Die Closerie des Lilas lag in unmittelbarer Nähe des 1847 eröffneten Tanzpalastes Bal Bullier, der 1940 geschlossen wurde. Sie war nach der Eröffnung 1883 unter diesem Namen ein bekannter Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller, ähnlich wie das Café de la Rotonde, Le Dôme, Café de Flore, Les Deux Magots, Le Select, La Coupole sowie das Kabarett Le Lapin Agile, die wie die Closerie des Lilas alle noch existieren.
Der frühere Angestellte des Bal de La Grande Chaumière, François Bullier (1796–1869), kaufte 1843 den Prado d’Ete in der 31, avenue de l’Observatoire im 5. Arrondissement von Paris. Im Jahr 1847 baute er den Raum um, pflanzte viele Fliedersträucher und gab ihm erneut den Namen La Closerie des Lilas, den das Etablissement schon einmal (ab 1804) getragen hatte. Am 9. Mai 1847 war die Eröffnung des Tanzsaals, der dann unter dem Namen Bal Bullier bekannt wurde.[1][2]
„Das Publikum in der Closerie des Lilas – diesen Namen verdankt der Garten seinen zahlreichen Fliederbüschen – besteht zum größten Theil aus Studenten und aus deren provisorischen Ehehälften; fast alle Pariser Musensohne nämlich kennen den Gott Hymen, aber nur von der wilden Seite. Das schöne Geschlecht, das diesen Garten besucht, zeichnet sich durch ein burschikoses Wesen aus. Sie rauchen Cigaretten, Cigarren und hie und da auch wohl ein Pfeifchen Tabak. Sie spielen Billard, sie trinken ein Glas Cognac und schaudern auch vor einem zweiten Glase nicht zurück.“
– Artikel in der Ost-Deutschen Post vom 14. August 1855[3]
Das Restaurant ab 1883
Die benachbarte Brasserie des Bal Bullier war eine Poststation, die auf dem Weg von Paris nach Fontainebleau lag; sie erhielt 1883 wiederum den Namen La Closerie des Lilas (deutsch etwa: „Fliederhof“). Hier trafen sich die Besucher vor oder nach dem Tanz im Bal Bullier. Die Tanzveranstaltungen begannen um 22 Uhr; Frauen hatten freien Eintritt, Männer zahlten 1 Franc.[4] Sie wurde außerdem ein bekannter Treffpunkt von Intellektuellen und Künstlern.[5] Im 19. Jahrhundert zählten zu den Besuchern beispielsweise Émile Zola und dessen Freund Paul Cézanne, Paul Verlaine, Théophile Gautier und die Brüder Jules und Edmond de Goncourt.
Das Haus über dem Restaurant wurde 1903 erbaut.[6]
Anfang des 20. Jahrhunderts wählte der Dichter Paul Fort den Ort zu seinen Treffen, die jeden Dienstag stattfanden. Seine Freunde versammelten sich dort, diskutierten und tauschten Gedichte aus. Darunter befanden sich beispielsweise Guillaume Apollinaire und Alfred Jarry. Mit dem späteren Revolutionär Lenin spielte Fort Schachpartien. Der Bildhauer Brâncuși war ebenfalls ein Besucher der „Dienstagsversammlungen“.
Im Jahr 1922 war die Closerie der Ort, an dem ein Streit zwischen Tristan Tzara und André Breton der Beginn vom Ende des Dadaismus in Paris war. Er führte zur Gründung der surrealistischen Bewegung.[8] Das Etablissement war 1938 auf der Pariser Ausstellung Exposition Internationale du Surréalisme in der Abteilung Les Plus belles rues de Paris (Die schönsten Straßen von Paris) unter dem Namen Porte des Lilas erwähnt.[9]
Die Closerie des Lilas mit den Räumen des Restaurants, der Brasserie und der Cocktailbar ist auch gegenwärtig noch im Dekor der 1920er Jahre ausgestattet.[14]
↑Uwe M. Schneede in: Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.): Die Kunst der Ausstellung. Eine Dokumentation dreißig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts. Insel, Frankfurt am Main/ Leipzig 1991, ISBN 3-458-16203-8, S. 96