Harry Reynolds (* 14. Dezember 1874 in Balbriggan; † 16. Juli 1940 ebenda) war ein irischer Bahnradsportler und Weltmeister.
Im Alter von 18 Jahren begann Harry Reynolds mit dem Radsport. Laut Anekdoten trainierte er, indem er mit der Dampfeisenbahn von Balbriggan nach Skerries um die Wette fuhr, und einmal soll er auf einem Rad mit starrem Gang rückwärts den Berg hoch ein Rennen gewonnen haben.[1] 1895 wurde „The Balbriggan Flyer“, wie er genannt wurde, zweifacher irischer Meister, über fünf und über 50 Meilen. 1896 wurde er in Ordrup bei Kopenhagen Weltmeister im Sprint der Amateure. Im Jahr darauf belegte er bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Glasgow Platz drei.[2]
Reynolds war der erste irische Radsport-Weltmeister der Geschichte. Es dauerte anschließend 117 Jahre, bis ein zweiter Ire, Martyn Irvine, die zweite Bahnrad-Goldmedaille gewann. Bei der Siegerehrung, die durch den dänischen König Christian IX. vorgenommen wurde, kam es zu einem Eklat, weil die Gastgeber den britischen „Union Jack“ hissten und die britische Nationalhymne „God Save the Queen“ spielten. Erst nach einem wütenden Protest Reynolds‘, dass er Ire sei, wurde eine grüne Fahne hochgezogen und ein irisches Lied gespielt. Als er mit dem Schiff in Irland erwartet wurde, kamen rund 150 000 Menschen, um Reynolds zu begrüßen, der sich jedoch nicht auf diesem Schiff befand. Als er wenige Tage später eintraf, brach der gesamte Verkehr zusammen, weil die Straßen von Menschen bevölkert waren, um ihm zuzujubeln.
Später wurde Harry Reynolds Profi und fuhr Rennen in ganz Europa, USA, Australien und Neuseeland. 1907 startete er gemeinsam mit Engländer Jimmy S. Benyon beim Sechstagerennen in New York. Bei der Ablösung stürzten beide schwer, so dass sie das Rennen aufgeben mussten.[3]
Seine Weltmeisterschafts-Medaille gab Reynolds einem Freund in Balbriggan zu treuen Händen. 1920 wurde der Ort während des Irischen Unabhängigkeitskriegs von den englandtreuen Black and Tans, einer paramilitärischen Gruppe, niedergebrannt (bekannt als Sack of Balbriggan[4]), und die Medaille ging verloren.
Jährlich wird in Balbriggan das Harry Reynolds Memorial ausgetragen. An seinem Elternhaus ist eine Gedächtnisplakette angebracht, und eine Straße ist nach ihm benannt. Auch sein jüngerer Bruder Bob Reynolds war als Sportler erfolgreich, gewann mehrere irische Meistertitel im Radsport und bestritt als Torhüter ein Länderspiel für die irische Fußballnationalmannschaft.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Martyn Irvine: How he won Ireland's first gold in 117 years auf bbc.co.uk v. 22. Februar 2013 (englisch)
- ↑ Viele Jahre blieb Reynolds der einzige männliche irische Medaillengewinner im Bahnradsport. Erst 2013, bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2013 in Minsk, gelang es Martyn Irvine, WM-Medaillen für Irland zu erringen.
- ↑ The Day, 9. Dezember 1907
- ↑ balbriggan.net (engl.)
- ↑ Where Cyclists Score. In: Echo (London). 20. Mai 1905, S. 2 (Online – British Newspaper Archive: Quelle nur gegen Entgelt zugänglich).
Weblinks
1893 Arthur A. Zimmerman |
1894 August Lehr |
1895 Jaap Eden |
1896 Harry Reynolds |
1897 Edwin Schrader |
1898 Paul Albert |
1899 Thomas Summersgill |
1900 Alphonse Didier-Nauts |
1901 Émile Maitrot |
1902 Charles Piard |
1903 Arthur L. Reed |
1904 Marcus Hurley |
1905 Jimmy S. Benyon |
1906 Francesco Verri |
1907 Jean Devoissoux |
1908 Victor Johnson |
1909, 1910, 1911, 1913 William Bailey |
1912 Donald McDougall |
1914–1919 nicht ausgetragen |
1920 Maurice Peeters |
1921 Henry Brask Andersen |
1922 Thomas Johnson |
1923, 1924 Lucien Michard |
1925 Jaap Meijer |
1926 Avanti Martinetti |
1927 Mathias Engel |
1928 Willy Falck Hansen |
1929 Antoine Mazairac |
1930 Louis Gérardin |
1931 Helge Harder |
1932 Albert Richter |
1933 Jacobus van Egmond |
1934 Benedetto Pola |
1935 Toni Merkens |
1936 Arie van Vliet |
1937, 1938 Jef van de Vijver |
1939 Jan Derksen |
1940–1945 nicht ausgetragen |
1946 Oscar Plattner ;|
1947 Reginald Harris |
1948 Mario Ghella |
1949 Sydney Patterson |
1950 Maurice Verdeun |
1951, 1952 Enzo Sacchi |
1953 Marino Morettini |
1954 Cyril Peacock |
1955 Giuseppe Ogna |
1956, 1957 Michel Rousseau |
1958, 1959 Valentino Gasparella |
1960 Sante Gaiardoni |
1961, 1962 Sergio Bianchetto |
1963 Patrick Sercu |
1964 Pierre Trentin |
1965 Omar Pchakadse |
1966, 1967, 1969, 1970, 1971, 1973, 1975 Daniel Morelon |
1968 Luigi Borghetti |
1972 nicht ausgetragen |
1974, 1978 Anton Tkáč |
1976 nicht ausgetragen |
1977 Jürgen Geschke |
1979, 1983, 1985, 1987 Lutz Heßlich |
1980 nicht ausgetragen |
1981, 1982 Sergei Kopylow |
1984 nicht ausgetragen |
1986 Michael Hübner |
1988 nicht ausgetragen |
1989, 1990 Bill Huck |
1991 Jens Fiedler
(anschließend wurde die Trennung zwischen Amateuren und Profis aufgehoben. Weitere Resultate unter Weltmeister im Sprint)