Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) ist eine Pflanzenart in der Unterfamilie der Asteroideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie ist natürlichweise in Nordamerika verbreitet und gilt in Europa, Australien und Neuseeland als invasive Art, die manche heimische Arten verdrängt.
Die Kanadische Goldrute wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 50 und 200 (bis 250) Zentimeter. Die Stängelblätter sind lanzettlich und im vorderen Bereich gesägt. Die Blattunterseite und Stängel dicht abstehend kurzhaarig, letzterer später an der Basis verkahlend.
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Sie bildet zahlreiche, einseitswendige, deutlich gestielte, gelbe Blütenkörbchen auf der Oberseite der Rispenzweige. Die Rispenäste sind bogig gekrümmt. Die Zungenblüten sind kaum länger als die Röhrenblüten und überragen die Blütenhülle nicht. Die Blütezeit reicht von August bis Oktober. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen, Schwebfliegen und Falter. Als Früchte entstehen die für Korbblütler typischen flugfähigen Achänen mit Pappus.
Solidago canadensis variiert stark. Häufig handelt es sich um die Solidago canadensis var. altissima. Allgemein weichen die Sippen in Europa durch zahlreiche Bearbeitung von der echten nordamerikanischen Art erheblich ab. Sie werden deshalb auch als Solidago anthropogena H.Scholz ined. bezeichnet.[2]
Die Kanadische Goldrute kann mit der, meist kleineren, Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) verwechselt werden. Diese hat bis kurz unter den Blütenstand einen kahlen Stängel, während die Kanadische Goldrute spätestens ab dem Bereich der ersten Blätter behaart ist.
Vorkommen
Die Kanadische Goldrute stammt aus Nordamerika und ist vor 1648 nach Paris gekommen. Solidago canadensis var. altissima ist seit 1644 in Europa nachweisbar. Ursprünglich kommt sie in Kanada und in den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten vor.[3]
Stärkere Verbreitung in den Gärten fand diese Art erst im 19. Jahrhundert. Seit dieser Zeit tritt sie auch als Neophyt in Europa auf.[4] Sie ist aber auch ein Neophyt in Australien und in Neuseeland.[3]
In großen Kolonien wächst sie auf brachliegenden Äckern und Bahnanlagen. Es handelt sich um eine Ruderalpflanze, die als Standort Schutt, Schläge und Ufer, aber auch Gewässerränder und Auwälder bevorzugt. Insbesondere wächst sie auf tiefgründigen Sand-, Ton- und Lehmböden.
Dieser eingebürgerte Neophyt ist in ganz Europa bis in Höhenlagen von über 1200 Metern anzutreffen. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Artemisietea und kommt hier besonders in Gesellschaften der Verbände Senecion fluviatilis und Aegopodion podagrariae sowie auch der Ordnungen Onopordetalia oder Arrhenatheretalia vor.[1]
Kanadische Goldrute als invasiver Neophyt
Die Kanadische Goldrute wird als invasiver (und damit problematischer) Neophyt eingeordnet, da die wuchskräftige Zierpflanze durch die Verwilderung eine große ökologische Auswirkung hat. Sie breitet sich auf Trockenrasen- und Brachflächen, etwa entlang von Bahnstrecken, stark aus.
In wärmeren Regionen und z. B. in Ackerweinbergen oder Magerrasen beeinflussen die Dominanzbestände des Neophyten den Ablauf der Sukzession und verdrängen somit die einheimischen, lichtliebenden Pflanzen. Besonders Pflanzen mit einem sehr engen Standortschwankungsbereich sind bedroht. Daraus folgt die Gefährdung von Tierarten, die diese Pflanzen als Nahrung benötigen. Auf der anderen Seite dient die kanadische Goldrute als Nahrungsgrundlage für diejenigen Tiere, die sich an ihr Vorkommen angepasst haben. Die Verbreitung erfolgt durch Samen, Goldruten-Arten können bis zu 19.000 Samen pro Stängel produzieren. Das Verdrängungspotential der kanadischen Goldrute äußert sich auch durch unterirdische Ausläufer, die große Flächen erobern.
Die Ausbreitung der kanadischen Goldrute beschleunigt somit den Artenwandel erheblich. Die Etablierung dieses weitverbreiteten Neophyten wird durch bereits vorhandene Störungen und Landschaftsschäden ermöglicht.
Die Kanadische Goldrute wird als Zierpflanze und Bienenweide kultiviert.
Ihr Haupteinsatzgebiet in der Heilkunde ist der Nieren-Blasen-Apparat. Sie wirkt stark harntreibend.
Kanadische Goldrute kann als Färberpflanze verwendet werden. Dabei kann die gesamte Pflanze zum Färben eingesetzt werden. Die gefärbten Stoffe haben je nach Beizung eine braun-gelbe bis goldene Ausprägung. Der durchschnittliche Farbstoffgehalt der Kanadischen Goldrute beträgt 0,5 bis 4 Prozent der Trockenmasse.[7] Die Hauptfarbstoffe sind Quercetin und Astragalin. Die Wasch- und Lichtechtheit liegt auf dem gleichen Niveau wie etwa Färber-Wau und wird der Kategorie „mittel“ zugeordnet.[7]
Bekämpfung
Goldrute wirksam zu bekämpfen, ist keine leichte Aufgabe, für die man außerdem Geduld braucht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Goldrute loszuwerden:
Man mähe die Staude mehrmals und regelmäßig vor der Blüte bis auf kurz über dem Boden ab.
Man grabe sämtliche Rhizome und Wurzeln aus; aber Vorsicht, Goldruten treiben selbst aus kleinsten Wurzelteilen wieder aus.
Man schneide die Pflanze herunter und bedecke den Pflanzbereich mit einer für UV-Licht undurchlässigen Folie.
Diese sollte man im Frühjahr ausbringen und mindestens drei Monate liegen lassen.
Anschließend entferne man die abgestorbenen Pflanzenteile.
Diese effektive Methode hat jedoch den Nachteil, dass auch andere Pflanzen mit abgetötet werden, und eignet sich daher eher nur für kleine Flächen.
Um ein Aufkommen der Goldrute zu verhindern, ist es wichtig, brachliegende Flächen (Acker, Wegränder, Bachufer etc.) einzusäen, um der Pflanze keine Wachstumsmöglichkeit zu geben.
Einen bereits vorhandenen Bestand zu bekämpfen, ist wegen der hohen Regenerationsfähigkeit der Arten sehr schwierig. Erfolgschancen sind nur gegeben, wenn die Maßnahmen über mehrere Jahre hinweg vollzogen werden. Bei der Bekämpfung der Goldrute ist zum einen die Samenbildung bzw. Samenausbreitung zu verhindern, zum anderen müssen die Rhizome der vorhandenen Pflanzen so weit geschwächt werden, dass der Bestand zurückgedrängt werden kann. Dies lässt sich durch Mahd erreichen, dabei muss der Schnitt möglichst kurz erfolgen. Durch die anfänglichen Mahden wird der Neuaustrieb erhöht. Ein einmaliger Schnitt vor der Blüte kann zwar das Aussamen verhindern, schwächt die Pflanze aber kaum, es muss daher öfters gemäht werden. Prinzipiell kann das Schnittgut auf der Fläche verbleiben, ein Abtransport fördert aber die Rückentwicklung zur standortsgerechten Vegetation. Zudem ist darauf zu achten, dass tatsächlich jede einzelne Goldrute auf der betreffenden Fläche vernichtet wird, so dass nicht von diesem Punkt aus eine erneute Ausbreitung stattfinden kann. Ebenfalls sollte bei den durchgeführten Maßnahmen die Bodenverletzung möglichst gering gehalten werden (d. h., die Maßnahmen möglichst bei trockenem Wetter durchgeführt werden), da der Goldrute sonst an den offenen Stellen die Wiederbesiedlung sogar erleichtert würde.
Andere Möglichkeiten zur Bekämpfung sind das Ausstechen, das Fräsen oder auch das Zudecken von Beständen mit UV-undurchlässiger Folie (mindestens drei Monate), alle diese Maßnahmen schädigen allerdings auch die Begleitvegetation.
Quellen
Literatur
Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
Claus Mayr (Hrsg.): Was macht der Halsbandsittich in der Thujahecke? Zur Problematik von Neophyten und Neozoen und ihrer Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt. NABU-Naturschutzfachtagung vom 12. bis 13. Februar 2000 in Braunschweig. NABU, Bonn 2000 (PDF-Datei; 758 kB).
Einzelnachweise
↑ abErich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.909.
↑ Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S.492.
↑ abSolidago im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 24. Februar 2018.
↑ Clemens Alexander Wimmer: 350 Jahre Goldrute, Essigbaum und geschlitztblättriger Flieder in Deutschland. In: Zandera. Band 13, Nr. 2, 1998, S. 77–87.
↑Bundesamt für Umwelt BAFU: Invasive gebietsfremde Arten. (admin.ch [abgerufen am 6. August 2019]).
↑S. Buholzer, M. Nobis, N. Schoenenberger, S. Rometsch: Liste der gebietsfremden invasiven Pflanzen der Schweiz. Hrsg.: Infoflora. (infoflora.ch [abgerufen am 6. August 2019]).