Von 1969 bis 1970 war er Research Assistent für Agricultural Economics an der Kansas State University. Von 1970 bis 1973 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Von 1973 bis 1976 war er persönlicher Referent der damaligen BundestagsvizepräsidentinLiselotte Funcke. 1975 wurde er im Fachbereich 20 (Nahrungswirtschafts- und Haushaltswissenschaften) der Universität Gießen mit der Dissertation Das Unternehmungsspiel als Ausbildungsmethode in der Landwirtschaft zum Dr. agr. promoviert.
Von 1976 bis 1984 war Solms als Unternehmer selbständig. Von 1976 bis 1982 war er Geschäftsführender Gesellschafter der Datagraph GmbH Computersysteme in Lich bei Gießen.[2]
Parteilaufbahn
Seit 1971 ist Solms Mitglied der FDP, deren Bundesschatzmeister er von 1987 bis 1999, 2004 bis 2011 und 2013 bis 2020 war. Er ist seit dem 19. September 2020 Ehrenvorsitzender.[1]
1997 hatte Solms in seiner Funktion als Schatzmeister der FDP zwar die vierteljährlichen Abschlagszahlungen der staatlichen Parteienfinanzierung angefordert, aber die Festsetzung der Gesamtsumme vergessen. Die damalige Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ließ den Betrag zwar dennoch auszahlen,[3] das Verwaltungsgericht Köln bestritt jedoch die Rechtmäßigkeit der Zahlung – es ging um 12,4 Millionen DM. Das Oberverwaltungsgericht Münster reduzierte später die Rückzahlungssumme auf 300.000 DM[4], und das Bundesverwaltungsgericht entschied im Mai 2000, der Antrag sei korrekt und fristgerecht gestellt gewesen und eine Rückzahlung demnach nicht erforderlich.[5]
Nach dem plötzlichen Tod seines Nachfolgers Günter Rexrodt im August 2004 wurde Solms kommissarisch erneut zum Schatzmeister ernannt und am 5. Mai 2005 auf dem Bundesparteitag in Köln mit 90,6 % der Stimmen gewählt.
Am 7. Dezember 2013 wurde er auf dem Bundesparteitag in Berlin mit 88,6 Prozent der Stimmen erneut zum Bundesschatzmeister gewählt. Am 15. Mai 2015 wurde er auf dem Bundesparteitag in Berlin mit 93,4 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.
Im Zuge seines Ausscheidens als Schatzmeister wurde er auf dem Bundesparteitag in Berlin am 19. September 2020 zum Ehrenvorsitzenden seiner Partei gewählt.[6]
Abgeordnetentätigkeit
Von 1980 bis 2013 und 2017 bis 2021 war Solms Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1985 bis 1991 stellvertretender Vorsitzender und vom 15. Januar 1991 bis zum 26. Oktober 1998 schließlich Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.
Nach der Bundestagswahl 1998 wurde er am 26. Oktober 1998 in das Amt des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages gewählt, das er bis Oktober 2013 ausübte. Hermann Otto Solms zog stets über die Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag ein. Als Vizepräsident durfte er am Rande und unbemerkt eine historische Funktion wahrnehmen: Am 1. Juli 1999 schloss er die letzte reguläre Bundestagssitzung im Plenarsaal des Bonner Bundeshauses. Damit waren 50 Jahre Bonner Parlamentsgeschichte beendet.
Am 12. November 2009 wurde Hermann Otto Solms in der FDP-Bundestagsfraktion zum Vorsitzenden des Arbeitskreises II gewählt mit den Politikfeldern: Haushalt, Finanzen, Wirtschaft und Technologie, Tourismus, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Am 8. Dezember 2012 unterlag Solms in einer Kampfkandidatur um den Spitzenplatz der hessischen Landesliste Heinrich Kolb. Daraufhin verzichtete Solms, sich auf dahinter liegende Listenplätze zu bewerben.[7][8] Nach der Bundestagswahl 2013 schied Solms somit aus dem Bundestag aus; die FDP scheiterte bei dieser Wahl allerdings ohnehin an der 5-Prozent-Hürde.
Bei der Kommunalwahl im März 2016 kandidierte Solms auf Platz 79 der FDP-Liste für den Kreistag des Landkreises Gießen. Durch das dabei zulässige Kumulieren wurde er auf Platz vier in den Kreistag gewählt und wurde dessen Alterspräsident.[9]
Daraufhin gab Solms bekannt, bei der Bundestagswahl 2017 erneut anzutreten. Seine Kandidatur wollte er nach eigener Aussage insbesondere als Ermutigung für ältere Menschen verstanden wissen, sich gesellschaftlich zu engagieren.[10] Als Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 173 erreichte er 7,7 Prozent der Stimmen. Er zog als einer von sechs hessischen Liberalen über die Landesliste seiner Partei in den neuen Bundestag ein und wurde damit nach vier Jahren Unterbrechung wieder Mitglied des Deutschen Bundestages.[11]
Solms war Alterspräsident des 19. Bundestages, da er bis 2013 33 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages war. Ursprünglich hätte mit 45 Dienstjahren diese Ehre Wolfgang Schäuble zugestanden. Als Kandidat für das Amt des Bundestagspräsidenten und wegen der damit verbundenen Antrittsrede verzichtete Schäuble auf den Altersvorsitz.[12]
Solms kritisierte die Ankündigung der Daimler AG, künftig keine Parteispenden mehr zu leisten. Unternehmensspenden seien „von unserer Verfassung so gewollt“ und eine Würdigung der ehrenamtlichen Tätigkeit von Parteimitgliedern.[16]
Daneben hat er aus der zweiten Ehe seiner Mutter zwei jüngere Halbbrüder, Konstantin Sell und den Wirtschaftswissenschaftler Friedrich L. Sell.[19]
Seine Tochter Marie Christine ist Gründerin eines Start-up-Unternehmens und zog 2016 für die FDP in die Stadtverordnetenversammlung von Lich ein.[9]
Persönliches
Hermann Otto Solms ist evangelisch.[20] Er war von 1969 bis 1971 mit Margit (* 1944) verheiratet, Tochter des Kaufmanns Albert Mayer, und ist seit 1989 in zweiter Ehe mit der promovierten Agraringenieurin Christiane Meyer zu Eissen (* 1955) verheiratet, Tochter des Gutsbesitzers Horst Meyer zu Eissen. Mit ihr hat er drei Töchter.[21]
(Hrsg.): Die neue Einkommensteuer. Niedrig, einfach und gerecht; Berliner Entwurf der FDP. Liberal-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-920590-04-X, ISBN 978-3-920590-04-2
Neue Steuermodelle in der Diskussion. In: Joachim Merz (Hrsg.): Freie Berufe – Einkommen und Steuern. (FB€St). Beiträge aus Wissenschaft, Praxis und Politik. Nomos, Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3210-7, S. 191–205.
Paul Kirchhof (Hrsg.): Perspektiven eines modernen Steuerrechts: Festschrift für Hermann Otto Solms, Erich Schmidt, Berlin 2005, ISBN 978-3-503-09081-5.
↑Böser Formfehler. FDP-Schatzmeister Solms und Parlamentschefin Süssmuth wegen Rückzahlungen unter Druck. In: Focus. 24. November 1997, abgerufen am 18. Dezember 2012.
↑Hannelore Crolly: Das abrupte Ende einer Politiker-Karriere. In Hessen unterliegt der langjährige Bundestagsvizepräsident und Finanzexperte Hermann Otto Solms im Kampf um Listenplatz eins der FDP. Jetzt verzichtet er auf weitere Kandidaturen. In: welt.de. 8. Dezember 2012, abgerufen am 18. Dezember 2012.
↑Kuratorium | Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. (freiheit.org [abgerufen am 13. Juli 2018]).
↑Thorsten Jungholt: FDP: Hermann Otto Solms rügt Parteispenden-Stopp durch Daimler. 24. April 2019 (welt.de [abgerufen am 12. Mai 2019]).
↑GHdA, Fürstliche Häuser, Band XV, Limburg an der Lahn 1997, S. 434–435.