Luc Somerhausen schildert Fernand Erauws Aufnahme zum Freimaurer:
„…eine ebenso einfache wie geheime Zeremonie, die darin bestand, den Profanen Fernand Erauw aufzunehmen, der vorgeschlagen worden war, sich den Gründern anzuschließen, und der dem Vorschlag zugestimmt hatte. Diese Zeremonie, zu deren Geheimhaltung man die Gemeinschaft der Priester um Hilfe gebeten hatte, die wiederum von uns Beistand bei ihren Gebeten erhielten, fand um einen der Essenstische herum nach einem sehr stark vereinfachten Ritual statt, dessen einzelne Bestandteile dem Neuaufgenommenen aber erklärt wurden und der fortan an der Arbeit der Loge teilnahm.“
Als die Stadt Essen, in die Hanson verlegt worden war, am 26. März 1944 von den Alliierten bombardiert wurde, starb der Inhaftierte in den Trümmern des Gefängnisses.
Franz Rochat, Universitätsprofessor, Apotheker und Direktor eines bedeutenden pharmazeutischen Labors, wurde am 10. März 1908 in Saint-Gilles geboren. Er war Mitarbeiter der Untergrundpresse und des Widerstandsblattes „Stimme der Belgier“; er gehörte der Widerstandsbewegung „ARA“ und der Loge „Die Philanthropischen Freunde“ an. Franz Rochat wurde am 28. Februar 1942 festgenommen und in Saint-Gilles, später in Bochum inhaftiert.
Franz Rochat gelangte im April 1944 ins Zuchthaus Untermaßfeld und starb dort am 6. April 1945.
Luc Somerhausen, als Bruder des Politikers Marc Somerhausen am 26. August 1903 in Hoeylaert geboren, war Journalist und Berichterstatter beim Senat. Er diente im Widerstand beim Allgemeinen Nachrichtendienst, dem berühmten SGRA, einem konspirativen Vorgänger des Staatssicherheitsdienstes. Somerhausen wurde am 28. Mai 1943 in Brüssel festgenommen und in Saint-Gilles, später in Essen inhaftiert.
Er gehörte der Loge „ACSO III“ an und war Mitglied des Großorient von Belgien in der Funktion eines stellvertretenden Sekretärs.
Fernand Erauw, diplomierter Verwaltungswissenschaftler des Instituts Cooremans und Beisitzer am Rechnungshof, Reserveoffizier bei den Grenadieren und Mitglied der Geheimarmee, wurde am 29. Januar 1914 im Wemmel geboren. (Die Geheimarmee bestand aus aktiven Soldaten und Reservisten im Untergrund. Sie wurde von der belgischen Regierung in London als legal anerkannt und führte für die Alliierten verdeckte militärische Operationen durch.)
Fernand Erauw wurde am 4. August 1942 festgenommen, entging als Offizier den Folterungen durch die Deutschen und fand sich im Jahr 1943 nach einer Odyssee durch verschiedene belgische und deutsche Gefängnisse schließlich in Esterwegen wieder.
Ãœberlebende
Die Überlebenden Fernand Erauw und Luc Somerhausen begegneten sich 1944 wieder im KZ Sachsenhausen und blieben von da an unzertrennlich. Beide standen selbst die von Heinrich Himmler im Frühjahr 1945 veranlassten „Todesmärsche“ durch. Fernand Erauw, 1,84 m und vordem mit der Statur eines Athleten, wog am 21. Mai 1945 im Saint-Pierre-Krankenhaus in Brüssel noch 32 kg.
Luc Somerhausen verstarb 1982 mit 79 Jahren, Fernand Erauw 83-jährig im Jahr 1997. Der letzte Überlebende, Franz Bridoux, hat die Geschichte der Loge nochmals in dem Belgischen Magazin Vif L'Express vom Februar 2014 in Erinnerung gebracht[2]. Er starb am 14. Januar 2017 im Alter von 93 Jahren.[3]
Das vom Architekten Jean De Salle geschaffene Denkmal für dieses Ereignis auf der Gedenkstätte der Emslandlager in Esterwegen („Begräbnisstätte Esterwegen“) besteht seit November 2004.
Der grob behauene, kubische, halb mannshohe Granitstein des Denkmals ist umgeben von aufgebogenem Baustahlgewebe, das Stacheldraht symbolisiert. Doppelt handtellergroß wurden links oben die freimaurerischen Hauptsymbole Winkelmaß und Zirkel angebracht. Das Monument steht auf einem – in freimaurerischer Redeweise – „musivischen Pflaster“ (Schachbrettmuster), dem Sinnbild für die Gegensätze des Lebens. Es wurde in Anwesenheit von sieben ausländischen Großmeistern und Großvertretern sowie von Hunderten von Freimaurer-Schwestern und Brüdern am 13. November 2004 in einer maurerischen Gedenkfeier enthüllt, Peter B. Dörfler sprach dabei für die deutschen Großlogen.
Film
Karin Ludwig, Michael Erler: Tempel, Logen, Rituale. Die Geheimnisse der Freimaurer. Deutschland 2008, 45 Min., Dokumentarfilm.
Der Film berichtet unter anderem von der Verfolgung der Freimaurerei, die ab 1936 massiv erfolgte. Erwähnt wird die Gründung der Freimaurer-Loge durch Häftlinge in einem deutschen Konzentrationslager. Deren Zusammenkünfte wurden durch katholische Mitgefangene geschützt.