Helmut Schmidt-Kirstein wurde 1909 im sächsischen Aue als erster Sohn des Bahnhofsvorstehers Friedrich Schmidt und von Anna Schmidt (geborene Schnädelbach) geboren. Im Jahr 1910 zog die Familie Schmidt nach Neumark bei Reichenbach im Vogtland, im Folgejahr wurde sein Bruder Erich geboren, der später unter dem Namen Hans-Erich Schmidt-Uphoff als Maler und Graphiker bekannt wurde. Von 1920 bis 1922 wohnte die Familie Schmidt wieder in Aue, anschließend bis 1925 in Lauter und ab 1925 in Zwickau, wo Schmidt-Kirstein zusammen mit seinem Bruder das Realgymnasium besuchte und 1929 mit dem Abitur abschloss.
Im Jahr 1923 reiste Schmidt-Kirstein das erste Mal an die Ostsee. Drei Jahre später folgte die erste Reise in die bayrischen und österreichischen Alpen. In Zwickau beeindruckte ihn eine von Hildebrand Gurlitt organisierte Ausstellung u. a. mit Gemälden von Max Pechstein und Pablo Picasso: „Picasso gehört von da an zu meinen Heiligen… Damals war ich Primaner des Realgymnasiums. Ich musste Maler werden! Mit meinem Bruder malte ich um die Wette. Unsere erste Ausstellung 1927 im Realgymnasium in Zwickau erregte einiges Aufsehen. Alles war auf Farbe und Komposition gestellt …“[2] Im Jahr 1928 folgte die Teilnahme an einer Gemeinschaftsausstellung im Münchner Glaspalast.
In seiner Studienzeit verbrannte Schmidt-Kirstein sein gesamtes Frühwerk. Sein Bruder Erich Schmidt-Uphoff schrieb dazu in einem Brief an Dieter Hoffmann: „Mein Bruder hatte einen Bildband über Picasso erstanden und war in heller Begeisterung entflammt. In einer Anwandlung von Minderwertigkeitsgefühl gegenüber Picasso hat Helmut sein ganzes Frühwerk verbrannt … Darunter waren viele Aquarelle, die jedem Vergleich mit späteren Arbeiten standgehalten hätten.“[2] Schmidt-Kirstein äußerte sich dazu in einem Interview mit Hans-Joachim Müller: „Arbeiten, in die Brücke-Elemente geraten seien, habe er wieder vernichtet … Wenn sie künstlerisch tätig werden wollen, müssen sie besessen sein. Und an sich selber glauben, sich gegen andere abgrenzen, zu sich selber finden!“.[2]
Im Jahr 1931 lernte Schmidt-Kirstein die Kunsthandwerkerin Annemarie Oeder kennen, die er 1937 heiratete. Im Jahr 1939 wurde ihr Sohn geboren, der spätere Schriftsteller George Tenner (Pseudonym). Schmidt-Kirstein nahm 1934 Lehraufträge in Marienberg, Reitzenhain, Freiberg und Riesa wahr. Er erhielt 1936 einen Lehrauftrag in Bischofswerda. Zusammen mit Annemarie Oeder war er in der Textilgestaltung tätig. Er ließ sich 1940 in Bischofswerda nieder und wurde als Funker zum Militärdienst in den Zweiten Weltkrieg einberufen. Er war an zahlreichen Kriegsfronten im Einsatz, u. a. in Stalingrad, Italien und Südfrankreich und wurde dreimal verwundet.
Im Jahr 1945 kehrte Schmidt-Kirstein aus dem Kriegseinsatz zurück. Er begegnete in Bischofswerda Ursula Voß, der Ehefrau des Malers Kurt Voß. Im Jahr 1946 erfolgte die Trennung von Annemarie Oeder. Schmidt-Kirstein ließ sich zusammen mit Ursula Voß in Dresden als freischaffender Künstler nieder. Er wurde Mitglied der Dresdner Künstlergruppe Der Ruf (1945–1948) und 1951 Mitglied der Künstlergruppe Das Ufer. Im Jahr 1952 heiratete er Ursula Voß. Drei Jahre später zog er ins Künstlerhaus Dresden-Loschwitz. Im Jahr 1957 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Nach dem Tod seiner Frau 1983 stellte Helmut Schmidt-Kirstein sein künstlerisches Schaffen ein. Er starb am 27. März 1985 in Dresden. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Loschwitzer Friedhof an der Seite seiner Gattin.
1954: Zwickau, Künstler aus Zwickau. Ausstellung anläßlich des 40 Jährigen Bestehens des Städtischen Museums, 25. April 1954 – 6. Juni 1954, Städtisches Museum Zwickau[7]
1956: Dresden, 750 Jahre Dresden, Juni bis August 1956, Albertinum
1984: Dresden, „Das Ufer“, 12. September 1984 – 14. Oktober 1984, Pretiosensaal des Dresdener Schlosses
1985: Dresden, Grafik aus Dresdner Werkstätten, 4. Mai 1985 – 16. Juni 1985, Galerie Rähnitzgasse 8, Dresden
1989: Dresden, 65 Jahre Kunstausstellung Kühl, 18. Juni 1989 – 29. Juli 1989, Kunstausstellung Kühl
1990: Berlin, Die Kunst der frühen Jahre. 1945–1949. Malerei und Grafik, 18. April 1990 – 20. Mai 1990, Neue Berliner Galerie im Alten Museum Berlin
2013: Dresden, Helmut Schmidt-Kirstein. Ein Dresdner Klassiker der Moderne, 10. Juli 2013 – 13. September 2013, Villa Eschebach
Literatur
Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen: Teil 2. Antifaschistische Künstler/innen in Ausstellungen der SBZ und der DDR. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2000, ISBN 3-89739-040-X, doi:10.1466/20061109.27.
Martin Papenbrock: „Entartete Kunst“, Exilkunst, Widerstandkunst in westdeutschen Ausstellungen nach 1945 : eine kommentierte Bibliografie. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 1996, ISBN 3-932124-09-X, S.539, doi:10.1466/20061106.93.
Schmidt-Kirstein, Helmut. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S.200 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Schmidt-Kirstein, Helmut. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 839/840