Salskoje im Nordwesten des Samlandes liegt 32 Kilometer nordwestlich der Stadt Kaliningrad(Königsberg) an der russischen Fernstraße A 192 (Teilabschnitt der früheren deutschen Reichsstraße 143), unweit der gleichnamigen Anschlussstelle des neu erbauten Primorskoje Kolzo (Küstenautobahnring). Die heutige Kirchenruine befindet sich südöstlich der Nebenstraße, die von Salskoje über Gorbatowka(Nortycken) nach Kljukwennoje(Klycken) führt.
Kirchengebäude
Bei der Dorf- und Pfarrkirche im ehemaligen Sankt Lorenz handelt es sich um einen im Jahre 1450 errichteten Feldsteinbau mit Ziegelecken ohne Chor.[1][2][3] Zunächst stand hier auf der Steilküste über der Ostsee eine kleine Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, die später als östlicher Abschnitt in einen Erweiterungsbau integriert wurde.
Im Jahre 1609 stürzte das Gewölbe ein und wurde durch eine flache Holzdecke ersetzt. Der Turm wurde 1586 angebaut. Er war für die anlandenden Schiffe ein wichtiges Seezeichen und wurde deshalb von der Königsberger Kaufmannschaft instand gehalten. Erst 1709 ersetzte die BrüsterorterBake das Orientierungszeichen für Seeleute. Der Turm verfiel allmählich und stürzte 1767 ein.
Von 1771 bis 1773 erweiterte man das Kirchenschiff um zwei Achsen, und 1905/06 wurden der Turm nach dem Vorbild des Kirchturms in Neuhausen (heute russisch: Gurjewsk). Auch der Ostgiebel wurde wiederhergestellt.
Der Kirchenraum wirkte dunkel aufgrund der vor die Fenster gezogenen Emporen.
Der Altarschrein soll 1540 entstanden sein und wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts mit Neuerungen und Ergänzungen versehen wie die Bemalung der Flügeltüren mit Bildern aus dem Leben Jesu. Ein Bild des Schmerzensmannes von 1575 im Obergeschoss des Altars befand sich bis 1905/06 an einer Kanzel, die man damals entfernte. Sie stammte von 1575 und fiel wegen ihrer künstlerisch ausgemalten Felder auf. Der Schalldeckel war von 1684.
Im Jahre 1856 wurde eine Orgel eingebaut. Die Glocken stammten von 1753 und 1796.
Die Kirche Sankt Lorenz kam unversehrt durch den Zweiten Weltkrieg. Sie wurde dann der örtlichen Kolchose übertragen, die sie als Lagerhalle benutzte. Das Gebäude verfiel seit den 1970er Jahren, wenig später brach man den oberen Teil des Turms ab, das Dach fiel zusammen. 1993 stürzte der Westgiebel ein.
Im Jahre 1999 verkaufte die Kolchose Salskoje die Kirche für 40 Kopeken pro Backstein (etwa 2 Eurocent). Heute stehen der Ostgiebel und Teile des Turms als Ruine des Kirchengebäudes, das für gottesdienstliche Zwecke nicht mehr benutzbar ist und weiterhin verfällt.
Sankt Lorenz, Dorf und Landgemeinde, Kreis Fischhausen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sankt Lorenz (meyersgaz.org).
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. Königsberg 1898, S. 80–83 (Google Books).
Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Nipkow, Neidenburg 1890, S. 73–74 (Google Books).
Karl Emil Gebauer: Nachrichten über die Kirche St. Lorenz. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 13 und Band 14, Königsberg 1835, S. 569–582 (Google Books) bzw. S. 61–67 (Google Books).
Einzelnachweise
↑Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band II: Bilder ostpreußischer Kirchen. Göttingen 1968, S. 36
↑Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968, S. 139
↑Karl Emil Gebauer: Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild des ostpreußischen Landschaft Samland. Königsberg i. Pr. 1844.