Schlange-Schöningen, dessen Herkunftsort schon in Weimarer Zeit seinem Geburtsnamen angefügt wurde, war von 1921 bis 1928 Mitglied des Preußischen Landtags für die DNVP, deren Vorsitzender des Landesverbandes der Provinz Pommern er war.[1] 1924–1932 saß er im Reichstag (Weimarer Republik). Die 1928 erfolgte Wahl Alfred Hugenbergs zum Vorsitzenden der DNVP bewog ihn im November 1929, den Landesvorsitz niederzulegen, aus der DNVP-Reichstagsfraktion auszuscheiden und schließlich die Partei zu verlassen. Bei der Reichstagswahl 1930 wurde er für die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), die er mit weiteren Dissidenten aus der DNVP sowie mit auf Landvolk-Listen schon bei der Reichstagswahl 1928 gewählten Politikern als Deutsches Landvolk neu gegründet hatte, in den Reichstag gewählt. Er vertrat die Partei, die mit ihren 19 Abgeordneten im Reichstag bei dessen prekären Mehrheitsverhältnissen für Reichskanzler Heinrich Brüning durchaus eine wichtige Rolle spielte, von Oktober 1931 bis Juni 1932 als Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für die Osthilfe in dessen zweitem Kabinett. Während dieser Zeit hat er auch den Plan entwickelt, deutschen Siedlern die Auswanderung nach Brasilien zu ermöglichen, wodurch dann die Siedlung Rolândia entstand.[4] Schlange-Schöningens Sohn Joachim wurde 1933 selber Siedler in Rolândia.[5]
In der Reichstagswahl Juli 1932 und der Reichstagswahl November 1932 wurde die Landvolkpartei mit 0,2 bzw. 0,1 % bedeutungslos. Schlange-Schöningen verlor sein Mandat und seine politische Tätigkeit endete vorerst.
Nach seiner Flucht aus Pommern in den Westen gehörte Schlange-Schöningen 1945 zu den Mitbegründern der CDU in Plön und Ostholstein. 1946/47 gehörte er dem Zonenbeirat für die britische Besatzungszone an. Schlange-Schöningen leitete dort das Zentralamt für Ernährung und Landwirtschaft und gehörte ab 1947 dem Direktorium des Ersten Wirtschaftsrates des Vereinigten Wirtschaftsgebietes („Bizone“) an und war dort für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zuständig. Die gleichen Gebiete verantwortete er ab 1948 als Direktor im Verwaltungsrat des Zweiten Wirtschaftsrates („Trizone“), dem sog. Kabinett Pünder. In dieser Zeit galt Schlange-Schöningen als führender Kopf der CDU im Norden Deutschlands, die eine liberal-konservative Grundausrichtung besaß.[7] Er hatte aber keinen großen Einfluss in der Bundes-CDU.
Hans Schlange-Schöningen war der Sohn des Rittergutsbesitzers Ernst Schlange (1851–1925). Hans Schlange-Schöningens jüngerer Bruder Ernst Schlange (1888–1967) wurde Offizier, arbeitete ab 1921 als Landwirt und saß 1932 für die NSDAP im Reichstag. Hans Schlange-Schöningens Vetter Ernst Schlange (1888–1947) war ebenfalls NSDAP-Politiker, er war zeitweise Gauleiter sowie 1932/1933 Abgeordneter im Preußischen Landtag.
Schlange-Schöningen wurde in Wuppertal beigesetzt. Nach der Auflösung der Grabstätte verbrachte man diesen und die Grabsteine weiterer ursprünglich andernorts bestatteter Familienangehöriger auf den Friedhof in Schwaneberg (Uckermark), wo sich auch die Ruhestätte seines Sohnes Ernst-Siegfried befindet.[9][10]
Am Tage danach. Hammerich und Lesser, Hamburg 1946.
Literatur
Daniel Hildebrand: Hans Schlange-Schöningen (1886–1960). Direktor beim Frankfurter Wirtschaftsrat. In: Günter Buchstab, Brigitte Kaff, Hans-Otto Kleinmann (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand zur Union. Herausgegeben im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung. Herder, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-451-20805-9, S. 438–445.
Reichsminister Dr. h. c. Schlange-Schöningen, der Modernist unter den Agrariern. In: O.B. Server (das ist Georg Schwarz): Matadore der Politik. Sechsundzwanzig Politikerporträts mit 26 Karikaturen von Erich Goltz. Universitas Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft, Berlin 1932, S. 115 ff.
Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
↑Ernst Schlange, Gerichtsasssessor a. D., In: Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz Pommern. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Handbuch der Königlichen Behörden, 4. Auflage, In: Niekammer`s Güter-Adressbücher, Band I, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 72 f.
↑Gerhard Fischer, Gesellschaft der Freunde und Förderer der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock e. V. (Hrsg.): Landwirte im Widerstand 1933 – 1945 (Begleitheft zur Ausstellung). Rostock 2005, ISBN 3-86009-288-X, S. 79
↑Helmut Kistler: Die Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1985.
↑Ein Pommer an der Themse. In: Die Pommersche Zeitung. Nr. 50/2007, S. 10–11.