Funcke wurde als viertes Kind des Fabrikanten Oscar Funcke geboren.[2] Sie legte am Hagener Realgymnasium 1937 das Abitur ab und studierte in BerlinBetriebswirtschaftslehre. Am 31. Mai 1938 beantragte sie die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. September desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.972.505).[3][4] Nach dem Abschluss als Diplom-Kaufmann 1941 arbeitete sie bis 1944 als Assistentin bei einem Wirtschaftsprüfer. Anschließend war sie in der von ihrem Urgroßvater gegründeten Schraubenfabrik und Gesenkschmiede Funcke & Hueck als Prokuristin tätig. Diese Tätigkeit übte sie bis 1969 aus. Am 1. August 2012 starb Liselotte Funcke im Alter von 94 Jahren.
Ihr Vater gehörte, ebenfalls für die FDP, dem Deutschen Bundestag in der ersten Wahlperiode an.
Partei
Funcke trat 1946 in die FDP ein, ein Jahr später wurde sie Mitglied im Landesvorstand der Partei, 1964 Mitglied des Bundesvorstandes und 1968 des Präsidiums. In den Jahren 1948 bis 1968 leitete sie zudem den Landesfrauenausschuss der nordrhein-westfälischen FDP. Von 1967 bis 1978 war sie Bezirksvorsitzende der FDP Westfalen-West. In der Zeit von 1977 bis 1983 war Funcke stellvertretende Bundesvorsitzende der Liberalen.
Im Zeitraum von 1950 bis 1961 saß sie im nordrhein-westfälischen Landtag, 1961 wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt, dessen Vizepräsidentin sie von 1969 bis 1979 war. Von 1972 bis 1979 war sie Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestages, nachdem sie von 1965 bis 1969 bereits dessen stellvertretende Vorsitzende war.
Öffentliche Ämter
Am 19. November 1979 wurde sie als erste Frau als Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr in die von MinisterpräsidentJohannes Rau geführte Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen berufen. Nachdem die FDP bei der Landtagswahl 1980 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, schied sie am 4. Juni 1980 aus dem Kabinett aus.
Von 1981 bis zum 15. Juli 1991 war sie Ausländerbeauftragte der Bundesregierung. Aufgrund ihres Engagements für die in Deutschland lebenden Türken wurde sie als „Engel der Türken“ bezeichnet.[6] Ihren Rücktritt begründete sie in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl damit, dass sie "kaum je Kontakt zur Bundesregierung und ihren Entscheidungen" gehabt habe.[7]
Die Fernuniversität Hagen würdigte ihre Ehrendoktorin Liselotte Funcke 2012 in einem Nachruf:[9]
In Anerkennung ihrer Verdienste um die Förderung der demokratischen Toleranz, der Gleichberechtigung der Geschlechter und des friedlichen und solidarischen Zusammenlebens von Einheimischen und Zugewanderten in der Bundesrepublik Deutschland verlieh ihr der damalige Fachbereich Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften der FernUniversität in Hagen ... am 26. Mai 1999 den Titel einer Doktorin honoris causa.Demokratie, Gerechtigkeit, Toleranz, Verständnis, Zukunftsorientierung, aber auch Kritik und das Streben nach Erkenntnis waren für Liselotte Funcke immer Eckpfeiler ihres Denkens und ihres Handelns. Indem sie sich um die politische Kultur in Deutschland verdient machte, förderte sie das gute Klima für Lehre und Forschung.
Auszeichnungen
1973: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland[10]
Ehrenvorsitzende des FDP-Bezirksverbandes Westfalen-West und des FDP-Kreisverbandes Hagen.
Schriften
(Hrsg.): Frauen sprechen im Bundestag, Verlag Bonn Aktuell, Stuttgart 1979, ISBN 978-3-87959-111-4.
(Hrsg.): Frei sein, um andere frei zu machen. Frauen in der Politik. Die Liberalen. Seewald Verlag, Stuttgart/Herford 1984, ISBN 3-512-00707-4.
Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für die Integration der ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen, März 1991, PDF, abgerufen am 7. Februar 2023
Hagener Straßen erzählen Geschichte(n), Ardenkuverlag, Hagen 1999, ISBN 978-3-932070-16-7.
↑Todesanzeige der Familie in der Westfälischen Rundschau, Zeitung für Hagen, bzw. WAZ Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4. August 2012 (Digitalisat), abgerufen am 9. September 2013.