Die heutige Loebensteinstraße entstand zur Zeit des Königreichs Hannover um 1850 zunächst als einfacher Weg südlich des Gewässers Schiffgraben und erhielt 1854 ihren ersten amtlichen Namen als Weiden-Damm. Ab 1868 wurde der Name in „Thiergartenstraße“ geändert, laut einer späteren Mutmaßung in den Hannoverschen Geschichtsblättern „wohl des Zoologischen Gartens wegen.“[2]
2013 beauftragte die Stadt Hannover einen Beirat mit der „wissenschaftlichen Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten“ in Bezug auf Straßennamen und andere städtische Ehrungen. 2018 legte der Beirat seinen Abschlussbericht vor. Unter anderem für die Hindenburgstraße empfahl er die Umbenennung. Hindenburg habe „bei der Zerstörung der Republik und beim Ausbau der Diktatur unter einem antisemitischen Regierungsprogramm die zentrale Rolle“ innegehabt.[6]
Umbenennung in Loebensteinstraße
Ab 2018 diskutierte der Bezirksrat des Stadtbezirks Mitte die Umbenennung der Hindenburgstraße. Kurz danach benannte die Üstra die Bushaltestelle Hindenburgstraße mit dem Namen einer nahen Querstraße um.[7] Im Bezirksrat und in der Öffentlichkeit wurde die Straßenumbenennung kontrovers diskutiert.[8] Die Anwohner wurden in die neue Namensfindung einbezogen.[9] In einer Umfrage sprachen sich 2019 rund 300 der knapp 550 eingereichten Vorschläge dafür aus, den Namen beizubehalten. Unter den rund 250 eingegangenen Ideen für einen neuen Straßennamen war der Vorschlag, die Bezeichnung Loebensteinstraße zu wählen, den die damalige niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Doris Schröder-Köpf unterstützte. Den Namen trug das jüdische Mädchen Lotte-Lore Loebenstein, das in der damaligen Hindenburgstraße lebte und 1943 mit ihrer Familie im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.[10]
2021 beschloss der Bezirksrat die Umbenennung der Hindenburgstraße in Loebensteinstraße.[11] Dagegen wandte sich eine Bürgerinitiative.[12] Eine aus den Reihen der Straßenanlieger beim Verwaltungsgericht Hannover eingereichte Klage gegen die Umbenennung hatte zunächst aufschiebende Wirkung.[13] 2022[14] wies das Gericht die Klage ab und erklärte die Umbenennung für rechtmäßig.[15][16] Die historische Rolle Paul von Hindenburgs hatte bei der Entscheidung des Gerichts keine Bedeutung gespielt.[17] Gegen den Entscheid legten die Gegner der Umbenennung Berufung beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht ein,[18] die das Gericht ablehnte.[19] Die Umbenennung durch das Anbringen von neuen Straßenschildern wurde im April 2023 vollzogen.[20] Danach kam es im Sommer und Herbst 2023 mehrfach zu Beschädigungen an den Schildern sowie zum Diebstahl von Schildern. Wer hinter den Aktionen stand, wurde nicht bekannt.[21][22]
Umbenennung von Hindenburgstraße in Loebensteinstraße durch den Bürgermeister des Stadtbezirks Hannover-Mitte Jannik Schnare (Grüne), 2023
Helmut Donat: Wider den fragwürdigen Umgang mit der Vergangenheit. Theodor Lessing und die Umbenennung der Hindenburgstraße in Hannover, 1. Auflage, Bremen: Donat Verlag, 2022, ISBN 978-3-949116-10-0 und ISBN 3-949116-10-9