Klein-Krotzenburg liegt auf einer Höhe von 105 m über NN, etwa 3 km nördlich von Seligenstadt am Main.
Geschichte
Urgeschichte
In römischer Zeit querte hier eine Brücke den Main. Im Main gefundene Reste davon sind im Heimatmuseum und in der Saalburg ausgestellt.
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1175, die anlässlich eines Rechtsstreits zwischen der Benediktinerabtei Seligenstadt und dem Mainzer Petersstift verfasst wurde. Das Dorf gehörte zur Auheimer Mark. Es befand sich zunächst im Besitz der Abtei Seligenstadt. 1306 verkauften die Herren von Eppstein die Vogtei über Klein-Krotzenburg vorübergehend an Kloster Seligenstadt. 1371 verpfändeten sie sie an die Herren und späteren Grafen von Hanau und verkauften sie 1425 an das Kurfürstentum Mainz. Seit 1489 stand Klein-Krotzenburg unter der Oberhoheit von Mainz, das es seinem Oberamt Steinheim zuordnete, wobei es weiter dem Zentgericht des Klosters Seligenstadt unterstand.
In erhaltenen Urkunden wurde Klein-Krotzenburg unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
Cruzenburch (1175)
Cruzenburg (1232)
Cruzenburch (1235)
Crocenborch (1287)
Crotzinburg (1314)
Crotzenburg (1330)
Croczenburg (1336)
Crutzenburg (1357)
Crotzenburg (1366)
Krotzenburg (1370)
Croczinburg (1420)
Klein Crotzenburg
Crotzenburg (1434)
Kleinen Crotzenborg (1482)
Clein Crotzenberg (1487)
Crotzenberg inferior (1517)
minor villa Croczenbergk (1518)
Neuzeit
Während des Dreißigjährigen Kriegs litt die Bevölkerung sehr stark. Allein 1632 starben 90 Einwohner an der Pest. Am Ende des Krieges fiel das Dorf wüst.
Die Äbte des Klosters Seligenstadt wählten Klein-Krotzenburg als Sommersitz und errichteten hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine villenartige Residenz. 1736 wurde auf der Liebfrauenheide eine Kapelle gebaut, die bald darauf Ziel von Wallfahrten wurde.
Für die Verwaltung wurden Landratsbezirke geschaffen, die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichten übertragen. Der Landratsbezirk Seligenstadt erhielt die Zuständigkeit für die Verwaltung unter anderem für das gleichzeitig aufgelöste Amt Seligenstadt. Durch verschiedene Verwaltungsreformen gehörte Klein-Krotzenburg dann ab
1852 wieder zum Kreis Offenbach. Dieser wurde 1939 in „Landkreis Offenbach“ umbenannt.[4]
Zum 1. Januar 1977 wurde Klein-Krotzenburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit der Gemeinde Hainstadt per Gesetz[5] zur Gemeinde Hainburg vereinigt.
Gerichtliche Zuständigkeit
Bei der Reform 1821 übernahm das Landgericht Steinheim die erstinstanzliche Rechtsprechung in Klein-Krotzenburg, die zuvor das Amt wahrgenommenen hatte.[3] Der Sitz des Gerichts wurde zum 1. Juli 1835 nach Seligenstadt verlegt und die Bezeichnung in „Landgericht Seligenstadt“ geändert.[6] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[7] So ersetzte das Amtsgericht Seligenstadt das Landgericht Seligenstadt.
Klein-Krotzenburg: Einwohnerzahlen von 1829 bis 1970
Jahr
Einwohner
1829
860
1834
921
1840
1.045
1846
1.123
1852
1.067
1858
1.204
1864
1.216
1871
1.475
1875
1.661
1885
1.742
1895
1.944
1905
2.188
1910
2.325
1925
2.453
1939
2.777
1946
3.396
1950
3.768
1956
4.118
1961
4.196
1967
4.657
1970
5.096
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „In Rot oben ein sechsspeichiges silbernes Rad, darunter ein lateinisches silbernes Kreuz.“[8]
Das Wappen wurde der Gemeinde Klein-Krotzenburg am 25. November 1950 durch den Hessischen Innenminister das Recht zur Führung eines Wappens verliehen. Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth.
Das redende Kreuz steht schon mindestens seit dem 18. Jahrhundert im Siegel des Ortes. Ergänz wird es heute durch das Mainzer Rad, als Zeichen der früheren Zugehörigkeit zu Kurmainz.[9]
Flagge
Am 16. Januar 1954 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:
„Auf der weißen Mittelbahn des rot-weiß-roten Flaggentuches das Wappen der Gemeinde Klein-Krotzenburg.“[10]
Die erste Erwähnung einer Fähre[12]:74 finden sich in den Geburts- und Sterbebüchern der Pfarrei, nach denen 1886 beim verstorbenen Valentin Brauneis der Beruf „Fächer“ (= Fährmann) vermerkt ist.
Mit zunehmender Beschäftigung in den Fabriken von Hanau und Großauheim strömten immer mehr Menschen von Klein-Krotzenburg morgens auf die andere Mainseite. Eine Schleuse gab es noch nicht, diese wurde erst ab 1915 errichtet. So wurde die Fähre im Laufe der Zeit von einem Nachen zu einem pontonartigen Gefährt erweitert.
Die erste Fähre hat noch an einem anderen Ort weiter mainabwärts übergesetzt und wurde wohl um 1896[12]:74 an die spätere Stelle verlegt.
1901 wurde dann eine eiserne Fähre gekauft, die auch mit einem anderen Mechanismus übersetzte. Wurde die ursprüngliche Fähre an einer Kette entlang gezogen, die quer durch den Main verlief, wurde die neue Fähre von einem Stahlseil gehalten, das in der Mitte des Mains verankert war. Das System wird Gierseilfähre oder auch „fliegende Brücke“ genannt. Durch Probleme mit dem über Wasser geführten Seil wurde jedoch diese Fähre auch bald wieder durch eine Hochseilfähre abgelöst, mit der die Querung aber immer noch nach dem gleichen Prinzip mit Hilfe der Strömung erreicht wurde.
Im Januar 1917 ereignete sich ein schweres Fährunglück, bei dem 15 Männer ertranken. Wenige Meter vor dem Ufer bei Großkrotzenburg fuhr die mit 28 Menschen beladene Fähre früh morgens in der Dunkelheit vermutlich auf ein Hindernis. Die Wucht des Aufpralls warf die dicht gedrängten Menschen durcheinander und der Nachen kippte um.[12]:77 In dem Chörchen unter dem Glockenturm der St. Nikolaus-Kirche in Klein-Krotzenburg ist eine Gedenktafel für die Verstorbenen des Fährunglücks angebracht.
1945 wurde die Fähre dann von flüchtenden Wehrmachtstruppen versenkt, um dann wahrscheinlich im Herbst 1945 von den Bewohnern wieder gehoben zu werden. Nach dem Krieg fuhr die Fähre immer noch an einem Hochseil, bekam aber einen elektrischen Antrieb, der dann später auf Diesel umgestellt wurde. Ab 1963[12]:83 wurde die erste eisernen Fähre dann durch eine neue ersetzt, mit der auch die Hochseile verschwanden.
Endgültig stillgelegt wurde die Fährverbindung im Jahre 1999.[13] Nach einem Zwischenstopp auf dem Rhein wurde die Fähre umgebaut und bringt jetzt unter dem Namen „Sottje II“ Urlauber auf den Campingplatz der Elbinsel Lühesand.[14]
Literatur
Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 124.
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 392–394.
Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 128.
Georg Schäfer u. a.: Kreis Offenbach = Teilband von: Rudolf Adamy: Die Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen. 1885, S. 97–102.
Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 154–163.
↑ ab
Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Klein-Krotzenburg im Landkreis Offenbach a. M. vom 25. November 1950. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1950 Nr.50, S.521, Punkt 952 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,3MB]).
↑Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Klein-Krotzenburg im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 16. Januar 1954. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1954 Nr.5, S.68, Punkt 73 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,2MB]).