Dieser Artikel behandelt den NSDAP-Politiker Josef Leopold. Zum Raubmörder siehe Joseph Leopold, zum Kupferstecher und Verleger siehe Joseph Friedrich Leopold.
In das oktroyierte Berufsheer der Ersten Republik übernommen, absolvierte er zwischen 1920 und 1923 die Heeresschule in Enns mit Bestnote „Sehr gut“ in allen Fächern. Als Absolvent der Heeresschule und Nicht-Maturant konnte er jedoch nur den DienstgradHauptmann erreichen. 1932 schied er aus dem Bundesheer aus und widmete sich voll der Politik.
Bereits 1919 wurde er Mitglied in der DNSAP. 1925 wurde er Kreisleiter des Waldviertels, zum 5. September 1926 trat er der sich Adolf Hitler unterstellenden österreichischen NSDAP bei (Mitgliedsnummer 50.416).[1] Am 29. August 1927 wurde er zum Gauleiter von Niederösterreich ernannt[2][3]. 1932 zog er für die NSDAP in den Landtag von Niederösterreich ein und wurde daraufhin zum Landesrat ernannt. Nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 saß Leopold – trotz seiner Immunität als vom Volk gewählter Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag und Landesrat – mehrfach in Haft. Seit 29. Januar 1935 war er Landesleiter der NSDAP in ganz Österreich, stand aber in Konkurrenz zur einflussreichen Kärntner Landesgruppe. Seine Vorstellungen von einem gewaltsamen Umsturz in Österreich wurden Ende Januar 1938 publik und als die Räume der illegalen NSDAP durchsucht wurden, fand man verräterische Dokumente zum Tavs-Plan, womit die österreichischen Nazis bloßgestellt waren. Am 21. Februar 1938 wurde Leopold von Hitler als Landesleiter abgesetzt.
Nach dem „Anschluss“ wurde Leopold am 23. Mai 1938 zum politisch bedeutungslosen Reichsinspekteur der NSDAP- und SA-Gruppenführer ernannt, mit Dienstsitz in München. Nach diesem politischen „Kaltstellen“ ließ er sich – inzwischen zum Oberstleutnant (tit.) der Wehrmacht befördert – im Oktober 1939 reaktivieren; eineinhalb Jahre später, in den ersten Tagen des Deutsch-Sowjetischen Krieges, fiel er als Kommandeur eines Znaimer Schützen-Bataillons während einer Befehlsausgabe durch einen Volltreffer. Sein Grab befindet sich neben der Kirche von Worsowska in Wolhynien.
Karl Glaubauf: Die Volkswehr 1918–1920 und die Gründung der Republik. Österreichische Militärgeschichte, Sonderband 1993 (Folge 1), ZDB-ID 1431979-2. Stöhr, Wien 1993, ISBN 3-901208-08-9.
Josef Leopold:Erster von Hitler ernannter Gauleiter Niederösterreichs. In: Stefan Eminger, Ernst Langthaler, Klaus-Dieter Mulley: Nationalsozialismus in Niederösterreich. Opfer. Täter. Gegner. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2021 (= Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern. Band 9), ISBN 978-3-7065-5571-5, S. 39–41.