Territorium der Reichskartause Buxheim (östlich der Iller, westlich von Memmingen, rosafarben) (Karte von Matthäus Seutter und Jacques de Michal, 1725)
Heute werden Teile des Klosters vom Deutschen Kartausenmuseum, von den Salesianern Don Boscos sowie vom angrenzenden Gymnasium als Internat und Tagesheim genutzt. Die Klostergebäude sind weitestgehend erhalten, weshalb Buxheim als besterhaltenes Kartäuserkloster Deutschlands gilt. Das Buxheimer Chorgestühl in der Klosterkirche ist eines der ausdrucksstärksten Chorgestühle des Barocks.
Der Ort wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. von Alemannen gegründet. Sie benannten ihre Wohnstätte nach dem Bach mit dem keltischen Namen Bux, der die Iller speist. Im 10. Jahrhundert schenkte eine Luitgard, vermutlich die Schwester des Bischofs Ulrich, den Ort der Augsburger Domkirche. Die Schenkung war mit der Auflage verbunden, in Buxheim ein Chorherrenstift für Weltgeistliche zu gründen. Dieses nahm unter einem Stiftspropst um 1100 seinen Dienst auf.[1] 1402 übergaben Propst Heinrich von Ellerbach und der Augsburger Bischof die ärmliche Propstei, die am Rande des Existenzminimums stand, an die Kartäuser, die zunächst sechs und später 21 Zellen für Kartäuser einrichteten, die aus der Kartause Christgarten nach Buxheim kamen. Die Grande Chartreuse, das Mutterkloster mit dem Sitz der Ordensleitung, inkorporierte 1406 die Kartause Buxheim in den Orden und gab ihr den Namen Domus Aulae Mariae – Haus Maria Saal. Ihren Schutz übernahm die Reichsstadt Memmingen. Zum Herrschaftsbereich der Kartause gehörte die Bauernsiedlung Buxheim mit ihren etwa 250 Einwohnern. Das Kloster wurde mit seinen Besitzungen zum wichtigsten Arbeitgeber für die Bevölkerung. In den Wirren des Bauernkrieges (1524/25) mussten die Klosterbewohner die erste Plünderung ihres sonst streng von der Außenwelt abgeschnittenen Refugiums erfahren und fliehen. Nur noch zwei Mönche und zwei Laienbrüder lebten im Jahr 1543 in der weitläufigen Klosteranlage.
Protestantismus
Das Kloster stand zunächst unter dem Schutz der Reichsstadt Memmingen. Gemeinsam mit dem Prior von Buxheim hatte die Stadt Memmingen die Niedere Gerichtsbarkeit inne. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges besetzte 1546 die protestantisch gewordene Reichsstadt Memmingen das Kloster und untersagte die katholische Messfeier, das Chorgebet und das Tragen von Ordenskleidung. Als weitere Zwangsmaßnahme wurden die Kartäuser zum Hören protestantischer Predigten verpflichtet. Doch schon im folgenden Jahr wurde die Stadt gezwungen, ihre ordensfeindlichen Anordnungen aufzuheben. Auf dem sogenannten Geharnischten Reichstag zu Augsburg 1548 erreichte der Prior des Klosters, Dietrich Loher, den Abzug der Memminger und den Rang eines reichsunmittelbaren Prälaten, womit das Kloster zur Reichskartause avancierte. Memmingen verlor damit die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über das Kloster. König Ferdinand stellte das Kloster nun unter den Schutz des Hauses Habsburg und des Heiligen Römischen Reiches. Somit gehörte das Kloster in der Frühen Neuzeit zum Schwäbischen Reichskreis. Bald wurde Buxheim zum Musterkloster des Ordens mit großer Bibliothek, einer der größten Inkunabelsammlungen sowie einem bedeutenden Münzkabinett.
Säkularisation
Buxheim war bis zur Säkularisation 1802/03 die einzige „Reichskartause“. 1803 kam die Kartause an den Grafen von Ostein, der den Konvent bestehen ließ, jedoch wurden keine Novizen mehr aufgenommen. Der letzte Mönch starb 1860. Das Kloster fiel 1809 durch Erbschaft an den Grafen Waldbott von Bassenheim, der die Anlage ab 1812 als Schloss nutzte. Sein Sohn Graf Hugo Waldbott, ein bekannter Bankrotteur, ließ 1883 das kunsthistorisch berühmte Buxheimer Chorgestühl nach England versteigern. (1979 gelang der Rückkauf für die Buxheimer Klosterkirche durch die öffentliche Hand.) 1887 verkaufte der Graf die Bestände und das Mobiliar der Bibliothek des Klosters Buxheim. Seine Erben verkauften 1916 die ehemalige Klosterkirche und die Klostergebäude mit dem verbliebenen Grund und Boden an das Königreich Bayern. 1925 verkauften sie dann noch das Archiv, die Paramente, das liturgische Gerät und die umfangreiche Gemäldesammlung dem Kloster Ottobeuren.
1926 kam die Abtei in den Besitz der Salesianer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein Teil des Klosters vom Stab des NSDAP-Reichsleiters Alfred Rosenberg genutzt; auch Beutekunst wurde dort deponiert. 1947 eröffneten die Salesianer ein Internat, das Marianum, das 1964 in ein Gymnasium umgewandelt wurde.
Beschreibung
Klosteranlage
Nach der Übernahme durch die Kartäuser entwickelte sich die wirtschaftliche Situation gut, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die alte Kollegiatkirche erweitert, bis 1516 entstanden zweiundzwanzig Mönchshäuschen entlang des Kreuzganges. Teile der mittelalterlichen Klosteranlage wurden im 18. Jahrhundert durch die Gebrüder Zimmermann aus Wessobrunn im Stil des Barock und Rokoko umgestaltet. Dominikus und Johann Baptist Zimmermann gestalteten bis 1713 die Klosterkirche, das Refektorium und den Kreuzgang, 1727 die Pfarrkirche neben der Klosteranlage sowie zwischen 1738 und 1741 die St. Anna-Kapelle im Kreuzgang des Klosters. Zum Kloster gehörten mehrere Wirtschaftsgebäude und Fischteiche.
Die Klosterkirche St. Maria ist eine barocke Saalkirche. Der Priesterchor wurde vermutlich im 13. Jahrhundert erbaut, der Brüderchor 1450 angebaut. Der größte Kirchenschatz ist das barocke Chorgestühl, das Ignaz Waibl in den Jahren von 1687 bis 1691 (oder 1684–1700) schuf, das im Zug der letzten umfassenden Restaurierung aus England zurückgebracht werden konnte. Zwischen 1709 und 1711 wurde die Barockisierung vorangetrieben, wobei die Gebrüder Zimmermann die Aufträge erhielten und ausführten. Nach der Säkularisation diente der Priesterchor den Grafen von Bassenheim als Grabkirche. Das Königreich Bayern erwarb 1916 das Kirchengebäude. Die Salesianer Don Boscos erhielten 1955 das Nutzungsrecht und begannen mit umfangreichen Umbauten in der Kirche. Mit der Rückkehr des Chorgestühls begannen in den 1980er Jahren die Restaurierungsmaßnahmen.
Territorium der Reichskartause
Zum Herrschaftsgebiet des Reichskartäuserklosters Buxheim zählten drei Dörfer und drei Weiler, somit gehörte das Kloster in der Frühen Neuzeit zum Schwäbischen Reichskreis. Es gehörten zum Territorium etwa die Ansiedlungen Buxheim, Westerhart und Pleß.
Rektoren und Prioren der Kartause
1403–1406 Ludovicus Verwig, Gründungsrektor
1406–1410 Ludovicus Verwig, Prior
1410–1413 Joannes
1413–1423 Martinus
1423–1427 Fridericus
1427–1436 Michael Hartritt aus Augsburg
1436–1439 Nicolaus aus Giengen an der Brenz (erste Amtszeit)
1439–1442 Albert (Humel) Harhusen
1442–1465 Nicolaus aus Giengen an der Brenz (zweite Amtszeit)
1465–1467 Joannes Rock aus Rottenburg
1467–1470 Bartholomaeus
1470–1471 Guntherus Molitor aus Urach
1471–1477 Joannes Egen aus Weingarten
1477–1481 Michael Schreppler
1481–1486 Udalricus Eckardt
1486–1489 Jodocus Wiedenmann aus Memmingen (erste Amtszeit)
1489–1492 Petrus Luz
1492–1494 Jodocus Wiedenmann aus Memmingen (zweite Amtszeit)
1811–1812 Romualdus Geiger aus Ottobeuren, Vorsteher
Literatur
Das Buxheimer Chorgestühl. Beiträge zur Bau- und Kunstgeschichte der ehemaligen Reichskartause Buxheim und zur Restaurierung des Chorgestühls. In: Michael Petzet (Hrsg.): Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, 66. München 1994, ISBN 3-87490-569-1.