Maria Luise Katharina Breslau war die Tochter des Arztes Bernhard Breslau und seiner Ehefrau Katharina Freiin von Brandenstein.[1] Im Jahr 1858 übersiedelten ihre Eltern nach Zürich,[1] da ihr Vater den Posten des Chefarztes der Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Zürich angeboten bekam. Nachdem ihr Vater im Dezember 1866 an einer bei der Arbeit zugezogenen Infektion verstorben war, wurde Luise Katharina in einem Kloster in der Nähe des Bodensees erzogen.
Ihre ersten Zeichenstunden erhielt sie bei dem Maler Eduard Pfyffer,[1] der ihr eindringlich zur Fortsetzung des Studiums in Paris riet. In Begleitung der Mutter ging Breslau 1876[1] nach Frankreich, um sich bei Tony Robert-Fleury[1] an der renommierten Académie Julian[1] in Paris weiterzubilden. An der Académie zog die junge Malerin durch ihr großes zeichnerisches Talent die Aufmerksamkeit ihrer Lehrer auf sich, aber auch die Eifersucht einiger Klassenkameraden, einschließlich der russischen Malerin Marie Bashkirtseff. In ihren Tagebüchern[1] beschrieb Bashkirtseff die Entwicklungsphase der Breslau ausführlich bis 1881. Im Jahr 1879[1] fand Breslaus erste Ausstellung im Salon de Paris statt, an dem sie sich in der Folge bis 1891[1] regelmäßig beteiligte; 1889[1] und 1900[1] erhielt sie auf den Pariser Weltausstellungen die Goldmedaille. In dieser Zeit eröffnete sie ihr erstes Atelier in Paris und änderte ihren Namen in Louise-Cathérine Breslau.[2]
Ab 1890 verlagerte sich ihr Wirkungskreis in die Schweiz, dort nahm sie häufig an der Nationalen Kunstausstellung teil. 1900 zog sie mit ihrer langjährigen Kollegin, der Kunsthandwerkerin Madeleine Zillhardt,[1] in ein Atelierhaus nach Neuilly-sur-Seine bei Paris. Zillhardt war ihre Muse, Modell, Vertraute und Förderin. 1901 wurde Breslau zum Ritter der Ehrenlegion[1] ernannt. Im selben Jahr wurden ihre Werke im Kunsthaus Zürich gezeigt, 1904 beim Galeristen Georges Petit[1] und 1910 bei Paul Durand-Ruel.[1] Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlor sie die engen Pariser Kontakte und zunehmend ihre künstlerische Publizität. Erst im Jahr 1921 brachte ihr das Porträt des PhilosophenAnatole France[1] wieder ein stärkeres öffentliches Interesse ein.
Louise-Catherine Breslau starb am 12. Mai 1927 nach langer Krankheit in Neuilly-sur-Seine. Sie wurde auf dem Friedhof der Stadt Baden, im Kanton Aargau, neben ihrer Mutter bestattet. Das Grab auf dem ehemaligen Stadtfriedhof besteht bis heute (Stand Mai 2017).[3]
Alexandre Arsène: Louise C. Breslau. Les Editions Rieder, Paris 1928 (französisch, archive.org).
Madeleine Zillhardt: Louise-Catherine Breslau et ses amis. Editions des Portiques, Paris 1932.
Renate Berger: Malerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. In: Kunstgeschichte als Sozialgeschichte. DuMont, Köln 1982.
Anne-Catherine Krüger: Die Malerin Louise Catherine Breslau 1856–1927. Hamburg, 1988 (Biografie u. Werkanalyse zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg).
Sabine Voigt: Die Tagebücher der Marie Bashkirtseff von 1877–1884. Dortmund 1997, ISBN 3-931782-90-5 (zugl. Diss. Marburg 1996).
Delia Gaze: Dictionary of Women Artists. Fitzroy Dearborn Publishers, London/Chicago 1997.
Margot Brink: „Ich schreibe, also werde ich.“ Nichtigkeitserfahrungen und Selbstschöpfung in den Tagebüchern von Marie Bashkirtseff, Marie Leneru und Catherine Pozzi. Ulrike Helmer Verlag, Königstein 1998.
Gabriel P. Weisberg, Jane R. Becker: Overcoming All Obstacles. The Women of the Académie Julian. The Dahesh Museum, New York and Rutgers University Press 1999.
Katja Behling: Louise Breslau 1856–1927. In: Dies. und Anke Manigold: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. Berlin, Insel 2013, ISBN 978-3-458-35925-8, S. 129–133.
Anne-Catherine Krüger: Louise Catherine Breslau. In: Daniel Studer (Hrsg.): Berufswunsch Malerin! Elf Wegbereiterinnen der Schweizer Kunst aus 100 Jahren. FormatOst, Schwellbrunn 2020, ISBN 978-3-03895-024-0, S. 51–71.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwCarola Muysers et al.: Von Anker bis Zünd – Die Kunst im jungen Bundesstaat 1848–1900. Hrsg.: Christian Klemm. Scheidegger & Spiess/Kunsthaus Zürich, Zürich 1998, ISBN 3-906574-00-8, S.393.
↑Madeleine Zillhardt: Louise-Catherine Breslau et ses amis.