Thurber verbrachte seine Kindheit und Jugend in Columbus. Durch einen Unfall verlor er im Alter von sieben Jahren das linke Auge; auch sein rechtes Auge wurde verletzt, was in späteren Jahren zu einer vollständigen Erblindung führte.
Von 1913 bis 1917 studierte Thurber an der Ohio State University, die er 1918 ohne Abschluss verließ, da er aufgrund seiner Sehschwierigkeiten nicht an einem obligatorischen ROTC-Ausbildungsprogramm teilnehmen konnte. Allerdings gelang es ihm, während seiner Studienzeit umfangreichere literarische Kenntnisse zu erwerben. Posthum verlieh die Ohio State University ihm 1995 den Ehrendoktortitel.[1]
Nach dem Studium arbeitete er als Angestellter für die US-Regierung in Washington, danach bei der amerikanischen Botschaft in Paris, bis er schließlich Auslandskorrespondent für eine Chicagoer Zeitung wurde. In den Jahren zwischen 1918 und 1926 schrieb Thurber für verschiedene amerikanische und französische Zeitungen. 1927 begann er, als Redakteur für die Wochenzeitschrift The New Yorker zu arbeiten, an deren Erfolg er einen maßgeblichen Anteil hatte. Seine Kurzgeschichten, Fabeln und Anekdoten und nicht zuletzt seine Zeichnungen prägten entscheidend das Erscheinungsbild des New Yorker.[2]
Wegen seiner fortschreitenden Erblindung war es Thurber ab Anfang der vierziger Jahre nicht mehr möglich, seine Artikel selbst zu schreiben. Er musste seine Texte nun diktieren, was ihn zunehmend verbitterte und sich in seinem Spätwerk häufig als Misanthropie und auch Frauenfeindlichkeit äußerte. Auch nach der völligen Erblindung war er jedoch bis zu seinem Schlaganfall und Tode im Herbst 1961 weiterhin als Schriftsteller tätig und nahm sogar des Öfteren aktiv an Theateraufführungen teil.[3]
In seinen humoristischen Erzählungen, Fabeln und Zeichnungen drückte Thurber den Gegensatz zwischen der Naivität der Einzelnen und der Komplexität der modernen Welt aus, wobei er besonders Themen wie Sexualität, Psychoanalyse und Probleme der Kommunikation im technischen Zeitalter als Sujets wählte.
Trotz der unverkennbar humoristischen Züge haben Thurbers Geschichten jedoch nahezu ohne Ausnahme einen ernsteren oder tragischen Hintergrund.[4]
Charakteristisch für sein Werk sind kleine, private Szenen, die Ehe als unerklärter Kleinkrieg und die Absurditäten des Alltags, hinter denen sich Tieferes verbirgt und an denen seine Protagonisten oftmals scheitern. Zu den typischen Thurber-Figuren gehört der „kleine Mann“ als schüchterner, leicht neurotischer Träumer, dessen Identität in einem tristen Alltag von aggressiven Frauen, gleichförmigen Menschenmassen oder Technik bedroht wird. Häufig flüchtet er wie sein bekanntester Vertreter Walter Mitty in die Scheinwelt der Phantasie.[5]
Werke
The Last Flower
Is Sex Necessary? (1929) (mit E. B. White) (dt. Warum denn Liebe?)
My Life and Hard Times (1933) (dt. Man hat's nicht leicht)
The Owl in the Attic and Other Perplexities (1931)
The Seal in the Bedroom and Other Predicaments (1932)
↑Vgl. Jens Martin Gurr: James Thurber: The Secret Life of Walter Mitty. In: Michael Hanke (Hrsg.): Interpretationen · Amerikanische Short Stories des 20. Jahrhunderts. Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-017506-2, S. 36–43, hier S. 36.
↑Vgl. Jens Martin Gurr: James Thurber: The Secret Life of Walter Mitty. In: Michael Hanke (Hrsg.): Interpretationen · Amerikanische Short Stories des 20. Jahrhunderts. Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-017506-2, S. 36–43, hier S. 37. Siehe auch James Thurber: His Life and Times (Memento des Originals vom 21. Oktober 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thurberhouse.org. Auf: Thurber House. Abgerufen am 3. Januar 2015.
↑Vgl. John V. Hagopian: James Thurber. In: John V. Hagopian, Martin Dolch (Hrsg.): Insight I · Analyses of American Literature, Hirschgraben Verlag Frankfurt a. M. 1971, S. 236–242, hier S. 236 f.
↑Vgl. Jens Martin Gurr: James Thurber: The Secret Life of Walter Mitty. In: Michael Hanke (Hrsg.): Interpretationen · Amerikanische Short Stories des 20. Jahrhunderts. Reclam jun. Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-017506-2, S. 36–43, hier S. 36f.