Die 23. kanadische Unterhauswahl (englisch23rd Canadian General Election, französisch23e élection fédérale canadienne) fand am 10. Juni 1957 statt. Gewählt wurden 265 Abgeordnete des kanadischenUnterhauses (engl. House of Commons, frz. Chambre des Communes). Ein unerwarteter Sieg der Progressiv-konservativen Partei von John Diefenbaker beendete die 22 Jahre dauernde Regierungszeit der Liberalen Partei und führte zur Bildung einer Minderheitsregierung.
Die Liberale Partei hatte fünf Wahlen hintereinander gewonnen, galt aber in der Öffentlichkeit zunehmend als arrogant und verbraucht.
Seit November 1948 hatte ein Kabinett unter PremierministerLouis Saint-Laurent regiert.
Viele Westkanadier fühlten sich von der Regierung ausgeschlossen und meinten, die Interessen der beiden größten Provinzen Ontario und Québec hätten zu viel Gewicht. 1956 wählte die Progressiv-konservative Partei John Diefenbaker zu ihrem neuen Vorsitzenden.
Diefenbakers Wahlkampagne betonte den kanadischen Nationalismus und versprach mehr Geld für Sozialprogramme. Mit einem ehrgeizigen Investitionsprogramm sollte zudem der Norden des Landes besser erschlossen werden. Diese Wahlkampagne war die erste, in der das Fernsehen eine Rolle spielte. In den Fernsehsendungen hinterließ Diefenbaker ein weitaus charismatischeren Eindruck als der amtierende Premierminister Saint-Laurent.
Die Liberalen erzielten zwar etwas mehr Stimmen, doch die Progressiv-Konservativen gewannen mehr Sitze. Allerdings fehlten 21 Sitze für die absolute Mehrheit. Diefenbaker bildete eine Minderheitsregierung und suchte fallweise die Unterstützung kleinerer Parteien. Mehrere liberale Minister wurden abgewählt.