Die Königsfarngewächse (Osmundaceae),[1][2] auch Rispenfarngewächse genannt, sind die einzige Familie der Pflanzenordnung Osmundales innerhalb der Klasse der Echten Farne. Die drei bis vier Gattungen mit 16 bis 36 Arten gedeihen in gemäßigten bis tropischen Gebieten fast weltweit.[1][2] Es sind terrestrisch wachsende Farne.
Die meisten Vertreter hatten einen kurzen baumförmigen Stamm, der sich aber bei den heutigen Vertretern meist im Boden verbirgt. Der Stamm ist ein Blattspur- beziehungsweise Blatt-Wurzel-Stamm; das heißt, der größte Teil des Stammes wird von Blattfüßen und Wurzeln gebildet.
Der Stamm ist bei den rezenten Arten eine Siphonostele mit Innenxylem. Die Blätter besitzen Nebenblätter.
Die Sporangien sitzen an eigenen Sporophyllen (Osmunda cinnamomea) oder an bestimmten Abschnitten der Trophophylle (Osmunda regalis). Sie stehen an kleinen Stielchen terminal an den letzten Verzweigungen des Blattes. Bei Todea und etlichen fossilen Formen finden sich auch auf der Blattunterseite angeheftete Sporangien.
Die Sporangien sind nicht zu Sori zusammengefasst und es fehlt ihnen ein Anulus. Sie sind groß und enthalten 128 bis 512 Sporen. Die Sporangienwand ist einschichtig[3]. Am Scheitel des Sporangiums sitzt eine Gruppe verdickter Zellen, die das Aufreißen bewirkt (manchmal als Anulus bezeichnet). Indusium und Spreuschuppen fehlen.
Das Prothallium ist bis 4 Zentimeter groß, langlebig und kann mehrere Jahre alt werden. Es ist grün und lebt autotroph oberirdisch. Mykorrhiza ist nicht nachgewiesen.
Die Familie Osmundaceae wurde am 3. August 1820 durch Ivan Ivanovič Martinov in Tekhno-Botanicheskīĭ Slovar': na latinskom i rossīĭskom iazykakh. Sanktpeterburgie, S. 445 aufgestellt. Typusgattung ist OsmundaL. Der Gattungsname Osmunda bezieht sich auf den angelsächsischen Herrscher Osmund, der im 8. Jahrhundert lebte. Ein Zusammenhang mit dem nordischen Donnergott Thor, der den Beinamen „Osmunder“ hat, ist nicht belegt.[4]
Die Ordnung Osmundales sind die Schwestergruppe aller übrigen leptosporangiaten Farnen.[5] Die Osmundales vermitteln zwischen den Marattiales und den übrigen leptosporangiaten Farnen. Zum einen zeitlich, da sie seit dem Perm bekannt sind und ihre Hauptentfaltung im Mesozoikum hatten; zum anderen morphologisch, etwa durch die dickwandigen, einzelstehenden Sporangien, ihren Vegetationspunkt und das Prothallium.[6] Diese Stellung wurde durch molekularbiologisch gestützte phylogenetische Studien unterstrichen.[7]
Die Arten der Familie Osmundaceae sind von gemäßigten bis tropischen Gebieten fast weltweit verbreitet. In China gibt es zwei Gattungen mit etwa acht Arten, eine Art davon kommt nur dort vor.[1][2]
Die Familie Osmundaceae ist monophyletisch und enthält drei bis vier Gattungen mit 16 bis 36 Arten:[1][2][5]
Königsfarne (OsmundaL.[9]): Die etwa zehn Arten sind fast weltweit verbreitet. Sie gedeihen von gemäßigten bis tropischen Gebieten; hauptsächlich auf der Nordhalbkugel und in den Subtropen; seltener in der Neotropis, drei Arten kommen in Nordamerika vor.[2][1][8]
Alan R. Smith, Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Petra Korall, Harald Schneider, Paul G. Wolf: A classification for extant ferns. In: Taxon. Volume 55, Issue 3, 2006, S. 705–731. doi:10.2307/25065646
↑Andreas Bresinsky, Christian Körner, Joachim W. Kadereit, Gunther Neuhaus, Uwe Sonnewald: Lehrbuch der Botanik. Hrsg.: Eduard Strasburger. 36. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-1455-7, S.787.
↑Lotte Burkhardt 2022: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen – Berlin: Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2022. doi:10.3372/epolist2022.
↑ abcd
Alan R. Smith, Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Petra Korall, Harald Schneider, Paul G. Wolf: A classification for extant ferns. In: Taxon. Volume 55, Issue 3, 2006, S. 705–731. doi:10.2307/25065646
↑Walter Zimmermann: Phylogenie der Pflanzen. Ein Überblick über Tatsachen und Probleme. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Gustav Fischer, Stuttgart 1959, S. 295.
↑
Kathleen M. Pryer, Eric Schuettpelz, Paul G. Wolf, Harald Schneider, Alan R. Smith, Raymond Cranfill: Phylogeny and evolution of ferns (Monilophytes) with a focus on the early leptosporangiate divergences. In: American Journal of Botany. Band 91, Nr. 10, 2004, S. 1582–1598, DOI:10.3732/ajb.91.10.1582.