Lage der Gemeinde Kirchheim im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Kirchheim (anhörenⓘ/?) ist eine Gemeinde im osthessischenLandkreis Hersfeld-Rotenburg. Durch die Lage an der Bundesautobahn 7 (A 7) zwischen den Dreiecken mit A 4 und A 5 wird das hessische Kirchheim auch „das Autobahn-Dorf“[2] genannt, zumal die Autobahn in das Wappen aufgenommen wurde und der Ort durch Rasthöfe mit Tankstellen sowie neuerdings Elektroauto-Schnellladern geprägt ist.
Kirchheim liegt in den Südausläufern des Knüllgebirges im Tal der Aula, die bei Niederaula in die Fulda fließt; in der Ortschaft münden in die Aula im Norden das Gossmannsröder Wasser und der Wälsebach und im Süden die Ibra. Der höchste Berg des Gemeindegebiets ist der 6,6 km nordwestlich an der Gemeindegrenze zu Neuenstein gelegene Eisenberg (635,5 m ü. NN).
Die nächsten größeren Städte sind Bad Hersfeld (ca. 10 km ostnordöstlich), Fulda (ca. 33 km südsüdöstlich) und Alsfeld (ca. 24 km südwestlich).
Das langjährige Jahresmittel der Lufttemperatur beträgt 7,4 °C und der durchschnittliche Niederschlag liegt bei 637 mm. Im langjährigen Mittel hat Kirchheim 21,7 Sommertage, 107,2 Frosttage. Die mittlere Jahressonnenscheindauer liegt bei 1410 Stunden.
Quelle: 1200 Jahre Kirchheim, siehe Kap. Literatur
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Kirchheim erfolgte unter dem Namen Kyricheim im Breviarium Lulli, einem Zehntverzeichnis der Abtei Hersfeld und wird in die Zeit 775–786 datiert.[3]
Den Eisenbahnanschluss erhielt Kirchheim am 1. Mai 1906, als die Knüllwaldbahn eröffnet wurde. Ab 1935 hatte die Gemeinde den Autobahnanschluss, als hier das Autobahndreieck der Autobahnen A 7 und A 4 entstand.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden bis dahin selbstständigen Gemeinden Allendorf, Frielingen, Gershausen, Goßmannsrode, Kemmerode und Reimboldshausen mit Wirkung vom 1. Februar 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Kirchheim eingegliedert.[4] Mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 folgte Rotterterode.[5][6] Gersdorf, Heddersdorf, Reckerode und Willingshain kamen kraft Landesgesetz am 1. August 1972 hinzu.[7][8]
Für alle bei der Gebietsreform nach Kirchheim eingegliederten Gemeinden sowie für die Kerngemeinde wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]
Im Jahr 1974 wurde mit dem Bau des „Seeparkes Kirchheim“, zwischen den Ortsteilen Reimboldshausen und Kemmerode begonnen. Hier wurde die Ibra zu einem zehn Hektar großen See aufgestaut. Nur ein Jahr danach wurde die Kreisstraße 34 von Willingshain über den Eisenberg nach Raboldshausen (Ortsteil von Neuenstein) gebaut. Nach dieser verkehrsmäßigen Erschließung des Eisenbergs folgten im gleichen Jahr der Bau eines Berghotels, der Bau des „Feriendorfes am Eisenberg“ durch die Stadt Hannover und der Bau des Funkturmes.
Am 22. August 1977 brach der Damm des Ibrastausees im „Seepark Kirchheim“ und unterspülte die Bahntrasse bei Kirchheim. Dies war der Anlass für die Bundesbahn, die Knüllwaldbahn stillzulegen.
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Kirchheim angehört(e):[3][10]
Von 2016 bis 2024 gab es für die Gemeinde keinen genehmigten Haushalt.[13]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kirchheim 3651 Einwohner. Darunter waren 145 (4,0 %) Ausländer, von denen 51 aus dem EU-Ausland, 36 aus anderen Europäischen Ländern und 58 aus anderen Staaten kamen.[14] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 7,6 %.[15])
Nach dem Lebensalter waren 588 Einwohner unter 18 Jahren, 1521 zwischen 18 und 49, 825 zwischen 50 und 64 und 717 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 1554 Haushalten. Davon waren 408 Singlehaushalte, 429 Paare ohne Kinder und 540 Paare mit Kindern, sowie 150 Alleinerziehende und 30 Wohngemeinschaften. In 249 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1020 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
Einwohnerentwicklung
Im Jahr 1610 hatte Kirchheim 75 Haushaltungen, im Jahr 1747 waren es 81.
Kirchheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr
Einwohner
1834
734
1840
733
1846
730
1852
759
1858
694
1864
686
1871
616
1875
582
1885
547
1895
548
1905
549
1910
569
1925
604
1939
705
1946
1.091
1950
1.126
1956
1.018
1961
1.085
1967
1.445
1970
1.520
1972
3.673
1975
3.885
1980
3.977
1985
4.143
1990
4.050
1995
4.145
2000
4.032
2005
3.940
2010
3.636
2011
3.651
2015
4.093
2020
3.545
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[3]; 1972:[17]; Hessisches Statistisches Informationssystem[15]; Zensus 2011[14] Ab 1972 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Religion
Römisch-katholische Kirche
Die Gemeinde Kirchheim ist Teil der katholischen Pfarrei St. Lullus Bad - Hersfeld/Niederaula-Kircheim. In Kirchheim befindet sich die katholische Kirche „St. Gunther“ am „Am Wolfsstück 20“.[18]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Kirchheim neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sechs weitere Beigeordnete angehören.[24] Bürgermeister ist seit dem 1. November 2022 Axel Schmidt (CDU).[25] Er setzte sich am 15. Mai 2022 im ersten Wahlgang gegen Amtsinhaber Manfred Koch (SPD), der sich um eine fünfte Amtszeit beworben hatte,[26] bei 59,83 Prozent Wahlbeteiligung mit 53,86 Prozent der Stimmen durch.[27]
Für die Ortsteile Allendorf, Frielingen, Gersdorf, Gershausen, Goßmannsrode, Heddersdorf, Kemmerode, Kirchheim, Reckerode, Reimboldshausen, Rotterterode und Willingshain bestehen Ortsbezirke nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Der Ortsbeirat wird im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt und bestimmt aus seiner Mitte den/die Ortsvorsteher/in.[9]
Der Ortsbeirat für den Ortsteil Kirchheim besteht aus neun Mitgliedern. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 wurde Volker Meister als Ortsvorsteher gewählt.
Haushalt
Im Jahr 2013 wurde zur Konsolidierung des Haushalts für die Haltung von Pferden auf dem Gemeindegebiet eine Pferdesteuer eingeführt.[30]
Wappen
Am 23. August 1967 wurde der Gemeinde Kirchheim im damaligen Landkreis Hersfeld ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Grün unter einem durch Tannenschnitt abgeteilten goldenen Schildhaupt eine erniedrigte schrägrechte Doppelbahn mit grünem Trennungsstreifen.[31] Die schrägrechte silberne Doppellinie stellt die Autobahn in stilisierter Form dar.
Am nördlichen Ende der Stadt, in der Schloßstraße in Fahrtrichtung Goßmannsrode, befindet sich anstelle einer ehemaligen hersfeldischenBurg, verlehnt an die von Hattenbach, das um 1685 errichtete Kirchheimer Schloss (Herrenhaus), nachdem das Anwesen um 1600 an die von Baumbach gelangte. Das Anwesen besaß nördlich des Herrenhauses einen Rokoko-Schlosspark. Südlich davon befinden sich halbkreisförmig die Ökonomiegebäude des Anwesens, die heute zumeist als Wohngebäude ausgebaut sind. Die Anlage ist in Privatbesitz und, außer zu öffentlichen Veranstaltungen, nicht zugänglich.
Die heutige evangelische Kirche wurde 1822 erbaut.
Gemeindevorstand Kirchheim (Hrsg.): 1200 Jahre Kirchheim. Bad Hersfeld 1983
Horst Breitbart: Geschichte und Geschichten Kirchheimer Dörfer, mit Pfarrergeschichte, Konvents- und Visitationsprotokollen und Einzelbetrachtungen. Kirchheim 1993
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 39 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 25. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; 26 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Kirchheim, abgerufen im Oktober 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S.79f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 75.
↑
Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.33, S.1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9MB]).
↑CDU-EXTRA 30, 31. August 1978: Hessen ein typisches Beispiel: Genossen-Filz in der Provinz; „Affäre Bürgermeister Kimpel (SPD), Kirchheim. Bürgermeister Kimpel erhielt seit 1972 auf Beschluß der damaligen SPD-Mehrheit in der Gemeindevertretung höhere Bezüge, als ihm nach der Einwohnerzahl der Gemeinde Kirchheim zugestanden hätten.“ - HNA, 27. Februar 2013: Leerbriefe. Kontrollieren und abwägen: „… wie es mein Vater Ehrenbürgermeister Wiegand Kimpel bis 1985 praktizierte.“
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Kirchheim im Landkreis Hersfeld, Regierungsbezirk Kassel vom 23. August 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr.37, S.1143, Punkt 924 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,2MB]).