Die Laubholz-Säbelschrecke (Barbitistes serricauda) ist eine Art aus der Überfamilie der Laubheuschrecken (Tettigonioidea) in der Unterordnung der Langfühlerschrecken (Ensifera). Sie gehört zur Gattung Barbitistes, zu der neben dieser Art auch noch neun weitere in Europa endemische Heuschreckenarten gehören.[1] Die Art hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa[2], wodurch Deutschland „in hohem Maße verantwortlich“ für diese Art ist.[3]
Die Laubholz-Säbelschrecke wird etwa 15 bis 20 mm lang und hat stark rückgebildete, rotbraune Flügel. Von der Fühlerbasis bis zu diesen Stummelflügeln verläuft ein gelber Längsstreifen. Die Legeröhre der Weibchen ist in Seitenansicht breit sichelförmig und am Ende meist mit gesägter Kontur, die im Artzusatz ausgedrückt ist. Das Männchen hat rote Beine. Die Fühler sind etwa zwei- bis dreimal so lang wie der Körper. Es besteht Verwechselungsgefahr mit der Nadelholz-Säbelschrecke (Barbitistes constrictus) und der Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima). Bei letzterer Art ist die Legeröhre der Weibchen jedoch nicht gesägt und die Cerci der Männchen deutlich kürzer, während sie bei der Laubholz-Säbelschrecke deutlich geschwungen sind.[4] Bei der Nadelholz-Säbelschrecke sind die Cerci der Männchen ähnlich wie bei der Laubholz-Säbelschrecke s-förmig geschwungen, jedoch deutlich kürzer und dicker.
Die Imagines sind von Juli bis September an sonnigen Waldrändern und Sträuchern zu finden. Sie sind meist nachmittags bis nachts aktiv. Während sich die Nymphen noch in der Kraut- und Strauchschicht bewegen, leben die Imagines in Baumwipfeln. Ihr Gesang, die Stridulation, liegt im Ultraschallbereich und ist für Menschen mit dem bloßen Ohr nur über kurze Entfernungen wahrnehmbar.
Verbreitung
Die Laubholz-Säbelschrecke ist im südlichen Mitteleuropa verbreitet, von den Pyrenäen, Korsika und Serbien im Süden bis Niedersachsen im Norden.[2] Aufgrund der schweren Auffindbarkeit ist die Verbreitung nur wenig dokumentiert. Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland sind Rheinland-Pfalz (Hunsrück, Eifel), Baden-Württemberg (Schwarzwald, Schwäbische Alb) und Bayern (Alpenvorland, Fränkische Alb).[5] Sie steht in mehreren Bundesländern Deutschlands auf der Roten Liste. Die Art ist vor allem in naturnahen Eichen- und Eichenhainbuchenwäldern zu finden.[6] In Nordrhein-Westfalen und Hessen wird sie in der Kategorie „Daten unzureichend“ auf der Roten Liste geführt.[7][8]
Literatur
Heiko Bellmann: Heuschrecken: beobachten, bestimmen. Naturbuch Verlag, 1993, ISBN 3-89440-028-5.
Heiko Bellmann: Heuschrecken. Die Stimmen von 61 heimischen Arten. CD, Amp Europe, 2004, ISBN 3-935329-48-2.
Siegfried Ingrisch, Günther Köhler: Die Heuschrecken Mitteleuropas. Westarp Wissenschaften, 1998, ISBN 3-89432-461-9.
Peter Detzel: Heuschrecken Baden-Württembergs. Ulmer Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
Josef Szij: Die Springschrecken Europas. (= Die Neue Brehm-Bücherei. Band 652). Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben 2004, ISBN 3-89432-910-6.
Heinrich Tauscher: Unsere Heuschrecken. Kosmos Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1986, ISBN 3-440-05617-1.
Michael Lohmann: Käfer, Libellen und andere Insekten. BLV, München 1995, ISBN 3-405-14727-1.
↑H. Bellmann, F. Rutschmann, C. Roestei, A. Hochkirch (2019): Der Kosmos-Heuschreckenführer – Franckh-Kosmos Verlag, 320 S. ISBN 978-3-440-15304-8
↑S. Maas, P. Detzel, A. Staudt (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands – Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), 402 S.
↑Gottwald J., Richer C., Wörner M. (2002) Habitatwahl, Nahrungswahl und Entwicklung von B. serricauda (Fabricius, 1798) und B. constrictus Brunner von Wattenwyl, 1878 (Phaneropterinae). Articulata 17: 85-88
↑M. Volpers, L. Vaut (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Heuschrecken in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung. In: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen. LANUV Fachbericht 36: 487-510
↑M. Grenz, A. Malten (2011): Rote Liste der Heuschrecken (Saltatoria) Hessens. 2. Fassung. Hessisches Ministerium des Inneren und für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. 30 S.