures Left Behind: Remembering Kate Wolf
1998: Nanci Griffith – „Wings of a Dove“ auf Other Voices, Too (A Trip Back to Bountiful)
1998: Various Artists – „Come to Me Baby“ auf Wolf Tracks: A Tribute to Howlin’ Wolf
1999: Leftover Salmon – „Lines Around Your Eyes“ auf The Nashville Sessions
1999: Various Artists – „Return of the Grievous Angel“ with David Crosby auf Return of the Grievous Angel: Tribute to Gram Parsons
1999: Bruce Cockburn – „When you give it away“/„Isn´t that what friends are for?“/„Look how far“/„Use me while you can“ auf Breakfast in New Orleans, Dinner in Timbuktu
1999: John Prine – „Wedding Bells“/„Let’s Turn Back The Years“ auf In Spite of Ourselves
1999: Little Milton – „Love Hurts“ auf Welcome to Little Milton
1999: Evie Sands – „Cool Blues Story“ auf Women in Prison
1999: Chip Taylor – „Through Their Mother’s Eyes“ und „If I Don’t Know Love“ auf Seven Days in May...a love story
1999: Bonepony – „Sweet Bye and Bye“ auf Traveler’s Companion
2000: Sue Foley – „Empty Cup“ (harmony vocals) auf Love Comin’ Down
2000: Kevin Gordon – „Down to the Well“ auf Down to the Well
2000: Chip Taylor – „Head First“, „Annie on Your Mind“ und „The Ghost of Phil Sinclair“ auf The London Sessions Bootleg
2001: Kasey Chambers – „On a Bad Day“ auf Barricades & Brickwalls
2001: Matthew Ryan – „Devastation“ auf Concussion
2001: Various Artists – „Cold, Cold Heart“ auf Timeless: Hank Williams Tribute
2001: Ralph Stanley and Friends – „Farther Along“ auf Clinch Mountain Sweethearts
2001: Various Artists – „Nothin’“ auf A Tribute to Townes Van Zandt
2001: Chip Taylor – „Could I Live with This“ und „The Ship“ auf Black and Blue America
2001: Various Artists – „Angels Laid Him Away“ auf Avalon Blues: A Tribute to the Music of Mississippi John Hurt
2002: Various Artists – „Lately“ auf Going Driftless: An Artist’s Tribute to Greg Brown
2003: Various Artists – „Hang Down Your Head“ auf Crossing Jordan – Original Soundtrack
2003: Terri Binion – „GayleAnne“ (harmony vocal) auf Fool
2003: Various Artists – „Hard Times Killing Floor Blues“ auf Martin Scorsese Presents the Blues: The Soul of a Man
2003: Colin Linden – „Don’t Tell Me“ auf Big Mouth
2003: Various artists – „Make me a pallet on your floor“ auf classic blues vol.2 Smithsonian Folkways Recordings
2010: Various Artists – „Kiss Like Your Kiss“ w/ Elvis Costello auf True Blood - Music From The HBO Original Series Volume 2 [Soundtrack]
2010: Various Artists – „The Ballad of Lucy Jordan“ auf Twistable, Turnable Man: A Musical Tribute to the Songs of Shel Silverstein
2010: Ray Davies – „Long Way From Home“ auf See My Friends
2010: Jimmy Webb – „Galveston“ auf Just Across The River
2010: Various Artists – Performed on the song „Somebody Somewhere (Don’t Know What He’s Missin’ Tonight)“ from Coal Miner’s Daughter: A Tribute to Loretta Lynn (2010).
2011: Over the Rhine – „Undamned“ auf The Long Surrender
2011: Michael Monroe – „Gone, Baby Gone“ auf Sensory Overdrive
2011: Amos Lee – „Clear Blue Eyes“ auf Mission Bell
2011: Blackie & The Rodeo Kings – „If I Can’t Have You“ auf Kings & Queens