Ladislaus entstammte dem alten und weit verzweigten ungarischen Magnatengeschlecht Batthyány, das zu den bedeutendsten Adelsfamilien der Habsburgermonarchie gehörte. Er wurde als sechstes Kind seiner Eltern in Dunakiliti geboren.[4] Sein Vater war Maria Josef Georg Franz Karl Batthyány und seine Mutter Ludowika (Luise) Franziska Agnes Karola Batthyány. Deren Großväter Josef Georg und Johann Nepomuk waren Brüder, die Eltern dadurch Cousin und Cousine zweiten Grades. Neben Ladislaus’ Mutter Luise stammten auch bereits seine Großmutter und Urgroßmutter mütterlicherseits selbst aus dem Haus Batthyány.
Die Familie gehörte zum jüngeren, gräflichen Zweig der Battyány, die von Paul – einem der beiden Söhne von Adam I. Batthyány – abstammte. Der ursprünglich fürstliche Zweig bestand aus den Nachfahren von Pauls Bruder Christoph. Da diese Hauptlinie ohne männliche Nachkommen blieb, gingen deren Titel nach dem Tod des sechsten Fürsten Edmund im Jahre 1915 auf Ladislaus über, und er wurde zum siebten Fürst von Batthyány-Strattmann.[5]
Die Jugend von Ladislaus war geprägt von Schicksalsschlägen. Der Vater verließ die Familie, die Mutter starb 1882 mit nur 38 Jahren. Aufgrund ihres Todes wollte der damals 12-jährige später Medizin studieren. Nach Beendigung seiner Mittelschulausbildung an den JesuitengymnasienKollegium Kalksburg (Österreich) und Kalocsa (Ungarn) studierte er aber vorerst Bodenkultur an der Universität Wien.[7] Er folgte damit dem Wunsch seines Vaters, dessen Wille es war, dass Ladislaus das Familienvermögen mitsamt der Ländereien verwalten sollte. Zusätzlich studierte er Astronomie, Chemie, Physik, Philosophie, Literatur und Musik. Im Jahr 1896 begann er schließlich mit seinem Medizinstudium, das er 1900 mit einem Diplom abschloss.[8]
Ärztliche Tätigkeit
Noch während des Studiums heiratete er 1898 Maria Theresia Gräfin von Coreth zu Coredo und Starkenberg (1874–1951). Im selben Jahr gründete er in Kittsee ein Privatkrankenhaus. Während er dort als praktischer Arzt arbeitete, spezialisierte er sich nebenbei zum Chirurgen, und später zum Augenarzt. Er behandelte täglich 80 bis 100 Personen, viele davon unentgeltlich. Als Dank bat er seine Patienten ein Vaterunser für ihn zu beten. Neben der unentgeltlichen Behandlung übernahm er auch häufig die Medikamentenkosten seiner Patienten. Seine Rezepte konnten in der Apotheke gratis eingereicht werden und wurden monatlich von seinem Wirtschaftsamt abgerechnet. Die Ärmsten unterstützte er auch immer wieder mit Geld aus seinem Privatvermögen.[9][10][11]
Nach dem Tod seines Cousins sechsten Grades, des Fürsten Edmund Batthyány-Strattmann, erbte er nach der Verleihung der Fürstenwürde durch Kaiser Franz Joseph Edmunds Titel und Vermögen samt Schloss Körmend, der Hauptresidenz der fürstlichen Linie der Batthyány. Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte er mit seiner Familie nach Körmend und gründete dort in einem Flügel des Schlosses ein weiteres Krankenhaus, das auf Augenheilkunde spezialisiert war.[12][13]
Sein Sarkophag ruhte dort ursprünglich in der Krypta der Klosterkirche, wurde im Rahmen des Seligsprechungsprozesses aber 1988 im Beisein des damaligen DiözesanbischofsStephan László in die Kirche übertragen. Nach seiner Seligsprechung im Jahr 2003 wurde an der Südwestfront der Kirche eine Kapelle mit einem Reliquienschrein eingerichtet, in den die Gebeine von Ladislaus Batthyány-Strattmann umgebettet wurden.[15]
Seligsprechung
Ladislaus Batthyány war ein strenggläubiger Katholik und besuchte täglich mit seiner Familie die Heilige Messe. Er stellte seinen Kindern jeden Tag eine bestimmte Aufgabe als gutes Werk, das sie zu erbringen hatten. Mit seinen Patienten betete er zusammen vor Operationen, übergab ihnen bei deren Entlassung Gebetsbildchen und ein Heft mit religiösem Inhalt mit dem Titel „Öffne die Augen und sieh!“. Er sah sich als Werkzeug Gottes, den Heilungsprozess als dessen Geschenk.[16] Patienten mit Augenleiden behandelte er häufig auch mit dem Wasser der UlrichsquelleHeiligenbrunn, einem ca. 15 km nordwestlich von Körmend gelegenen Quellheiligtum im ehemaligen Herrschaftsbereich der Familie.[17]
Schon zu seinen Lebzeiten wurde Ladislaus von vielen seiner Patienten verehrt. Der erste Apostolische Nuntio von Ungarn, Lorenzo Schioppa, schrieb etwa an den Papst „Die Leute halten den Fürsten für einen Heiligen. Ich kann Eurer Heiligkeit versichern, dass er es ist.“.[18] Da er nach seinem Tod von Erkrankten auch als Fürsprecher gegenüber Gott im Gebet angerufen wurde, wurde 1944 vom damaligen Bischof der Diözese Szombathely und Kardinal Innitzer, dem Erzbischof von Wien, das Seligsprechungsverfahren eingeleitet. Der Prozess geriet aber in Vergessenheit und wurde erst 1982 vom Bischof von Eisenstadt, Stephan László, wieder aufgenommen.[19]
Eine sich, nach erfolgter Anrufung des verstorbenen Ladislaus Batthyány, 1989 zugetragene Heilung eines als unheilbar geltenden Krebspatienten, wurde 2001 von der römischen Ärzte- und Theologenkommission als authentisch anerkannt. Am 23. März 2003 wurde Ladislaus Batthyány-Strattmann schließlich von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.[20][21]
Ladislaus Batthyány heiratete am 10. November 1898 in der Wiener Votivkirche Maria Theresia von Coreth zu Coredo und Starkenberg, Tochter von Karl Theodor Coreth zu Coredo und Anna Pankratyeva. Das Paar, das sich emotional sehr zugetan war, hatte insgesamt 13 Kinder:
Gregor Gatscher-Riedl: Fürst Ladislaus (László) Batthyány-Strattmann (1870–1931). Ein Heiliger in Magnatentracht und Ärztekittel. In: Daniela Angetter, Johannes Seidl (Hrsg.): Glücklich, wer den Grund der Dinge zu erkennen vermag: Österreichische Mediziner, Naturwissenschaftler und Techniker im 19. und 20. Jahrhundert. Lang, Frankfurt am Main 2003, S. 195–206.
Gregor Gatscher-Riedl: Magnat, Mediziner und Menschenfreund: Der Augenarzt Dr. Ladislaus Fürst Batthyány-Strattmann (1870–1931). In: Burgenländische Heimatblätter. Band 65, Eisenstadt 2003, Heft 1, S. 37–52, zobodat.at [PDF].
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Fotoalbum des Augenarztes Ladislaus Batthyány-Strattmann (ca. 1930). In: Dominik Oriesching: Das uneindeutige Land. Eine Geschichte des Burgenlands, erzählt durch Objekte, Orte und Menschen. echomedia Buchverlag Wien 2022, ISBN 9783903989221, S. 82f.