Das Sortiment der Homann Feinkost GmbH wird in Bad Essen-Lintorf, Rogätz, Poznań und Charzyno produziert.[2] Für Großverbraucher liefert Homann seine Produkte mit Großpackungen an Kunden in der Gastronomie, Hotellerie und an Kantinen, darüber hinaus betreibt die Gruppe durch ihre eigene Spedition EMHaGe, einer Abkürzung für Eingetragene Margarine Handelsgesellschaft, die Lagerhaltung, Logistik und Transport.
Geschichte
Gründung und Expansion
Im Jahr 1876 gründete Fritz Homann (1848–1914) eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik in Dissen am Teutoburger Wald und begann 1882 zusätzlich mit der Aufnahme der Margarineproduktion. Die Expansion in der Produktion von Margarine führte 1896 zur Einstellung von Produktion und Vertrieb der Fleisch- und Wurstwaren.
Nach dem Tod des Firmengründers Fritz Homann im Jahr 1914 übernahmen die Söhne Fritz (1885–1937) und Hugo Homann (1889–1978) die Leitung des Unternehmens. Sie wandelten das Unternehmen 1927 in eine Aktiengesellschaft um.
Unternehmenssparte Margarine und Feinkost
1924 nahm Homann in Dissen eine eigene Fette-Raffinerie in Betrieb, wodurch die Fabrik später die Markenmargarine „Homa Gold“ herstellen konnte.
Das Sortiment wurde 1956 um Feinkostsalate, Fischfeinkost, Remouladen, Dressings und Würzsaucen erweitert. 1961 erfolgte die Eröffnung des ersten eigenen Feinkostwerkes in Dissen.
Unternehmenssparte Transport
Der Vertrieb zu den Kunden erfolgte zunächst mit eigenen Lastkraftwagen im Werkverkehr. Dafür wurden zwei Transport-Genehmigungen inklusive Lkw aufgekauft. Auch eigene Eisenbahn-Güterwagen wurden für den Transport verwendet.
Am 13. April 1954 wurde die Emhage Transportgesellschaft mbH als eigenständige Spedition in das Handelsregister eingetragen. Als Basis wurden die beiden LKW in die neue Firma eingebracht. Der Name Emhage stand einst für „Eingetragene Margarine Handelsgesellschaft“. 2024 sind mehr als 30 Fahrzeuge für den Transport der Produkte der Homann Gruppe in der Unternehmensgruppe Theo Müller im Einsatz.[3]
Unternehmenssparte Hochseefischerei
Fritz Homann beteiligte sich 1904 an der Gründung der Grundmann & Gröschel Hochseefischerei in Geestemünde. Ein 1930 bei Seebeck in Wesermünde gebauter Fischdampfer der Reederei trug unter dem FischereikennzeichenPG 395 den Namen Fritz Homann. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Reederei etliche Dampferverluste und Zerstörungen am Landbetrieb zu verzeichnen. Die Familie Homann war entscheidend am Wiederaufbau des Unternehmens beteiligt. Grundmann & Gröschel bereederte auch die Schiffe der Homann Hochseefischerei GmbH in Bremerhaven. In der Flottenliste tauchen auch die Namen HANS HOMANN (Baujahr 1953), CHRISTIAN HOMANN (Bj. 1954) und HUGO HOMANN (Bj. 1956) auf. Am 1. April 1961 fusioniert Grundmann & Gröschel mit der Hochseefischerei Carl Kämpf zur Hochseefischerei Kämpf & Co. KG, in die auch Konsul Hugo Homann mit Kapitalmehrheit eintrat. Das Fangfabrikschiff BX 689 FRITZ HOMANN wurde als erstes Schiff unter der Kämpf-Flagge in Dienst gestellt. Die Gesellschaft wurde am 24. September 1970 aufgelöst, die Homann-Gruppe hatte das Interesse an der Fischerei verloren.[4]
Unternehmenssparte Holzwerkstoffe
1929 erwarb die Fritz Homann AG ein Sägewerk in Herzberg am Harz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion von Holzfaserplatten und Spanplatten aufgenommen. Heute sind in dieser Sparte die beiden in München ansässigen Unternehmen Homann Holzwerkstoffe GmbH und deren Tochter Homanit GmbH & Co. KG tätig. Sie betreiben Standorte in Deutschland, Polen und Litauen.
Verlust der Eigenständigkeit und weitere Entwicklung
1991 wurde die Feinkostsparte durch Unilever übernommen. 1993 baute Unilever das Werk Dissen zu einer der modernsten Salatfabriken Europas aus. 1998 verkaufte Unilever Homann an die Gilde Investment.[5] 2007 kaufte Heiner Kamps die Gesellschaft über seine International Food Retail Capital (IFRC) von der britischen Henderson Europe Partners, die Homann 2004 übernommen hatten, für 180 Millionen Euro.[6] Das operative Geschäft wurde von der HK Food GmbH betrieben, an der die Unternehmensgruppe Theo Müller 80 Prozent der Anteile besitzt.[7]
Homann-Produkte wurden und werden auch unter zahlreichen Handelsmarken wie Ofterdinger, Voss oder Gloria vertrieben. Durch Übernahmen kamen die Marken Hamker (2008), Nadler und Lisner (2009) sowie Weser Feinkost, Rügen Feinkost (2010) und Nordfish (2016)[8] zu Homann.[9] Dabei wurden Werke der übernommenen Unternehmen zum Teil umgehend geschlossen.[10]
Ende Juni 2017 wurde vom Aufsichtsrat der Theo-Müller-Gruppe beschlossen, den Stammsitz in Dissen bis 2020 aufzugeben und stattdessen im sächsischen Leppersdorf neu zu bauen.[12][13] Auch in Bad Essen, Bottrop und Floh-Seligenthal war geplant, die Werke zu schließen, sobald der Neubau in Betrieb geht. 1.550 Mitarbeiter waren betroffen, 1.000 davon in Dissen. In Leppersdorf sollten 800 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Betriebsrat zeigte sich enttäuscht, auch da ein Alternativkonzept zeige, dass ein Neubau am Stammsitz ca. 100 Millionen Euro weniger koste und forderte die schnellstmögliche Erstellung eines Sozialplans für die Mitarbeiter. Ein Sozialplan wurde im September 2017 erstellt. Mitarbeiter bei Homann gingen davon aus, dass viele Mitarbeiter schon vor 2020 das Unternehmen verlassen würden.[14][15] Am 27. April 2018 teilte die Unternehmensgruppe Theo Müller mit, die Produktion an den bestehenden Standorten in Dissen, Bad Essen sowie in Bottrop und im thüringischen Floh-Seligenthal nun doch fortzusetzen.[16]
Ende Juli 2019 wurde das durch die Übernahme von Rügen Feinkost zu Homann gelangte Fischfeinkost-Werk in Sassnitz wegen ungenügender Erweiterungsmöglichkeiten geschlossen, die Produktion nach Poznań verlagert.[17] Das Werk im thüringischen Floh-Seligenthal wurde ebenfalls 2019 geschlossen.[18]
Verkauf der Salatsparte und Schließung des Stammwerkes Dissen
Im Juni 2021 wurde das schrittweise Aus für den bisherigen Homann-Hauptstandort Dissen bekannt. Müller verkaufte die Homann-Sparte Feinkostsalate an das niederländische Unternehmen Signature Foods. Da Signature Foods nur die Marke übernahm, wurde die Salatproduktion am Standort Dissen, in der bisher rund 400 der insgesamt etwa 1000 Mitarbeiter des Werks einmal beschäftigt waren, zum Jahresende 2021 eingestellt. Der Standort Dissen war für andere Produkte bis Sommer 2022 noch in Betrieb, bis die Erweiterung des Standorts Bad Essen-Lintorf fertig war, wohin Homann die Produktion von Dressings und Soßen verlagerte. Den ebenfalls verkauften Standort Bottrop (Produktion von Fischfeinkost) übernimmt die NB Manufaktur GmbH & Co. KG, ein Unternehmen der Wernsing Food Family GmbH & Co.[19][20] Vor dem Teilverkauf war die Homann-Gruppe mit mehr als 750 Produkten Marktführer der Feinkostbranche in Deutschland und hatte europaweit rund 3000 Beschäftigte.
Seit dem 31. Oktober 2022 ist der Homann-Standort Dissen geschlossen und eine über 100-jährige Ära ging zu Ende. Das 13 Hektar große Grundstück an der Bahnhofstraße wurde Ende 2022 an die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft übergeben. Konkrete Planungen zur Folgenutzung des Geländes sollen unter Beteiligung des Rates der Stadt Dissen a. T. W. sowie von Bürgern entwickelt werden.[21]
Kritik
Im Jahr 2017 wurden bei mehreren Feinkost-Salaten die Rezepturen geändert, was durch die Verbraucherzentrale Hamburg analysiert und kritisiert wurde. So wurde beim Eiersalat der Anteil der wertgebenden Zutat Ei von 58 auf 50 Prozent reduziert, was im Vergleich zu Produkten anderer Hersteller der niedrigste Wert war. Der Fettanteil wurde gesteigert. Darüber hinaus beinhalte die neue Rezeptur Konservierungsstoffe, insbesondere das Natriumbenzoat (E 211), was nach Verbraucherzentrale als umstritten gilt. Positiv bewertet die Verbraucherzentrale, dass die Menge an Salz reduziert wurde. Im Fleischsalat des Konzerns sei in der neuen Rezeptur das AntioxidationsmittelCalcium-dinatrium-EDTA (E 385), so dass Fazit der Verbraucherzentrale[22][23]
„Eine deutlich schlechtere Qualität wird als ‚neue Rezeptur‘ verkauft und schick verpackt über die Ladentheke geschoben. Bei kritischen Nachfragen dazu werden Verbraucher im wahrsten Sinne des Wortes abgespeist.“
Im Juni 2021 wurden sechs Produkte Homanns durch die Verbraucherzentrale Hamburg als „Mogelpackung des Monats“ bewertet. Die Saucen seien bei reduzierter Füllmenge und gesteigertem Zuckeranteil um 88 Prozent teurer geworden.[24][25]
↑Werner Beckmann: Die Reedereien der Hochsee- und Heringsfischerei in Bremerhaven. Band 40 der neuen Reihe der Sonderveröffentlichungen des Heimatbundes der Männer vom Morgenstern, Bremerhaven 2003, Seiten 101 und 124, ISBN 3-931771-40-7
↑Bundeswettbewerbsbehörde: Zusammenschlussanmeldung - Bekanntmachung gemäß § 10 Abs 3 Z 2 KartG, Theo Müller; IFR Capital; IFR Jersey vom 28. Dezember 2009, abgerufen am 4. April 2011.
↑Die Homann-Tochter Lisner übernahm die Nordfish-Foodmark Sp. z o.o. im nordpolnischen Charzyno, die Fischkonserven unter der Marke Polarica produziert.[1]