Königsstadt (auch Königsviertel, Königsvorstadt, Georgenvorstadt) ist ein historischer Stadtteil, der zum Teil im Berliner Ortsteil Mitte liegt und sich jenseits der Bezirksgrenze in die Ortsteile Prenzlauer Berg und Friedrichshain erstreckt. Der Name Königsstadt wurde 1873 amtlich eingeführt.
Die Vorstadt vor dem Georgentor wurde dementsprechend zunächst Georgenvorstadt genannt. Die Bezeichnungen Königsstadt und Königstor wurden gebräuchlich, nachdem der erste preußische König Friedrich I. nach seiner Krönung in Königsberg 1701 durch Vorstadt und dieses Tor in seine Residenz eingezogen war.[1] Seit 1873 war der Name amtlich festgelegt.
Die Bezeichnung Königsstadt (auch: Königstadt) tragen folgende Bauwerke und Einrichtungen im Namen:
Gewerbehof der ehemaligen Königsstadtbrauerei in der Saarbrücker Straße,
das verklinkerte Bürogebäude der Königstadt-Terrassen an der Schönhauser Allee von den Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann,
das Königstadt-Carrée, das an der Ecke Moll-/Otto-Braun-Straße errichtet wurde,
das Jugendhaus Königstadt in der Saarbrücker Straße.
Die Grenze zur Stralauer Vorstadt verlief um 1800 entlang der Contrescarpe (Alexanderstraße), Sandgasse (Jacobystraße), Kurzen Straße (sie existiert nicht mehr), Baumgasse (später: Elisabethstraße, existiert nicht mehr) bis zum früheren Standort der Palisadenbewehrung (nunmehr: Palisadenstraße). Die Grenze im Westen zur Spandauer Vorstadt zog sich entlang der Prenzlauer Straße bis zum Prenzlauer Tor der Berliner Zollmauer (in Höhe der Tor- und Mollstraße). Im Nordosten reichte die Königsstadt anfänglich bis zum Bernauer Tor (später: Neues Königstor, seit 1910: Platz am Königstor) der Zollmauer. Die Berliner Zollmauer führte meist so um das Weichbild, dass die Friedhöfe entsprechend dem Preußischen Landrecht außerhalb blieben (ALR II 11 § 184), hier lag sie am Süd- und Ostrand des Begräbnisplatzes der Marienkloster- und Nikolaigemeinde.
Im Jahr 1831 wurden große vorgelagerte Flächen jenseits der Zollmauer nach Berlin eingemeindet. Die Königsstadt erstreckte sich seitdem zur neuen Berliner Stadtgrenze zu Weißensee und Wilhelmsberg bei Hohenschönhausen. Auf dieser Gebietserweiterung entstanden unter anderem die erste kommunale Parkanlage Berlins, der Volkspark Friedrichshain, das Bötzowviertel und das Winsviertel.
Die Königsstadt erlitt schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg. Die Ruine der Georgenkirche wurde bereits 1949 gesprengt. Wegen des anschließend teils neuen Zuschnitts der Straßen und der starken Bebauung mit moderner Architektur, die nicht den traditionellen Berliner Blockstrukturen folgt, ist die einstige städtebauliche Einheit des historischen Kerns der Königsstadt nordöstlich des Alexanderplatzes nicht mehr zu erkennen. Die Bezeichnung Königsstadt und Königsviertel war viele Jahre aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden, lediglich einige historische Bauten behielten es in ihrem Namen. Mit der Fertigstellung eines neuen Hochhaus-Komplexes an der Moll- Ecke Otto-Braun-Straße Ende 2010 wurde der historische Name auf diese Ecke übertragen, die nun Königstadt-Carrée heißt.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl des Stadtteils Königsviertel (so der amtliche Name der Königsstadt seit 1873) stieg von 41.713 im Jahr 1867 bis auf 197.518 im Jahr 1910.[4]
Königsstadt-Brauerei
Obwohl nicht in der Königsstadt gelegen, trägt die ehemalige Brauerei Königstadt diesen Namen.[5] Das großflächige Gelände der alten Brauerei beherbergt eine Genossenschaft mit kleinteiligen Gewerbeeinrichtungen. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz.[6]
Wissenschaft und Bildung
In den Jahren 1913/1914 erhielt das Königstädtische Lyzeum in der Greifswalder Straße 25 einen Neubau nach Plänen von Ludwig Hoffmann.[7] Heute dient das Gebäude der Kurt-Schwitters-Schule, einer integrierten Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe.
Friedrich Nicolai, Karlheinz Gerlach (Hrsg.): Beschreibung der königlichen Residenzstadt Berlin, darunter Die Königsvorstadt, sonst auch Königsstadt. S. 75 ff., Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1987, ISBN 3-379-00195-3.
↑Friedrich Leyden: Groß-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933 (darin: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin, S. 206)
↑Martin Albrecht, Stefan Klinkenberg: Die Brauerei Königstadt. Industriegeschichte in Berlin-Prenzlauer Berg. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-605-5.