Leo Gans entstammte einer der ältesten deutschen jüdischen Familien mit festem Familiennamen, die seit 1350 erwähnt wird. Sein Vater Ludwig Aaron Gans, Sohn des Philipp Ahron Gans und der Fanny Gans geb. Hanau, entstammte der über 150 Jahre in Celle ansässigen jüdischen Händlerfamilie, übersiedelte nach Frankfurt und heiratete Rosette geb. Goldschmidt (1805–1868). Leo war eines von sechs gemeinsamen Kindern. Seine Brüder waren Adolf Gans und Friedrich Ludwig von Gans, seine Schwestern Henriette Heidelbach, Pauline Weinberg und Marianne Löwengard.
Am 15. März 1876 heiratete er Luise geb. Sander (1854–1927), mit der er drei Kinder hatte. Ihre einzige Tochter Hedwig (1877–1947) heiratete Kartz von Kameke (1877–1942) und zog zunächst auf dessen Güter in Pommern. Ihr erster Sohn Robert wurde 1879 geboren und starb im gleichen Jahr. Ihr zweiter Sohn Richard (1880–1943) studierte erst Chemie und wurde dann Jurist. Eine unternehmerische Nachfolge gab es in diesem Familienzweig nicht. Seinen Wohnsitz hatte Gans immer in Frankfurt, im Haus Barckhaustraße 14. Dieses Haus ließ er sich von seinem Neffen, dem Architekten Alfred Löwengard, erbauen. 1917 kaufte Leo das in Miesbach in Oberbayern gelegene Gut mit dem Schloss Wallenburg, das sich heute noch im Besitz der Nachkommen befindet. Leo Gans konvertierte um die Jahrhundertwende zum Protestantismus.
Nach einer Zeit in Paris, wo er den Begründer der TeerfarbenchemieAugust Wilhelm von Hofmann kennenlernte, gründete er 1868 mit August Leonhardt ein Farbstofflabor in Frankfurt am Main. 1870 baute er in Fechenheim, damals ein kleines Dorf am Main zwischen Frankfurt und Hanau, eine neue Fabrik zur Produktion von Fuchsin und anderen Farbstoffen. Das neue Unternehmen firmierte zunächst als Frankfurter Anilinfarbenfabrik von Gans und Leonhardt, später als Frankfurter Anilinfarbenfabrik Gans & Co. Ab 1879 baute er es, später mit Unterstützung seiner Neffen Arthur und Carl Weinberg, durch intensive Forschung zu einem führenden Unternehmen für Textilfarben aus. Um 1900 war das 1894 in Leopold Cassella & Co. umbenannte Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von synthetischen Farbstoffen geworden.
Gans war einer von über 80 Stiftern der Universität Frankfurt. Dieser Stifter spendeten über 14 Millionen Goldmark. Leo Gans spendete 1912 eine Million Goldmark und 1920 75.000 Goldmark.[2]
Die Universität Frankfurt verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde. Er führte den EhrentitelGeheimerKommerzienrat und den akademischen Grad Dr. phil. Zu seinen Ehrendoktorwürden zählten Dr. med. h. c. und Dr. rer. nat. h. c. 1928 wurde er als erster gebürtiger Frankfurter Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main. 1932 unterstützte er mit einer großzügigen Spende an das Freie Deutsche Hochstift die Erhaltung des Goethe-Hauses.
Er starb am 14. September 1935 in Frankfurt. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof. In Fechenheim erinnert die Leo-Gans-Straße an ihn.[3]
Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350-1963. Verlag Regionalkultur, Heidelberg, 2006, ISBN 978-3-89735-486-9
Monika Groening: Leo Gans und Arthur von Weinberg. Mäzenatentum und jüdische Emanzipation (Biographiereihe der Goethe-Universität: Gründer, Gönner und Gelehrte), Societätsverlag Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-942921-86-2.
↑Geschäftsberichte der I.G. Farben, hier online verfügbar. Leo Gans erscheint letztmals im Bericht zum Geschäftsjahr 1934 in der Liste der Aufsichtsratsmitglieder, die sich auf den Zeitpunkt der Berichterstattung (1935) bezieht.