Juhan Aaviks Vater war Andres Aavik ( 20. Juni 1851–1918), seine Mutter Epp Aavik (* 20. Oktober 1857; † nach 1900). Andres war Lehrer, Chorleiter und Dirigent eines Blasorchesters.[1] Hier erhielt Juhan den ersten Zugang zur Musik, da er schon früh in den Ensembles seines Vaters mitsingen und mitspielen durfte. Er besuchte die Schule in Paistu und erhielt Klavierunterricht bei Friedrich August Saebelmann. Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, ging er nach Sankt Petersburg und studierte am dortigen Konservatorium.[2] Aavik graduierte 1907 im Fach Trompete unter Vassili Vurm, 1911 in Musiktheorie und Komposition unter Anatoli Ljadow, Nikolai Solowjow, Jāzeps Vītols und Alexander Glasunow.[1][3]
Juhan Aavik heiratete Alma Aavik (* 20. Oktober 1885;† 2. Dezember 1977 in Stockholm, Schweden) Sie hatten zwei Söhne, Karl (* 1913) und Juhan jun. (* 1916). Juhan jun. war Cellist und wurde 1941 verhaftet. Sein Schicksal ist unbekannt.[4]
Von 1911 bis 1925 lebte Aavik in Tartu, Estland. Hier arbeitete er als Dirigent. Er war von 1911 bis 1915 Musikdirektor am Vanemuine und war einer der Gründer der Tartu Kõrgem Muusikakool [Höhere Musikschule Tartu], deren Direktor er von 1919 bis 1925 war. 1925 ging er nach Tallinn, wo er eine der führenden Figuren des dortigen Musiklebens wurde.[1][3] Er initiierte fast alle wichtigen Ereignisse des estnischen Musiklebens.[3] Bis 1933 war er Dirigent und Musikdirektor am Estonia Theater. Ab 1925 unterrichtete er am Konservatorium in Tallinn und wurde 1928 Professor. Von 1933 bis 1940 und von 1941 bis 1944 leitete er das Konservatorium als Direktor.[3] Von 1929 bis 1940 war er Vorsitzender des Estnischen Chorverbands, er war Gründungsmitglied der Vorgängervereinigung der Vereinigung der estnischen Komponisten, der Akademischen Gesellschaft der estnischen Musiker im Jahr 1924, Vorsitzender der Musikabteilung des estnischen Kulturministeriums von 1934 bis 1940, Leitender Dirigent der estnischen Liederfeste IX, X und XI und vieler anderer Liederfeste. Von 1924 bis 1940 war er Herausgeber und Co-Autor der Musikzeitung Musikaleht.[3] 1944 übersiedelte Aavik nach Schweden und wurde dort Dirigent der estnischen Liederfestivals von 1948 bis 1961. Zu seinen Schülern zählte unter anderem Vardo Holm (1911–2001).[5]
Werke (Auswahl)
Die Balti Humanistik Ühling [Baltische humanistische Gesellschaft] hat im Jahr 1968 einen Katalog mit den Werken Juhan Aaviks herausgegeben.[6] Er schuf über 200 Werke. Das Estonian Music Information Centre hat eine Liste mit Werken Aaviks veröffentlicht.[7]
Bühnenwerke
Kaval-Ants ja Vanapagan [Kaval-Ants und Vanapagan] op. 100
Kaval-Ants ja Vanapagan ist ein Singspiel nach dem Märchen von August Kitzberg. Das Sujet ist in Estland bekannt. Es handelt vom jungen Kaval-Ants der mit seiner Schläue seinen Herrn Vanapagan, ein teufelartiges Wesen, immer wieder hereinlegt. Es besteht aus drei Akten mit 22 Nummern für Solisten Chor und Sinfonieorchester.
Herbstraum
Sügisunelm [Herbstraum] ist eine Oper, die Juhan Aavik 1935 nach einem Libretto von Aksel Kaurahu, das er unter seinem Pseudonym Ell Undla schrieb, komponierte.
Drei Stücke für Trompete und Klavier op. 179; 1969
Für Viola und Klavier
Elegische Suite; 1945
Pastorale op. 130a; 1955
Rahulik viis [Ruhige Melodie] op. 159; 1959; Bearbeitet eine gleichnamigen Klavierstückes
Für Violine und Klavier
Albumblatt; 1936
Erinnerung an die Jugend op. 88; 1944
Schicksal und Hoffnung op. 37 Nr. 1; Lied ohne Worte; 1945
Dei Tänze; 1945; I. Gavotte II. Poco allegretto moderato III. Minuet
Poem; 1945
Violinsonate; 1952
Fantasie op. 130; zur Erinnerung an die Deportierten; für Violine mit Klavier oder Orgel; 1955; „Die weite emotionale Spannbreite der Fantasie wird durch umfangreich Struktur erreicht, von stark kontrastierenden Timbres, die durch ein konservatives Harmonieschema ausbalanciert werden.“[11]
Pastorale op. 133b; 1956
Lied ohne Worte op. 140; 1956
Für Violoncello und Klavier
Lied der Hoffnung; 1945
Lyrische Stücke, Suite; 1945
Meie Intsu, meie Antsu
Für 2 Violinen
Poem op. 80; 1944
Für Klaviertrio
Poeem [Gedicht] für Violine, Cello und Klavier, Tallinn, 1938 OCLC249449308
Klaviertrio; 1957
Für 2 Piccoloflöten und Querflöte
Trio
Für Streichquartett
Suite für Streichquartett; 1915
Für Streichquartett und Klavier
[Gott schütze, Estland]; 1951
Für Orgel
Orgelsonate op. 114; I. Allegro moderatomaestoso, II. Andante misterioso III. Finale, Allegro energico; 1951[12]
Porkuni mälestused [Erinnerungen an Porkuni] op. 27, Klaviersuite, 1930 I Lossi verametel [Schloss Verametel] OCLC838364890 II Albumileht [Albumblatt] OCLC838365080 III Linnukesed [Vögel] OCLC838365176 IV Kellad [Glocken] OCLC838365346 V Barkaroll [Barcarole] OCLC838365487
Capriccio op. 28; 1930/1931
Tango op. 32; 1932
Erinnerungen an die Jugend op. 47; 1940
Etüde in C-Dur op. 50; 1938
Album für die Jugend und Musik zu Hause op. 78; 1942
50 Estnische Volkslieder IV, Stockholm, 1960 OCLC775004492
Er schrieb noch viele weitere Klavierstücke; Kammermusikwerke, Chorwerke mit Instrumenten und acapella, und viele Lieder. Er schrieb auch sehr viele Musikstücke und Lieder für Kinder.[3]
Unterrichtswerke
Kooli leelo 1 : algkooli nooremate klasside lauluvara [Gesangsressourcen für die jüngeren Schulklassen], 1956 OCLC890914871
Kooli leelo II: algkooli nooremate klasside lauluvara, 1960 OCLC890915192
Bücher
In den Jahren 1965 bis 1969 veröffentlichte er in Stockholm eine vierbändige estnische Musikgeschichte: Geschichte der estnischen Musik in 4 Bänden; Stockholm; Band 1 und 2, 1965;[14] Band 3 und 4, 1969; (estnisch)
Biografie: Muusika radadelt; mälestusi ja mõlgutusi eluteelt; [Wege der Musik, Erinnerungen aus meinem Leben]; Toronto; 1959 (estnisch)[15]
Einspielungen
Koduma op. 9; Estnische Rhapsodie op. 26; Suite nach estnischen Volksliedern op. 62. In: Eesti Helisalvestised 1939 = Estonian Sound Recordings 1939; Estnisches Rundfunkstaatsorchester; Ltg Juhan Aavik; EMTA; 2009/2010[16]
Fantasie op. 130 für Violine und Orgel. In: Works for Violin & Organ Vol. 6; Robert Murray (Violine); Ardyth Lohuis (Orgel); Raven OAR-923[11]
Fantasieparaphrase für Kontrabass und Klavier. In: Ludwig Juht – eine Legende; Lea Leiten (Klavier), Kaupo Olt (Kontrabass); 2007
Hoja! Jumal! Eestit! In: Songs through the year, J. Pärg; 2003;[3]
CD „Estonia, my native land“, Eesti Kaitseväe Orkester (1998); Orchestra of the Defence Forces, Estonian National Male Choir, Ltg. Peeter Saan
Literatur
Nicolas Slonimsky: Baker’s Biographical Dictionary of Musicians. 7. Aufl. Schirmer Books, New York, NYNoten 1984, ISBN 0-02-870270-0.
Juhan Aavik in: Nicolas Slonimsky; Baker’s Biographical Dictionary of Musicians; 5th.edition; Schirmer; 1958
Weblinks
Juhan Aavik Seite des Estonian Music Information Centers; Biografie, Werkliste, Diskographie und Hörbeispiele
↑ abcAavik, Andres. In: Eesti Entsüklopeedia. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2017; abgerufen am 8. Februar 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/entsyklopeedia.ee
↑Juhan Aavik. In: Mart Saar; Cyrillus Kreek; Anton Kasemets (Hrsg.): Eesti lauluvara; Koorilaulude antoloogia. BandI, 1925, S.121ff. (estnisch, digar.ee).
↑ abcdefghAavik, Juhan. Estonian Music Information Centre, Art Media Agency OÜ, abgerufen am 8. Februar 2017.
↑Võitleja = The Combatant : ülemaailmne Eesti sõjameeste ja vabadusvõitlejate häälekandja. 1. Januar 1978, S.6 (estnisch, online [abgerufen am 23. August 2019]).
↑Ken-Erik Jürma: “Halloomees” Vardo Holm. Teekäija, Oktober 2011, abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
↑Aavik, Juhan. Estonian Music Information Centre, Art Media Agency OÜ, abgerufen am 9. Februar 2017.
↑Juhan Aavik: Eesti rapsoodia: 1930. J. Aavik, Eesti 2009 (ester.ee [abgerufen am 6. Januar 2022]).
↑Juhan Aavik: Süit eesti rahvaviisidest, op. 42. J. Aavik, Tallinn 2009 (ester.ee [abgerufen am 6. Januar 2022]).
↑Juhan Aavik, Villem Grünthal-Ridala: Kodumaa: kantaat: segakoori, baritoni solo ja orkestrile. J. Aavik, Tallinn 2009 (ester.ee [abgerufen am 6. Januar 2022]).