Die Keltenwelt am Glauberg ist ein archäologischesMuseum und Forschungszentrum mit dem Schwerpunkt in der keltischen Zeit in der Gemeinde Glauburg im Wetteraukreis in Hessen. Das Museum ist eines von zwei Häusern des archäologischen Landesmuseums Hessen (ALMhessen). Zur Anlage gehören auch ein archäologischer Park und ein Zentrum zur Erforschung der Kelten und der Eisenzeit. Im Zentrum der Ausstellung steht der „Keltenfürst vom Glauberg“.
Die Keltenwelt am Glauberg liegt am Südwest-Hang des weithin sichtbaren Glaubergs, eines 270 m hohen, flachen Bergrückens aus Basalt. Er war seit der Jungsteinzeit bis ins Hochmittelalter besiedelt und trug in vorrömischer Zeit eine befestigte keltische Höhensiedlung. Die sensationellen Funde reich ausgestatteter „Fürstengräber“ dreier keltischer Krieger aus dem späten 5. Jahrhundert v. Chr. und vor allem die bis auf die Füße vollständig erhaltene Statue eines Kriegers, des Keltenfürsten vom Glauberg, waren Ausgangspunkt der Entscheidung, hier ein Museum und Forschungszentrum zu errichten. Der Standort wurde gewählt, um die Originalfunde inmitten der weiträumigen, 37 Hektar großen keltischen Anlage in einer Einheit aus Museum und archäologischem Park präsentieren zu können.
Das Gebäude wurde 2011 fertiggestekllt und mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er die „Auszeichnung vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2011“ des Hessischen Finanzministeriums und der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, die unter dem Thema „Qualitätvolle Lösungen für Tourismus, Freizeit und Erholung“ stand,[2] und einen Preis des Deutschen Stahlbaus 2012.[3]
Dauerausstellung
Das Museum wurde am 5. Mai 2011 mit seiner Dauerausstellung eröffnet. Es präsentiert Originalfunde aus den Grabungen der hessischen Landesarchäologie in ihrem historischen und wissenschaftlichen Kontext. Im Mittelpunkt stehen die herausragenden Funde vom Glauberg,[4] insbesondere die 1,86 Meter große vollplastische Figur des „Keltenfürsten“, die beim Freilegen des Kreisgrabens um den großen Grabhügel ans Tageslicht kam. Sie zeigt Schmuck und Waffen, die ganz ähnlich denen sind, mit denen der Krieger in Grab 1 ausgestattet war, das im Bereich unmittelbar vor dem Museum ausgegraben wurde. Die Ausstellung zeigt auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes zur keltischen Epoche und zum Glauberg Einblicke in verschiedene Facetten keltischer Kultur. Ziel der Keltenwelt am Glauberg ist es, ein keltisches Machtzentrum des 5. Jahrhunderts v. Chr. umfassend erfahrbar zu machen.
Sonderausstellungen (Auswahl)
2013/14: Mit Hightech auf den Spuren der Kelten
2015: Pfeil und Bogen – Von der Steinzeitjagd zum Bogensport
2020/21: 3D-Scanning in der Archäologie; weitergeführt als digitale Ausstellung[6]
2022/23: KELTEN LAND HESSEN. Eine neue Zeit beginnt[7]
Archäologischer Park
Der Archäologische Park ist ein direkt ans Museum anschließendes, 370.000 m² großes Außengelände. Er nimmt zum einen das 20 Hektar große Gipfelplateau des Glaubergs ein, den Bereich, der die keltische Höhensiedlung und die mittelalterliche Stadtanlage trug. Die sichtbaren und verborgenen archäologischen Relikte werden auf einem archäologisch-kulturhistorischen Rundwanderweg erklärt.
Zum anderen erstreckt sich das Freigelände unterhalb des Museums, dessen große Glasfassade auf den in seiner ursprünglichen Lage rekonstruierten großen keltischen Grabhügel 1 mit der anschließenden von Gräben begleiteten sogenannten „Prozessionsstraße“ gerichtet ist. 1987 waren hier die Spuren einer kreisrunden Grabenanlage, Relikte des Grabhügels, bei einem Überflug entdeckt worden. Ein zweiter, ebenfalls freigelegter Grabhügel mit der Bestattung eines keltischen Kriegers wurde durch geomagnetische Forschungen ermittelt, die im weiten Umfeld des Glaubergs erfolgten[8].
Forschungszentrum
Das noch im Aufbau begriffene Forschungszentrum bildet das dritte Standbein der „Keltenwelt am Glauberg“. Seine Anbindung an das Museum macht die Einrichtung mit dem Schwerpunkt in der vorrömischen Eisenzeit einzigartig in der deutschen Museumslandschaft. Eine Aufgabe des Forschungszentrums besteht darin, den Glauberg und sein Umfeld zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse im Museum zu präsentieren. Zudem umfasst sein Auftrag auch die Planung, Betreuung, Durchführung und Vernetzung regionaler und internationaler Forschungsprojekte zur vorrömischen Eisenzeit in Hessen. Durch diese Untersuchungen sind auch allgemeine Erkenntnisse zur Gesellschaft und Kultur der Kelten möglich.[9][10]
Die Leitung des Forschungszentrums hatte von 2010 bis 2015 Ines Balzer inne. Nach ihrem Wechsel an das Deutsche Archäologische Institut Rom wurde die Leitung 2016 von Axel G. Posluschny übernommen, der sich bereits zwischen 2004 und 2010 im Rahmen des DFG-geförderten Projektes "Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes" unter anderem mit Forschungen zum Umfeld des Glaubergs beschäftigt hatte.[11]
Im Frühjahr 2020 wurden vom zuständigen Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst bestätigt, dass ein Neubau des derzeit provisorisch im Ort Glauberg untergebrachten Forschungszentrums neben dem Museum geplant ist.[12]
Organisation
Die Keltenwelt am Glauberg ist eines der Archäologischen Landesmuseen in Hessen. In diesem Verbund repräsentiert es die Eisenzeit. Ein weiteres Archäologisches Landesmuseum ist das Saalburgmuseum in Bad Homburg vor der Höhe für die römische Zeit. Die Keltenwelt am Glauberg gehört organisatorisch zur hessenARCHÄOLOGIE, einer Abteilung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. Direktorin der Keltenwelt am Glauberg war von 2011 bis 2023 die stellvertretende LandesarchäologinVera Rupp,[13] die bis 2002 Kreisarchäologin des Wetteraukreises war. Seit 2024 ist Marcus Coesfeld Direktor der Keltenwelt am Glauberg. Ihm zur Seite steht der stellvertretende Direktor und Leiter des Museums und Archäologischen Parkes Christoph Röder.[14][15]
Mit Hilfe vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg wird gemeinschaftlich das die frühkeltischen Fürstensitze Glauberg (Hessen) und Heuneburg (Baden-Württemberg) für das nationale Vorauswahlverfahren für das Jahr 2024 [veraltet] vorgeschlagen.[19]
Literatur
Holger Baitinger, Bernhard Pinsker (Hrsg.): Das Rätsel der Kelten vom Glauberg: Glaube – Mythos – Wirklichkeit. Ausstellung des Landes Hessen in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt, 24. Mai bis 1. September 2002 (Stuttgart 2002).
Holger Baitinger, Der Glauberg – ein Fürstensitz der Späthallstatt-/Frühlatènezeit in Hessen. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 26 (= Glaubergstudien 1) (Wiesbaden 2010).
Egon Schallmayer, Katharina von Kurzynski (Hrsg.): Archäologie und Politik. Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Kontext. Internationale Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen auf dem Glauberg“ 16.–17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen. Glauberg-Forschungen 1 = Fundberichte aus Hessen Beiheft 7. Wiesbaden 2011.
Katharina von Kurzynski, Ines Balzer: Die Keltenwelt am Glauberg. Museum – Archäologischer Park – Forschungszentrum. In: Antike Welt 3 (2011), S. 46–49.
Ines Balzer: Erforschen – vernetzen – vermitteln. Das Forschungszentrum der „Keltenwelt am Glauberg“. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Neustart. Hessische Landesarchäologie 2001–2011: Konzeption – Themen – Perspektiven. In: HessenARCHÄOLOGIE, Sonderband 2 (2012), S. 121–126.
Keltenwelt am Glauberg (Hrsg.): 2500 Jahre später. Das Glauberg-Projekt = Glauberg-Schriften 1. Glauburg-Glauberg 2012.
Katharina von Kurzynski: Die Keltenwelt am Glauberg. Ein archäologisches Museum in Hessen. In: Archäologisches Nachrichtenblatt 17 / 3 (2012), S. 274–279.
Fritz-Rudolf Herrmann, Holger Baitinger, Der Glauberg am Ostrand der Wetterau. Führungsblatt zu der befestigten Höhensiedlung und den frühkeltischen Fürstengräbern bei Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis. Archäologische Denkmäler in Hessen 51 (Wiesbaden 2012).
Ralf Ferdinand Broekman u. Olaf Winkler: Das Keltenmuseum am Glauberg / The Celtic Museum at the Glauberg. Wuppertal 2012, ISBN 978-3-928766-99-9.
Eveline Grönke: Keltenmuseum am Glauberg erhält Auszeichnung im Rahmen des Preises des Deutschen Stahlbaus 2012. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 1/2013, S. 38.
Leif Hansen, Christopher F. E. Pare, Untersuchungen im Umland des Glaubergs. Zur Genese und Entwicklung eines frühlatènezeitlichen Fürstensitzes in der östlichen Wetterau. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 28 (= Glauberg-Studien 2) (Wiesbaden 2016).
Udo Recker, Vera Rupp (Hrsg.): Die „Fürstengräber“ vom Glauberg: Bergung – Restaurierung – Textilforschung. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 29 (= Glauberg-Studien 3) (Wiesbaden 2018).
Axel G. Posluschny, Does fortified always equate to defensive? Some thoughts on the fortification systems of the Glauberg hillfort. In: Tanja Romankiewicz, Manuel Fernández-Götz, Gary Lock u. Olivier Büchsenschütz (Hrsg.), Enclosing Space, Opening New Ground: Iron Age Studies from Scotland to Mainland Europe (Oxford 2019) S. 9–18.
Axel G. Posluschny, Ruth Beusing, Space as the Stage: Understanding the Sacred Landscape around the early Celtic Hillfort of the Glauberg. Open Archaeology 5, Special Issue "Unlocking Sacred Landscapes: Digital Humanities and Ritual Space", 1, 2019, S. 365–382 (https://www.degruyter.com/view/j/opar.2019.5.issue-1/opar-2019-0023/opar-2019-0023.xml).
↑Eveline Grönke: Keltenmuseum am Glauberg erhält Auszeichnung im Rahmen des Preises des Deutschen Stahlbaus 2012. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte 1/2013, S. 38.
↑Norbert Buthmann, Martin Posselt, Benno Zickgraf: Die räumliche Dimension. Geomagnetische Prospektion. In: Holger Baitinger, Bernhard Pinsker (Hrsg.): Das Rätsel der Kelten vom Glauberg: Glaube – Mythos – Wirklichkeit. Ausstellung des Landes Hessen in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt, 24. Mai bis 1. September 2002. Theiss-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 978-3-8062-1592-2, S.108–113.
↑Leif Hansen u. Christopher F. E. Pare, Untersuchungen im Umland des Glaubergs. Zur Genese und Entwicklung eines frühlatènezeitlichen Fürstensitzes in der östlichen Wetterau. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 28 (= Glauberg-Studien 2) (Wiesbaden 2016).
↑Axel G. Posluschny, Ruth Beusing: Space as the Stage: Understanding the Sacred Landscape around the early Celtic Hillfort of the Glauberg. In: Open Archaeology 5, Special Issue "Unlocking Sacred Landscapes: Digital Humanities and Ritual Space. Band2019, Nr.1, 2019, S.365–382, doi:10.1515/opar-2019-0023 (degruyter.com [XML]).
↑Udo Recker, Christoph Röder: Marcus Coesfeld M. Ed. Neuer Direktor der Keltenwelt am Glauberg. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hg.): Denkmal Hessen 2024/1. ISSN 2747-4542, S. 68f.
↑Udo Recker, Christoph Röder: Dr. Vera Rupp. Ehemalige Direktorin der Keltenwelt am Glauberg im Ruhestand. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hg.): Denkmal Hessen 2024/1. ISSN 2747-4542, S. 66f (67).
↑Udo Recker, Christoph Röder: Marcus Coesfeld M. Ed. Neuer Direktor der Keltenwelt am Glauberg. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hg.): Denkmal Hessen 2024/1. ISSN 2747-4542, S. 68f.