In seinen Arbeiten übt Haslinger Gesellschaftskritik und thematisiert den Umgang mit der Geschichte des Landes Österreich. Seine sozialkritischen Analysen transportiert er in einer differenzierten und prägnanten Erzählweise. 1992 begründete Josef Haslinger die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch mit, deren erster Vorsitzender er gemeinsam mit Willi Resetarits bis 1993 war.
Haslinger lehrte von 1996 bis 2021 als Professor für Literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Als Mitglied der Leitungsebene war er mehrmals Direktor des Instituts der Universität Leipzig.
Haslinger ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und war ab Mai 2013 für zwei Jahre dessen Präsident.[3] Er wurde im Mai 2015 als Vorsitzender bestätigt;[4] im April 2017 kündigte er an, nicht erneut zur Verfügung zu stehen.[5] Seine Nachfolgerin wurde Regula Venske. Im Oktober 2022 wurde José F. A. Oliver als Nachfolger von Interimspräsident Haslinger zum Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland gewählt. Haslinger hatte das Amt nach dem Rücktritt von Deniz Yücel im Mai 2022 übernommen.[6]
Werk
Sein 1995 erschienener Politthriller Opernball, bei dem ein terroristischer Anschlag auf den Wiener Opernball aus unterschiedlichen Sichten geschildert wird, machte ihn über die Grenzen Österreichs bekannt.[7] 1998 entstand aus dem Buch ein dreistündiger Fernsehfilm mit internationaler Besetzung: Opernball – Die Opfer/Die Täter. Im Jahr 2019 wurde eine Bühnenfassung des Romans unter der Regie von Alexander Charim mit nur sechs Schauspielern auf der Spielstätte Volx/Margareten des Wiener Volkstheaters inszeniert.[8] Josef Haslinger zeigt sich „sehr angetan von dem Ganzen“.[9]
In seinem 2007 erschienenen Werk Phi Phi Island verarbeitete Haslinger seine Erlebnisse während des Thailand-Urlaubs seiner Familie über Weihnachten 2004. Haslinger, seine Frau Edith sowie die Kinder Sophie und Elias erlebten auf Phi Phi Island den Tsunami hautnah. Nur mit viel Glück überlebten alle Familienmitglieder die Naturkatastrophe.
In dem 2020 erschienenen Werk Mein Fall berichtet Josef Haslinger von dem ihm als Kind im Sängerknabenkonvikt des Stiftes Zwettl widerfahrenen sexuellen Missbrauch durch drei Pädagogen, darunter der Religionslehrer Gottfried Eder. Haslinger beschreibt darin sowohl die Übergriffe als auch seine Anstrengungen, den Fall bei der „Unabhängigen Opferschutzkommission“ der österreichischen Bischofskonferenz vorzutragen.[10]
Child in Time. Ein literarisches Bilderbuch über die Zumutungen des Jungseins. Fotografisch eingerichtet von Maix Mayer. Faber & Faber, Leipzig 2019, ISBN 978-3-86730-137-4
amerika. ein reiseepos. (Erzählung auch in: Zugvögel). Haslinger liest und rapt in Begleitung von den Posaunisten Bertl Mütter und Werner Puntigam. Schallplatte 1993, später auch als CD. Produziert vom hr2.
ROTWEISSBUCH. Österreichische Autoren zum Anschluß 1938. Gangan, Graz/Wien 1988, ISBN 3-900530-13-0.
Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller? Berichte aus der Werkstatt. Hrsg. zus. mit Hans-Ulrich Treichel, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2005, TB: ISBN 978-3-518-12395-9.
Schreiben lernen – Schreiben lehren. Hrsg. zus. mit Hans-Ulrich Treichel, Fischer, Frankfurt/Main 2006, TB: ISBN 978-3-596-16967-2.
Nachtasyl – Die Heimat der Heimatlosen, Dokumentarfilm, 2010[14]
Literatur
Joanna Drynda: Schöner Schein, unklares Sein. Poetik der Österreichkritik im Werk von Gerhard Roth, Robert Menasse und Josef Haslinger. Rys-Studio, Poznań 2003, ISBN 83-88856-26-X. Poznań, Univ., Diss. 2002.
↑Morten Freidel: Feind des Machtgeplänkels. Dem Schriftsteller Josef Haslinger zum Sechzigsten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Juli 2015, S. 11.
↑Opernball. In: volkstheater.at. Archiviert vom Original am 7. Februar 2020; abgerufen am 7. Februar 2020.