Jemilahs Vater Mahmood war ein malaysischer Muslim, seine Frau hatte chinesische Wurzeln.[3] Insgesamt hat Jemilah 13 Geschwister und Halbgeschwister, die teils dem Islam, teils dem Christentum und teils dem Buddhismus anhängen. Ihrer eigenen Aussage zufolge half ihr dieses Umfeld, Toleranz für die Verschiedenartigkeit der Menschen zu entwickeln und mehr Wert auf Respekt und Liebe zu legen als auf Hautfarben, Religionen und Glaubensrichtungen.[5] Als sie neun Jahre alt war, starb ihr Vater und als Halbwüchsige half sie auf Betreiben ihrer Mutter ihren väterlichen Verwandten dabei, Schulbücher und Bedarfsgegenstände aus Singapur zu besorgen. „Ich wuchs in einer Familie auf, die es gewohnt war, anderen zu helfen. In unserem Haus lebten wir mit anderen Familien zusammen. Meine Eltern zögerten nie, Menschen zu unterstützen – sie waren sehr großzügig und freundlich.“[1]
Als der Kosovokrieg ausbrach, kontaktierte Jemilah Mahmood mehrere Hilfsorganisationen, um den Zivilisten im Kriegsgebiet zu helfen. Da sie keine Antwort erhielt, organisierte Jemilah im Jahr 1999 nach dem Vorbild von Ärzte ohne Grenzen eine eigene Gruppe Freiwilliger. Angesichts der weltpolitischen Lage wollte sie eine Organisation schaffen, die an Orten Hilfe leisten konnte, wo westlichen Organisationen der Zutritt erschwert oder verweigert wurde.[1] Ursprünglich als eigene Projekt vorgesehen, erhielt sie so viele Spenden aus der Bevölkerung und Hilfe von anderen Ärzten, dass sie die Medical Relief Society Malaysia, kurz MERCY Malaysia genannt, gründete, die heutzutage international tätig ist. Sie selbst sagte dazu:
„Ein wichtiger Punkt darin, eine humanitäre Vorkämpferin zu sein, war Malaysier zu überzeugen, dass Gebäude und Autobahnen zu bauen nicht der entscheidende Schritt sind, eine Industrienation zu werden. Es geht darum, Menschen zu helfen. Es geht darum, allen mit Mitgefühl zu begegnen. Wenn wir diese Rolle weltweit spielen wollen, warum sollten wir uns darauf beschränken, Asiaten oder Malaysier zu sein?[5]“
Zunächst war Jemilah mit ihren Freiwilligen im Kosovo tätig. Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen passte sie ihre Arbeit der jeweiligen Kultur an, womit sie die Würde der Empfänger ihrer Hilfe wahrte.[8] Während des Bürgerkriegs in Afghanistan konnte sie auf diese Weise einen zunächst widerwilligen Stammesführer der Taliban überzeugen, sie die Frauen medizinisch versorgen zu lassen. In Krisengebieten bewegte sie sich mitunter an vorderster Front, verlor Kollegen und wurde selbst verletzt. So wurde sie im Irak im April 2003 aufgrund einer Verwechslung an der Hüfte angeschossen.[3]
Jemilah Mahmoods Tätigkeiten fokussierten dabei stets auf langfristige Verbesserung der medizinischen Versorgung sowie Schulung von Fachkräften vor Ort. 2004 gründete sie in Darfur im Sudan ein Geburts- und Gesundheitszentrum für Frauen. Nach dem Tsunami im Dezember desselben Jahres sowie dem Erdbeben im Folgejahr in Banda Aceh koordinierte Jemilah die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung, renovierte das Gunung Sitoli Hospital und half dabei, zwei Gesundheitszentren wieder aufzubauen. Auch errichtete sie mit Hilfe ihrer Organisation eine Schule, die Krankenpfleger ausbildete.[1] Als der Zyklon Nargis 2008 Myanmar verwüstete, baute MERCY Malaysia unter Jemilahs Führung 13 Gesundheitszentren wieder auf.[8] Zudem erweiterte Jemilah das Programm der Organisation um Katastrophenprävention und -vorbereitung, womit MERCY Malaysia 2002 als eine der ersten Hilfsorganisationen das Total Disaster Risk Management einführte. Ausgestattet mit diesen Kenntnissen wurde Jemilah zur Mitbegründerin des Asian Disaster Reduction and Response Network (ADRRN), das lokale Nichtregierungsorganisationen unterstützt.[1]
Im Jahr 2009 gab Jemilah den Vorsitz der MERCY Malaysia ab und schrieb sich für das Program of Executive Development des International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne in der Schweiz ein. Ihre Motivation dafür war eigenen Angaben zufolge, ihre Führungsqualitäten zu stärken und mehr über Globalisierung zu lernen.[9] Seitdem war sie zunehmend bei internationalen Organisationen außerhalb Malaysias tätig. Von 2009 bis 2011 war sie Vorsitzende der humanitären Abteilung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen und organisierte 2014 – 2015 als Vorsitzende des verantwortlichen Sekretariats den UN World Humanitarian Summit.[2]
seit März 2022: Verwaltungsrat des Pharmaunternehmen Roche[11]
Im Laufe ihres Lebens arbeitete die Ärztin in mehreren Gremien von Hilfsorganisationen, darunter Teach for Malaysia, Save the Children und Humanitarian Accountability Partnership International. Des Weiteren war sie stellvertretende Vorsitzende des International Council of Voluntary Agencies (ICVA) und ist aktives Mitglied des United Nations Disaster Assessment & Coordination Team (UNDAC).[6] Im März 2012 wurde sie eingeladen, dem Rat des Overseas Development Institute in Großbritannien beizutreten.[6]